Typ-1-Diabetes: Impfung bald auch für Kleinkinder
Mit Hochdruck wird an einer Impfung gegen Diabetes gearbeitet. Wissenschaftler hoffen derzeit darauf, dass künftig eine präventive Insulin-Impfung zur Vorbeugung von Typ-1-Diabetes Anwendung finden könnte. Eine Studie, an der mehrere Forschungseinrichtungen beteiligt sind, geht in die nächste Runde. Nun sollen die positiven Effekte, die bislang erreicht wurden, auch an Kleinkindern untersucht werden.
Kleinkinder werden in Studie mit aufgenommen
Eine Studie zur Erforschung von Möglichkeiten zur Prävention von Diabetes geht in die nächste Runde. Demnächst soll es die Impfung gegen Typ-1-Diabetes auch für Kleinkinder geben. Laut dem „Informationsdienst Wissenschaft“ (idw) nimmt die deutsche Impfstudie „Pre-POINT early“ bundesweit Kinder aus Familien mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ-1-Diabetes im Alter zwischen sechs Monaten und zwei Jahren auf. Mit Hilfe von Insulinpulver konnte in der Vorgängerstudie „Pre-POINT“ eine positive Immunreaktion bei Kindern zwischen zwei und sieben Jahren ausgelöst werden. Jetzt soll in der Nachfolgestudie getestet werden, ob sich dieser Effekt mit oralem Insulin bei Kleinkindern bestätigen lässt und ob ein Typ-1-Diabetes dauerhaft verhindert werden kann.
Zusammenarbeit mehrerer Unis und Forschungseinrichtungen
Bei der Studie zur Insulinimpfung arbeiten mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen zusammen: Beteiligt sind das Institut für Diabetesforschung, Helmholtz-Zentrum München, das Paul-Langerhans-Institut an der Technischen Universität Dresden, das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD), die Technische Universität München (TUM) und die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Die Wissenschaftler gaben bekannt, dass die neue Impfstudie Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren behandelt, die ein familiäres und genetisches Risiko für Typ-1-Diabetes aufweisen, jedoch noch keinen Autoimmunprozess entwickelt haben.
Insulin in Form von Pulver
Wie in der Vorgängerstudie zur Impfung zum Schutz vor Diabetes schlucken die Teilnehmer zwölf Monate lang jeden Tag Insulin, das sie als Pulver mit der Nahrung aufnehmen. Dabei wird die Dosis von 7,5 Milligramm schrittweise auf 67,5 Milligramm gesteigert. Im Abstand von jeweils drei Monaten erfolgen medizinische Untersuchungen, um den Gesundheitszustand zu überwachen. Das orale Insulin in gleicher Dosierung erwies sich in der Vorgängerstudie als gut verträglich und sicher. Unterzuckerungen und andere Nebenwirkungen wie beispielsweise Allergien traten nicht auf.
Oral aufgenommen hat Insulin eine andere Wirkung
Wenn es Oral verabreicht wird, wird Insulin über die Mund- und Darmschleimhaut aufgenommen und während des Verdauungsprozesses in kleinere Bestandteile aufgespalten. Deswegen hat es – anders als das Insulin, das gespritzt wird – keinerlei Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Es wirkt stattdessen wie ein Impfstoff, der das Immunsystem trainieren soll. „Die Autoimmunreaktion, die zum Typ-1-Diabetes im Kindesalter führt, richtet sich oftmals zuerst gegen das Insulin“, erklärte die Direktorin des Instituts für Diabetesforschung, Anette-Gabriele Ziegler. „Ziel der „Pre-POINT early“-Studie ist deshalb, eine Immuntoleranz gegenüber dem Insulin aufzubauen und damit den Autoimmunprozess zu verhindern.“ Durch das Insulinpulver soll die Entwicklung von schützenden Immunzellen angeregt werden, die die Zerstörung der Insulin produzierenden Betazellen verhindern.
Etwa 400.000 Deutsche mit Typ-1-Diabetes
Millionen Menschen weltweit leiden an Typ-1-Diabetes, allein in Deutschland sind rund 400.000 Personen betroffen. Die Patienten müssen sich regelmäßig Insulin spritzen, da ihr Körper dieses Hormon nicht mehr produziert. Derzeit wird nicht nur an der Erforschung einer möglichen Impfung gearbeitet, sondern auch in anderen Bereichen. So berichteten Wissenschaftler der Medizinischen Universität (Med-Uni) Graz (Österreich) vor kurzem, dass sie erstmals Erfolge mit einer neu entwickelten künstlichen Bauchspeicheldrüse erzielen konnten, die künftig Patienten mit Typ-1-Diabetes das lästige Prozedere des Messens und Berechnens des Blutzuckerspiegels ersparen und falsche Insulingaben verhindern könnte. (ad)
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