Darmbakterium kann Entstehung von Übergewicht fördern
01.10.2014
Ein spezielles Darmbakterium fördert die Entstehung von Übergewicht. Zumindest bei Mäusen, wie eine neue Studie zeigt. Dabei deutete sich an, dass das Bakterium Clostridium ramosum unter einer fettreichen Ernährung dazu beiträgt, die Zucker- und Fettaufnahme zu verstärken und die Fettpolster schneller wachsen lässt.
Schneller wachsende Fettpolster
Eine neue Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das natürlicherweise im menschlichen Darm beheimatete Bakterium Clostridium ramosum die Entstehung von Übergewicht fördert. Zumindest bei Mäusen. Durch die Untersuchung werde der Schluss nahe gelegt, dass diese Mikrobenart unter einer fettreichen Ernährung dazu beiträgt, die Zucker- und Fettaufnahme aus dem Dünndarm zu verstärken. Die damit verbundene größere Aufnahme von energieliefernden Nährstoffen lässt die Fettpolster schneller wachsen. Das Wissenschaftlerteam um Prof. Dr. Michael Blaut und Anni Woting vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in „mBio®“, dem „online open-access journal“ der „American Society for Microbiology“.
Mechanismen noch weitgehend unbekannt
Das DIfE, Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft, erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen. Dabei sind Adipositas, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs die Forschungsschwerpunkte. Die Arbeit soll dazu beitragen, neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. In den letzten Jahren haben verschiedene Untersuchungen darauf hingewiesen, dass der Bakterienstamm der Firmicuten, zu denen auch C. ramosum gehört, das menschliche Körpergewicht beeinflusst und Übergewicht fördern kann. Außerdem lassen Studien am Menschen annehmen, dass ein Zusammenhang zwischen dieser Mikrobenart und dem Auftreten des metabolischen Syndroms besteht, welches durch Übergewicht, Bluthochdruck, eine Insulinunempfindlichkeit der Körperzellen und einen gestörten Fettstoffwechsel charakterisiert ist. Allerdings ist dabei noch weitgehend unbekannt, welche Mechanismen diesen Beobachtungen zu Grunde liegen.
Vier Wochen fettreiche Diät
„Um mehr über diese Mechanismen zu erfahren, untersuchten wir Mäuse, die nicht mit mausspezifischen Darmbakterien, sondern gezielt mit Bakterienarten des menschlichen Darms besiedelt waren“, erklärte Studienleiter Michael Blaut. „Unser Ziel war es, mit unserer Studie dazu beizutragen, neue wissenschaftliche Grundlagen für Strategien zu entwickeln, die Übergewicht beim Menschen und den damit verbundenen Erkrankungen vorbeugen“, ergänzte Anni Woting, Erstautorin der Studie. Die Forscher untersuchten drei Mausgruppen, die mit unterschiedlichen Bakterienarten geimpft wurden. Zu Beginn der Studie besiedelten die Mikrobiologen keimfreie Tiere gezielt mit bestimmten Bakterienarten, die sich natürlicherweise im menschlichen Darm finden. Während der folgenden vier Wochen langen fettreichen Diät wurden hinsichtlich der Futteraufnahme und der Verdauung des Futters anscheinend keine Unterschiede festgestellt. Zudem fanden die Forscher keine Anzeichen für Entzündungsprozesse im Körper der Tiere. Sie beobachteten allerdings offenbar, dass die beiden Mausgruppen, die mit C. ramosum besiedelt waren, deutlich mehr an Körpergewicht und Körperfett zulegten, als die Mäuse ohne diese Bakterienart.
Mehr als nur ein Mechanismus
Außerdem zeigten weiterführende Analysen, dass die beiden mit C. ramosum beimpften Mausgruppen in ihren Dünndarmzellen verstärkt Transportproteine produzierten, die für die Aufnahme von Trauben- und Fruchtzucker bzw. die Aufnahme von Fettsäuren eine Rolle spielen. Die Wissenschaftler konnten aber in ihrem Modellsystem keine weiteren, bereits in anderen Studien beschriebene Mechanismen, die Übergewicht begünstigen, beobachten. Beispielsweise zählt zu solchen Mechanismen eine erhöhte bakterielle Produktion kurzkettiger Fettsäuren, die den Mäusen zusätzlich als Energiequelle dienen könnten. „Wir gehen daher davon aus, dass es mehr als nur einen Mechanismus gibt, über den Darmbakterien zur Entstehung von Übergewicht beitragen können“, so Blaut. Es sei auch erstaunlich, dass bereits eine einzige Bakterienart einen so starken Effekt zeige, so der Mikrobiologe weiter.
Viele Fragen offen
Die DifE-Forscher wollen auch in Zukunft die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Mikrobiota und Übergewicht weiter erforschen, da noch viele Fragen offen seien. Eine Frage die sich dabei stelle, sei warum die beobachteten Effekte nur unter einer fettreichen Ernährung zu beobachten waren und nicht unter einer fettarmen, wie Kontrolluntersuchungen der Wissenschaftler ergaben. Auch viele andere Forscher beschäftigen sich mit Mikroorganismen, die den Menschen und hier vor allem den Darm besiedeln. Dadurch wurden zahlreiche Erkenntnisse gewonnen bezüglich des Einflusses der Darmflora auf die Gesundheit. Daher raten viele Fachleute auch immer wieder zum Darmflora aufbauen, um so auch das Immunsystem stärken zu helfen. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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