Positive Wirkung von Musik auf Stress und körperliche Beschwerden
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Musik positiv auf unsere Gesundheit auswirken und uns beruhigen kann. Eine neue Studie belegt nun, dass Musikhören zum Stressabbau geeignet ist und auch gegen körperliche Beschwerden hilft. Vor allem eine bestimmte Art der Musik hat positive Effekte.
Musikhören im Alltag kann stressreduzierend wirken und körperliche Symptome lindern. Das zeigen Psychologinnen und Psychologen der Universität Wien in einer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“. Menschen mit chronischen körperlichen Leiden beantworteten dazu regelmäßig Fragen zum subjektiven Befinden und zu ihrem Musikhörverhalten. Parallel dazu wurden biologische Indikatoren für Stress im Speichel erhoben, um mögliche psychobiologische Mechanismen zu erforschen, die solchen positiven Effekten zugrunde liegen. Die Art der Musik spielte dabei ebenfalls eine Rolle.
Effekte des Musikhörens in einem natürlichen Umfeld
Wie es in einer Mitteilung der Uni heißt, wurde die positive Wirkung von Musik auf Stress und körperliche Beschwerden bislang primär im Labor oder im Klinikkontext untersucht.
Die Forschenden des Music & Health Lab um den Klinischen Psychologen Urs Nater von der Universität Wien wählten demgegenüber einen alltagsnahen Ansatz und untersuchten in Kooperation mit der psychologischen Forschungs-, Lehr- und Praxisambulanz der Universität Wien die gesundheitsförderlichen Effekte des Musikhörens in einem natürlichen Umfeld unter Zuhilfenahme mobiler Technologien.
Welche Art von Musik ist für welche Personen unter welchen Umständen zur Linderung Stress-abhängiger körperlicher Beschwerden geeignet? Welche biopsychologischen Mechanismen liegen den positiven Effekten des Musikhörens im Alltag zugrunde? Diesen Fragen ging Anja Feneberg, Mitarbeiterin des Music & Health-Lab, gemeinsam mit Urs Nater sowie Ko-Autorinnen auf den Grund.
Frauen tendenziell häufiger betroffen
Den Angaben zufolge wurden insgesamt 58 Frauen untersucht, von denen die meisten bereits seit über einem Jahr unter körperlichen Symptomen wie Schmerzen, Erschöpfung oder Übelkeit litten. Es wurden ausschließlich Frauen untersucht, weil es Unterschiede zwischen den Geschlechtern hinsichtlich der Effekte von Musik gibt und Frauen tendenziell häufiger von Stress-abhängigen körperlichen Leiden betroffen sind.
Während 14 aufeinanderfolgenden Tagen führten die Probandinnen ein „elektronisches Tagebuch“ in ihrem Alltag mit sich und beantworteten mittels einer App jeweils sechs Mal am Tag Fragen zu ihrem aktuellen Befinden, körperlichen Beschwerden, Stressniveau und ihrem Musikhörverhalten. Zusätzlich gaben sie bei jeder App-Eingabe eine Speichelprobe ab. Diese Proben wurden nach Abschluss der Erhebung von den Forscherinnen und Forscher auf die beiden biologischen Stressindikatoren Cortisol und Alpha-Amylase getestet.
Fröhliche Musik wirkt besonders gut
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Musikhören körperliche Beschwerden mildert. Die Musik linderte zwar nicht direkt die körperlichen Leiden, hatte jedoch einen Einfluss auf das empfundene Stressniveau und so auch eine indirekte Wirkung auf den Körper.
„Wir konnten somit einen wichtigen Mechanismus identifizieren: Musikhören im Alltag hatte in unserer Studie zunächst einen stressreduzierenden Effekt, und diese Stressreduktion zog dann eine Besserung körperlicher Symptome nach sich“, erläutert Anja Feneberg.
Zudem fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heraus, dass insbesondere Musik, die als fröhlich empfunden wurde, einen lindernden Effekt auf den Körper hatte, und Musik, die als beruhigend empfunden wurde, mit einem körperlichen Entspannungszustand zusammenhing.
„Auf Basis dieser Ergebnisse planen wir im nächsten Schritt eine musikbasierte Intervention, die flexibel und gezielt im Alltag zur Stressreduktion und Linderung körperlicher Beschwerden eingesetzt werden kann und die direkt auf die Bedürfnisse von Betroffenen zugeschnitten ist“, sagt Urs Nater. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Wien: Musikhören hilft gegen Stress und körperliche Beschwerden, (Abruf: 21.12.2021), Universität Wien
- Feneberg, A. C., Mewes, R., Doerr, J., & Nater, U. M.: The effects of music listening on somatic symptoms and stress markers in the everyday life of women with somatic complaints and depression; in: Scientific Reports, (veröffentlicht: 15.12.2021), Scientific Reports
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.