Umstrittene E-Zigarette: Gesund und harmlos?
08.09.2013
Den Ergebnissen einer Studie zufolge könnten elektronische Zigaretten Rauchern beim Aufhören helfen. Oft werden E-Zigaretten als gesünder und so harmlos wie ein Nikotinpflaster beworben. Derzeit ist aber noch viel zu wenig bekannt über die Folgen des Dampfinhalierens.
Rauchen wird nur simuliert
Über die gesundheitlichen Risiken der E-Zigaretten herrscht Unklarheit. Auf der einen Seite warnen Krebsforscher, dass die Risiken der seit 2006 verfügbaren akkubetriebenen Glimmstengel unzureichend erforscht seien. Andererseits meinen manche Experten, die E-Zigaretten könnten Rauchern beim Aufhören helfen. Auch die Politik ist sich nicht einig. So warnte das grüne Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen vor den elektronischen Zigaretten, bis ihnen dies von Münsteraner Richtern untersagt wurde. Die EU-Kommission plant dagegen, die rauchfreien Diodenstängel wie Nikotinpflaster und -kaugummis zu behandeln. Dann wäre ab einem bestimmten Nikotingehalt eine Zulassung als Arzneimittel nötig. Derzeit sind sie aber noch ohne Einschränkung zu erwerben. Die E-Zigarette hat mit dem herkömmlichen Glimmstengel nur äußerlich etwas gemein. Das Rauchen wird damit nur simuliert, ohne Tabak zu verbrennen. Stattdessen wird dabei eine Flüssigkeit, basierend auf einem Lösungsmittel, vernebelt. Zu dem Mittel kommen in der Regel Nikotin und Geschmacksstoffe.
E-Zigarette oder Nikotinpflaster
In Neuseeland haben Wissenschaftler um den Mediziner Christopher Bullen versucht, herauszufinden, ob es Rauchern mit Hilfe von E-Zigaretten leichter fällt ihr Laster aufzugeben. Im Fachmagazin „The Lancet“ stellten sie jetzt ihren Vergleich von elektronischen Zigaretten und Nikotinpflastern vor. Deutlich sei vor allem geworden, wie schwer es fallen kann, das Rauchen aufzugeben. So waren nach sechs Monaten noch 7,3 Prozent der erwachsenen E-Zigaretten-Nutzern abstinent, von denen, die Nikotinpflaster anwandten gerade einmal 5,8 Prozent. Bei einer Kontrollgruppe aus Placebo-Rauchern, deren E-Zigaretten gar kein Nikotin enthielten, ergab die Messung des ausgeatmeten Kohlenmonoxids bei 4,1 Prozent, dass sie auf Zigaretten verzichteten. Die Studie könne wegen den statistisch nicht signifikanten Ergebnissen nicht belegen, dass eine Methode der anderen überlegen wäre. Jedoch hätten die Forscher herausgefunden, dass zumindest die kurzfristige Anwendung der E-Zigarette keine schweren Gesundheitsrisiken mit sich bringt.
Positiv für die Gesundheit
Bemängelt wurde von den Studienautoren der University of Auckland, dass weltweit Daten fehlen würden, um die Methoden sinnvoll zu vergleichen. Auch ihre Ergebnisse seien unter anderem wegen der kleinen Zahl von 657 Studienteilnehmern kaum verwertbar. Interessant sei jedoch das Drittel der E-Zigaretten-Nutzer, die die Geräte auch nach sechs Monaten noch nutzten. Die Forscher meinen, dass selbst jene, die nicht ganz von den Zigaretten ließen, weniger rauchten und deshalb gelte es, diese Gruppe besser zu untersuchen. Prof. Peter Hajek von der Londoner Queen Mary University wirft in einem begleitenden Kommentar im „Lancet“ die Frage auf, ob E-Zigaretten nicht dauerhaft ein Ersatz für gerauchten Tabak sein könnten. Wenn die elektronische Variante Raucher stärker vom Tabakkonsum abhalte, könne dies positiv für die Gesundheit der Menschen sein. Dann wären auch die Pläne der EU, künftig E-Zigaretten wie Medikamente zu behandeln und normale Zigaretten weiterhin frei verkäuflich sind, kontraproduktiv.
Wenig über Folgen bekannt
Es bleibt aber das Problem, dass wenig über die Folgen des Dampfinhalierens bekannt ist. Mittlerweile seien es zwar rund zehn Prozent aller Raucher, die die batteriebetrieben Geräte nutzten, mit denen alle möglichen Flüssigkeiten verdampft werden können, ob nikotinhaltig oder nicht. Aber was genau inhaliert wird, darüber fehle oft die Kontrolle. In Analysen habe sich etwa gezeigt, dass die Nikotinmenge mal niedriger und mal höher sei als angegeben. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) warnt wegen der fehlenden Kontrolle von E-Zigaretten, dass beim Inhalieren die Atemwege gereizt und allergische Reaktionen ausgelöst werden könnten. So enthielten die Aerosole teilweise Formaldehyd, Nickel, Chrom oder Blei und andere gesundheitsschädliche Substanzen. Das DKFZ lässt auch das Argument der Befürworter, Dritte würden nicht belastet, nicht gelten. Denn die Flüssigkeitspartikel würden beim Verdampfen in die Raumluft abgegeben und könnten wie beim herkömmlichen Zigarettenrauch anderen schaden. E-Zigaretten sollten den Krebsforschern zufolge wie normale Zigaretten behandelt werden.
Rauchen gefährdet die Gesundheit
Es ist allgemein bekannt, dass Rauchen die Gesundheit gefährdet. Man sollte also denken, dass es nicht nötig sei, auf schwere Erkrankungen wie Raucherhusten oder Raucherlunge hinzuweisen, um Menschen davon abzuhalten. Offenbar bedarf es aber oft drastischer Maßnahmen, damit der Tabakkonsum noch weiter eingeschränkt wird. In dieser Woche hatte jedoch eine Studie von Wissenschaftlern der britischen University of Stirling gezeigt, wie schwer es ist, vor allem Jugendliche vom Rauchen abzuhalten. Die Wissenschaftler berichteten im Fachmagazin „Tobacco Control“, dass die auch in der EU geplanten Schockbilder auf Zigarettenschachteln nicht dazu führen würden, dass elf- bis 16-Jährige weniger rauchen, wenn die Fotos nur auf der Packungsrückseite abgedruckt werden.
Einstieg zum Rauchen
Besondere Vorsicht sei auch geboten bei E-Zigaretten, die aus dem Ausland bezogen werden. Teils seien darin zusätzliche Substanzen wie das Potenzmittel Tadalafil gefunden worden, dessen Einnahme für Herz-Kreislauf-Patienten riskant sein kann. Ebenso sei der Appetitzügler Rimonabant entdeckt worden, der in der EU wegen Nebenwirkungen vom Markt genommen worden war. Ein weiteres Problem, dass die Elektronische Rauchvariante mit sich bringt, hat sich in Polen gezeigt. Dort hatten in einer Umfrage unter Internetnutzern 14 Prozent der Teilnehmer angegeben, Nichtraucher gewesen zu sein, bevor sie anfingen, E-Zigaretten zu konsumieren. Es empfiehlt sich also weiterhin auf herkömmliche Methoden der Rauchentwöhnung zurückzugreifen. (ad)
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