Antibiotika-Resistenzen: Die zwölf gefährlichsten Bakterien der Welt
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste resistenter bakterieller Erreger veröffentlicht, die derzeit die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen. Der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen soll weiter verstärkt werden.
Millionen Tote durch multiresistente Keime
Immer mehr Menschen sterben wegen Keimen, die gegen Antibiotika resistent sind. Wenn solche Medikamente nicht mehr wirken, können selbst kleine Entzündungen zu einem großen Risiko werden. Das Problem der ansteigenden Antibiotika-Resistenzen muss unbedingt unter Kontrolle gebracht werden. Sonst droht laut Wissenschaftlern ein Schreckensszenario. Einer Studie zufolge könnte es bis 2050 rund zehn Millionen Tote durch multiresistente Keime geben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nun eine Liste mit den derzeit gefährlichsten Bakterien veröffentlicht.
Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika soll gefördert werden
In der Liste der WHO sind die „12 Bakterienfamilien, die die größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit darstellen“, aufgelistet, heißt es in einer Mitteilung.
Den Angaben zufolge wurde der Katalog erstellt, um die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika zu fördern.
Die WHO rief Regierungen dazu auf, Anreize für Forscher in Universitäten und Pharmafirmen zu schaffen, um neue Antibiotika zu entwickeln.
Auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hatte vor kurzem mitgeteilt, Antibiotika-Resistenzen entschlossen bekämpfen zu wollen. In dem vom BMG in Auftrag gegebenen Gutachten „Breaking through the Wall“ werden Maßnahmen zur Stärkung der Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika genannt.
Antibiotika-Resistenzen nehmen zu
„Diese Liste ist ein neues Instrument, um sicherzustellen, dass Forschung und Entwicklung auf die dringenden Bedürfnisse der öffentlichen Gesundheit reagieren“, sagte Dr. Marie-Paule Kieny, WHO-Generaldirektorin für Gesundheitssysteme und Innovation.
„Antibiotika-Resistenzen nehmen zu, und wir haben bald keine Behandlungsmöglichkeiten mehr. Wenn wir es nur den Marktkräften allein überlassen, werden die neuen Antibiotika, die wir dringend brauchen, nicht rechtzeitig entwickelt.“
Laut WHO gehören Acinetobacter, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacteriaceae zu den Gattungen der gefährlichsten Keime. Bei diesen Keimen seien Resistenzen gegen Carbapeneme aufgetreten. Das sind Antibiotika, die in der Regel erst dann eingesetzt werden, wenn andere Antibiotika nicht wirken.
Aufgelistet sind zudem Enterococcus faecium, Staphylococcus Aureus, Helicobacter Pylori, Campylobacter, Salmonella und Neisseria gonorrhoeae, die ebenfalls gegen diverse Antibiotika resistent sind.
In einer dritten Gruppe werden Bakterien aufgelistet, bei denen es Resistenzen gibt, die jedoch noch mit bestimmten Antibiotika behandelt werden können: Streptococcus Pneumoniae, Haemophilus influenzae und Shigellen.
Krankheitserreger kennen keine Grenzen
Laut Prof. Evelina Tacconelli, Mitglied der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ESCMID) seien Millionen Patienten in aller Welt betroffen. Nach ihren Angaben sterben 60 Prozent der Patienten mit schweren Infektionen, die sich nicht mit Antibiotika behandeln lassen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Die WHO will sich aber nicht an Schätzungen über die weltweite Zahl von tödlichen Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien beteiligen. Ein Anhaltspunkt sind die Angaben britischer Forscher, die 2014 eine Zahl von weltweit 700.000 im Jahr nannten. Als besonders kritisch gelten multiresistente Keime, bei denen mehrere Antibiotika nicht mehr wirken.
Die neue Liste wurde von der WHO zusammen mit Forschern der Universität Tübingen entwickelt. Das Thema soll demnächst beim G20-Treffen von Gesundheitsexperten zur Sprache kommen.
„Wir brauchen heute und in Zukunft wirksame Antibiotika, um übertragbare Krankheiten gut behandeln zu können“, erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU).
„Mit der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie gehen wir im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen voran.“ Krankheiten und resistente Erreger kennen aber keine Grenzen und müssten global bekämpft werden. (ad)
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