Schwangere Frauen sollten eine Ernährung mit viel Zucker und Fett vermeiden
Unsere Ernährung beeinflusst logischerweise unsere Gesundheit, dies ist schon lange Zeit bekannt. Bei schwangeren Frauen kann die aufgenommene Nahrung aber auch Auswirkungen auf die Gesundheit des ungeborenen Kindes haben. Forscher fanden jetzt heraus, dass schwangere Frauen die während ihrer Schwangerschaft Nahrung mit einem hohen Zucker- und Fettgehalt zu sich nehmen dadurch riskieren, dass ihr Kind wahrscheinlicher an ADHS erkrankt.
Die Wissenschaftler vom anerkannten Kings College London stellten bei einer Studie fest, dass eine ungesunde Ernährung mit viel Fett und Zucker in der Schwangerschaft dazu führen kann, dass die Kinder ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von ADHS haben. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Journal of Child Psychology und Psychiatry“.
Die Entwicklung von ADHS könnte schon in der Gebärmutter beginnen
Vorherige Untersuchungen fanden bereits heraus, dass bei Kindern, die oft ungesunde Lebensmittel essen, die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Verhaltensproblemen (Lügen, Aggressivität) ansteigt. Außerdem entwickeln solche Kinder öfter eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Die neuen Ergebnisse zeigen, dass diese Entwicklung bereits in der Gebärmutter beginnen kann. Dies könnte daran liegen, dass eine fettige und süße Ernährung ein Gen mutieren lässt, welches die Entwicklung des menschlichen Gehirns steuert, mutmaßen die Wissenschaftler. Allerdings hatten frühere Studien ergeben, dass beispielweise auch die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft das Risiko für ADHS vergrößert.
Verhaltensstörungen und ADHS treten oft zusammen auf
Die neue Untersuchung sollte ein Weckruf für Mediziner und Politiker sein. Es ist wichtig die Bevölkerung über die Bedeutung der Ernährung während der Schwangerschaft aufzuklären, erläutern die Experten. In den letzten Jahren wurde bei immer mehr Kindern ADHS diagnostiziert. Früh beginnende Verhaltensprobleme und ADHS sind die am weitesten verbreiteten psychischen Probleme bei Kindern in Großbritannien und den USA, sagen die Studienautoren. Beide dieser Probleme treten in der Regel zusammen auf. Mehr als 40 Prozent der Kinder mit der Diagnose einer Verhaltensstörung leiden auch unter ADHS.
Forscher untersuchen Auswirkung von Ernährung auf IGF2-Gen
Die genannten psychischen Probleme können auf vorgeburtliche Erlebnisse, wie beispielsweise Stress oder schlechte Ernährung zurückgeführt werden, erläutern die Mediziner. Die neue Studie des Kings College London untersuchte 83 Kinder mit früh einsetzenden Verhaltensproblemen und 81 Kinder mit geringen Verhaltensproblemen. Die Forscher versuchten dabei herauszufinden, wie die Ernährung der Mütter in ihrer Schwangerschaft das sogenannte Gen IGF2 veränderte. IGF2 ist an der fetalen Entwicklung und der Entwicklung von Bereichen des Gehirns beteiligt (Kleinhirn und Hippocampus), die mit der Entstehung von ADHS verbunden sind, erklären die Experten.
Schlechte pränatalen Ernährung begünstigt Mutation des IGF2-Gens
Bemerkenswerterweise wurde eine Mutation dieses Gens bisher nur bei Kindern von Müttern gefunden, die in den Niederlanden während des Zweiten Weltkriegs starken Hunger und Unterernährung durchleben mussten, sagen die Mediziner. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass eine schlechte pränatalen Ernährung mit einer erhöhten Mutation des IGF2 Gens zusammenhängt. Diese Mutation wurde wiederum mit einer größeren Wahrscheinlichkeit von Symptomen für ADHS im Alter zwischen sieben und 13 Jahren in Verbindung gebracht, aber nur bei Kindern mit frühen Verhaltensproblemen, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Ernährungs- und epigenetische Risikofaktoren können verändert werden
Eine schlechte pränatale Ernährung konnte mit einer höheren IGF2-Methylierung während der Schwangerschaft assoziiert werden, erläutert Dr. Edward Barker von Kings College London. Diese Erkenntnis hebt die entscheidende Bedeutung einer gesunden Ernährung während der Schwangerschaft hervor. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass eine gesunde pränatale Ernährung zu weniger ADHS-Symptomen und weniger Verhaltensstörungen bei Kindern führt. Es ist ermutigend zu sehen, dass unsere Ernährungs- und epigenetischen Risikofaktoren verändert werden können, fügt der Mediziner hinzu.
Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die Entwicklung des Nervensystems
Wir sollten jetzt noch bestimmte Arten von Nahrungsmitteln untersuchen, um festzustellen, welche Auswirkung sie genau auf unser Nervensystem haben. Beispielsweise sind Omega-3-Fettsäuren aus Fisch, Nüssen und Huhn äußerst wichtig für die Entwicklung unseres Nervensystems, erklärt Dr. Barker.
Weitere zukünftige Forschung ist dringend nötig, um epigenetische Veränderungen besser zu verstehen
Den Angaben der Forscher zufolge, ist beispielsweise bekannt, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel bei Kindern zu einer niedrigeren ADHS Wahrscheinlichkeit führen können. Deswegen ist es wichtig, die Rolle von epigenetischen Veränderungen in diesem Prozess in zukünftigen Forschungen zu untersuchen. (as)
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