Geschlechterunterschiede: Gehirn von Frauen aktiver als das von Männern
Einer aktuellen Studie zufolge ist das Gehirn von Frauen sowohl im Ruhezustand als auch bei Aufgaben deutlich aktiver als das von Männern. Die neuen Erkenntnisse könnten unter anderem eine Erklärung dafür liefern, warum Frauen beispielsweise anfälliger für Depressionen sind.
Gehirn von Frauen ist aktiver
Dass sich die Gehirne von Frauen und Männern unterscheiden, hat sich schon in zahlreichen Untersuchungen gezeigt. So berichteten etwa Forscher von der University of Aberdeen (Schottland), dass es an einem Teil des weiblichen Gehirns liegt, dass für Frauen das Abnehmen sehr viel schwerer ist. Und laut Wissenschaftlern von der Stanford University (USA) sind gleichgeschlechtliche Arbeitskollegen meist effektiver, weil es Unterschiede der genutzten Hirnregionen bei den Geschlechtern gibt. Eine neue Studie hat nun gezeigt, dass das Gehirn von Frauen allgemein aktiver ist als das von Männern.
Hirnaktivität in Ruhe und bei Aufgaben
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen verglichen die Forscher um Dr. Daniel Amen von den Amen Clinics 46.034 Hirnscans von 129 gesunden und mehr als 26.000 Probanden mit psychiatrischen Erkrankungen.
Die Hirnaktivität wurde sowohl in Ruhe als auch bei verschiedenen Aufgaben mittels Photonenemissions-Computertomografie (SPECT) verglichen.
Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin „Journal of Alzheimer’s Disease“ veröffentlicht.
Deutliche Aktivitäts-Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Den Wissenschaftlern zufolge zeigten sich in den 128 untersuchten Hirnarealen deutliche Aktivitäts-Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
Insgesamt war das Gehirn der Frauen demnach sowohl in Ruhe als auch bei den Aufgaben deutlich aktiver. Laut den Forschern war das ruhende Gehirn gesunder Frauen in 65 Arealen aktiver als das der Männer, bei Konzentrationsaufgaben reagierten 48 Areale stärker.
Verstärkte Aktivität wurde vor allem im präfrontalen Cortex festgestellt. Dieser Bereich ist für das Fokussieren und die Impulskontrolle wichtig, sowie für das limbische oder emotionale System, das bei Stimmungen und Ängsten involviert ist.
Bei Männern hingegen war die Aktivität in Bereichen höher, die visuelle Wahrnehmung und Koordination steuern.
Unterschiedliche Risiken für Erkrankungen des Gehirns
Laut den Studienautoren könnten die Ergebnisse erklären, warum Frauen in Bereichen, die mit Empathie, Intuition, Zusammenarbeit oder Selbstkontrolle zu tun haben, oft besser abschneiden als Männer.
Die stärkere Aktivität des limbischen Systems wiederum könne eine Erklärung dafür liefern, weshalb Frauen anfälliger für Ängste, Depressionen, Schlaflosigkeit und Essstörungen seien.
„Dies ist eine sehr wichtige Studie, die dabei hilft, die geschlechtsspezifischen Unterschiede des Gehirns zu verstehen“, meinte Dr. Amen in einem Blog.
Das Forscherteam hofft, mithilfe dieser und weiterer Untersuchungen die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen und die Entstehung von neurologischen Erkrankungen besser zu verstehen.
Beide Geschlechter hätten unterschiedliche Risiken für Erkrankungen des Gehirns. So sind zum Beispiel Depression und Alzheimer bei Frauen häufiger, Verhaltensprobleme und die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Männern. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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