Psychische Belastungen haben eine negative Auswirkung auf den Knochenstoffwechsel
In einer aktuellen Studie konnte gezeigt werden, dass sich psychische Belastungen negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken. In früheren wissenschaftlichen Untersuchungen haben Forschende herausgefunden, dass chronischer psychosozialer Stress die Knochenheilung massiv behindert.
Wie die Universität Potsdam in einer Mitteilung berichtet, hat ein Forschungsteam unter der Leitung der Potsdamer Sport- und Gesundheitssoziologin Prof. Dr. Pia-Maria Wippert herausgefunden, dass uns akuter und chronischer Stress langfristig in die Knochen „fahren“. Die Forschenden konnten in einer Studie nachweisen, dass sich eine längere physiologische Belastung wie chronischer Stress oder aber ein frühkindliches Trauma auch Jahre später noch negativ darauf auswirken, wie sich unser Knochenstoffwechsel an hohe Stressbelastungen anpassen kann. Die Ergebnisse wurden in der medizinischen Fachzeitschrift „Psychotherapy and Psychosomatics“ veröffentlicht.
Knochenstoffwechsel passt sich an erhöhte Belastung an
In einem ersten Schritt fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass sich der Knochenstoffwechsel während einer akuten Depressionsepisode an die erhöhte Belastung anpasst. In einem zweiten Schritt gelang es dem Forschungsteam zu zeigen, dass diese Anpassung – unabhängig vom Geschlecht – unterschiedlich stark ausfällt und die Ursachen dafür in der biografischen Belastung einer Person zu suchen sind.
Konkret gibt es bei Menschen mit einer hohen physiologischen Belastung, zum Beispiel durch chronischen Stress, gar keine oder eine nur noch reduzierte anabole Anpassung. Personen, die ein frühkindliches Trauma erlebt haben, zeigen durch die damit einhergehende höhere Stressreaktivität während einer Depressionsepisode wiederum eine überschießende anabole Reaktion. Bei beiden biografischen Belastungsformen steigt das Risiko einer geringeren Knochenmineraldichte.
„Die Differenzierung einer unterschiedlichen metabolischen Anpassung entlang der biografischen Risikolast wird mit Blick auf Medikation und Therapieformen bedeutsame Konsequenzen in der Behandlung von depressiven Patienten haben“, so Pia-Maria Wippert. „Diese Erkenntnis könnte ein wesentlicher Schritt für die Prävention altersbedingter Erkrankungen wie Osteoporose, Arthrose und Marschfrakturen sein.“
Veränderung der Knochen
Pia-Maria Wippert und ihre Potsdamer Kollegin Karin Würtz-Kozak hatten bereits 2015 damit begonnen, die Wechselwirkungen zwischen Depressionen, neuroendokrinen Stressreaktionen und dem Knochenstoffwechsel zu untersuchen. Bei ersten Knochenmikrostrukturanalysen an Mäusen, die zuvor frühkindlichem Stress ausgesetzt waren, gelang es ihnen, Veränderung der Knochen, beispielsweise in Hinblick auf neuronale Strukturen, aufzuzeigen. Im Austausch mit verschiedenen Spezialisten stellten sie weitergehende Untersuchungen an und überprüften die im Tierexperiment identifizierten Parameter mithilfe von Blutproben aus einer Humanstudie (DEPREHA).
Knochenheilung wird behindert
Auch andere wissenschaftliche Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass sich Stress negativ auf die Knochen auswirken kann. So stellte ein Forschungsteam der Universität Ulm gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus Kalifornien fest, dass chronischer psychosozialer Stress die Heilung von Knochenbrüchen stört. Ihre Studie wurde vor wenigen Monaten in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Potsdam: Stress macht morsche Knochen – Studie zeigt, dass sich psychische Belastungen negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirken, (Abruf: 29.10.2019), Universität Potsdam
- Psychotherapy and Psychosomatics: Alterations in Bone Homeostasis and Microstructure Related to Depression and Allostatic Load, (Abruf: 29.10.2019), Psychotherapy and Psychosomatics
- Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS): Chronic psychosocial stress compromises the immune response and endochondral ossification during bone fracture healing via β-AR signaling, (Abruf: 29.10.2019), Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)
Wichtiger Hinweis:
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