Kiffen führt laut US-Forschern nicht zu gesundheitlichen Spätfolgen
Wer Cannabis konsumiert, hat später ein erhöhtes Risiko für Lungenschäden, Atemwegserkrankungen und Psychosen. Diese Meinung vertreten viele Mediziner und Experten und berufen sich dabei auf diverse Untersuchungsergebnisse. Nun hat eine Langzeitstudie der Universität Pittsburgh neue Erkenntnisse gebracht, durch welche die vorherrschende Theorie auf den Kopf gestellt wird. Demnach bestehe bei kiffenden Teenager keine größere Gefahr für gesundheitliche Spätfolgen als bei Nicht-Konsumenten.
Höheres Risiko für Psychosen durch Haschisch rauchen?
Ob Bronchitis oder Asthma, schizophrene Halluzinationen, Wahnvorstellungen oder Depressionen: Wer häufig kifft, riskiert gravierende gesundheitliche Schädigungen und psychische Störungen. So lautet zumindest die gängige Meinung vieler Experten und selbst Befürworter des Hanfrauchens räumen häufig ein, dass Cannabis nicht ungefährlich ist. Doch nun sorgt eine US-amerikanische Langzeitstudie im Fachblatt „Psychology of Addictive Behaviours“ für Aufsehen, denn möglicherweise ist der Zusammenhang doch nicht so eindeutig, wie bislang angenommen. Demnach sei die Gefahr für gesundheitliche Spätfolgen bei männlichen Cannabis-Konsumenten im Teenager-Alter nicht nachweislich höher als bei gleichaltrigen Nichtrauchern, so eine Mitteilung der Universität Pittsburgh.
Untersuchung startete bereits in den 1980er Jahren
Die Studie startete den Angaben zufolge bereits in den späten 1980er Jahren. Die Forscher beobachteten und analysierten das Gesundheits- und Sozialverhalten von 14-jährigen männlichen Schülern aus Pittsburgh und führten über einen Zeitraum von zwölf Jahren in halb- bis ganzjährigen Abständen erneute Befragungen durch. In den Jahren 2009/10 erfolgte schließlich bei den mittlerweile 36 Jahre alten Männern eine so genannte „Follow-up-Studie“, bei welcher der Gesundheitszustand von insgesamt 408 Teilnehmern erfasst wurde.
Forscher teilen Probanden je nach Konsum in vier Gruppen ein
Ausgehend von dem individuellen Konsum unterteilten die Wissenschaftler vier Gruppen, wobei sich die meisten Teilnehmer zu den Wenig-Nutzern oder Abstinenzlern (46 Prozent) sowie den frühen Dauernutzern zählten (22 Prozent). Ein kleiner Teil (11%) der Probanden hatte nur im Jugendalter gekifft, 21 Prozent waren hingegen zwar erst im späteren Teenager-Alter zu Konsumenten geworden, blieben dies aber weiterhin. Die frühen Dauernutzer hatten dabei von einem wesentlich höheren Marihuana-Konsum berichtet, der bis zum Alter von 22 Jahren rasch auf einen „Spitzenwert“ von durchschnittlich mehr als 200 Tagen pro Jahr anstieg. Anschließend sei der Konsum in dieser Gruppe jedoch wieder etwas zurückgegangen, so die Mitteilung.
Doch trotz des unterschiedlichen Verhaltens konnten die Wissenschaftler bei ihrer Nachuntersuchung im Alter von 36 Jahren keine wesentlich erhöhte Gesundheitsgefahr ausmachen. Stattdessen waren psychotische Symptome und körperliche Beschwerden wie Asthma wider Erwarten bei den Dauerkonsumenten nicht häufiger aufgetreten. Zudem habe die Studie keinen Zusammenhang zwischen jugendlichem Marihuana-Rauchen und dauerhaften Depressionen, Angstzuständen, Allergien, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck finden können, so die Universitäts-Mitteilung.
Studienleiter selbst überrascht von Ergebnis
Ein Ergebnis, mit dem offenbar selbst die Experten nicht gerechnet hatten: „Was wir fanden, war ein wenig überraschend”, sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter und Forschungsleiter Jordan Bechtold von der University of Pittsburgh. „Es gab keine messbaren Unterschiede in Hinblick auf die mentale oder körperliche Gesundheit, unabhängig davon, wie oft und wie viel Marihuana in der Adoleszenz konsumiert wurde.“
Laut Bechtold sei die Untersuchung eine der wenigen Studien zu den langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen eines frühen Cannabis-Konsums, für welche Hunderte von Probanden mehr als zwei Jahrzehnte ihres Lebens beobachtet wurden. Dennoch gäbe es Schwächen, da beispielsweise nur Männer teilgenommen hatten, obwohl die Forschung mittlerweile um die stärkeren Folgen des Drogenkonsums bei Frauen wisse. Darüber hinaus war der Gesundheitszustand nur im Alter von 36 Jahren überprüft worden, wodurch möglicherweise erst später auftretende Folgeschäden nicht erfasst werden konnten. Infolgedessen seien Verzerrungen nicht auszuschließen, schreiben die Forscher.
„Wir wollten helfen, im Zuge der Debatte um die Legalisierung von Marihuana zu informieren, aber es ist ein sehr kompliziertes Thema und eine Studie sollte nicht isoliert betrachtet werden”, so Bechtold. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.