Einfluss des Blutdrucks auf das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle
Forschende fanden jetzt heraus, dass beide Werte des Blutdruckmesswerts, der systolische und der diastolische Blutdruck, unabhängig voneinander auf das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls hindeuten können.
Bei der aktuellen Untersuchung von Kaiser Permanente wurde festgestellt, dass beide Werte des Blutdruckmesswerts unabhängig voneinander auf das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hindeuten. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Blutdruckmesswerte von mehr als einer Million Menschen wurden ausgewertet
Die Untersuchung umfasste die Analyse von mehr als 36 Millionen Blutdruckmesswerten von mehr als einer Million Menschen. Die Ergebnisse der Studie stehen im Widerspruch zu früheren Forschungsergebnissen, denen zufolge ein hoher systolischer Blutdruck mit größerer Wahrscheinlichkeit als ein diastolischer Druck zu unerwünschten gesundheitlichen Auswirkungen führt. Die aktuelle Studie wertete eine große Menge an Daten aus, um eine grundlegende Frage zu beantworten, und sie gibt eine klare Antwort, sagen die Autoren. Wenn die Ergebnisse genau betrachtet werden, zeigt sich, dass sowohl der systolische als auch der diastolische Druck eine wichtige Rolle spielen. Die retrospektive Untersuchung ist mit Abstand die größte ihrer Art, da sie 36 Millionen Blutdruckwerte analysierte, welche bei ambulanten Besuchen zwischen dem Jahr 2007 und 2016 bei 1,3 Millionen Erwachsenen in Nordkalifornien gemessen wurden.
Was besagt welcher Blutdruckmesswert?
Der systolische Druck, die obere Zahl bei einer Blutdruckmessung, misst, wie stark das Herz Blut in die Arterien pumpt. Der diastolische Druck, die untere Zahl der Messung, gibt dagegen den Druck auf die Arterien an, wenn das Herz zwischen den Schlägen ruht. Jahrzehntelange Forschung hatte ergeben, dass ein hoher systolischer Blutdruck eher zu unerwünschten gesundheitlichen Ereignissen führt. Infolgedessen konzentrieren sich die Richtlinien für die Kardiologie und die Risikoschätzung auf den systolischen Blutdruck, wobei einige Experten der Meinung waren, dass die diastolische Zahl ignoriert werden kann, berichten die Autoren der aktuellen Studie.
Beide Werte des Blutdrucks sind wichtig zur Risikobestimmung
Nach der Anpassung der Daten an mögliche Störfaktoren stellten die Forschenden fest, dass der systolische Druck zwar einen größeren Einfluss hat, der systolische und der diastolische Druck jedoch unabhängig von der Definition für hohen Blutdruck das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall stark beeinflussen.
Niedrige Blutdruckwerte sind für gesunde Menschen vorteilhaft
Die Feststellung, dass systolische und diastolische Hypertonie ähnliche Auswirkungen auf das Risiko bei der unteren Schwelle von 130/80 mm Hg haben, unterstützt die jüngsten Änderungen der Richtlinien des American College of Cardiology und der American Heart Association, welche eine strengere Kontrolle des Blutdrucks bei Hochrisikopatienten mit Bluthochdruck empfahlen. Die Ergebnisse stimmen zusätzlich auch mit den Ergebnissen der sogenannten SPRINT-Studie (Systolic Blood Pressure Intervention Trial) des National Institutes of Health überein. Es gibt seit langer Zeit Kontroversen darüber, ob der systolische Blutdruck, der diastolische Blutdruck oder beide zum kardiovaskulären Risiko beitragen. Die aktuelle Analyse unter Verwendung einer sehr großen Menge von Längsschnittdaten zeigt überzeugend, dass beide Werte wichtig sind, und sie zeigt zusätzlich, dass bei Menschen, die ansonsten generell gesund sind, niedrigere Blutdruckwerte von Vorteil sind, berichten die Forschenden. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alexander C. Flint, Carol Conell, Xiushui Ren, Nader M. Banki, Sheila L. Chan et al.: Effect of Systolic and Diastolic Blood Pressure on Cardiovascular Outcomes, in New England Journal of Medicine (Abfrage: 18.07.2019), New England Journal of Medicine
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.