Einer neuen Studie zufolge haben Menschen, die mehr Schokolade essen, ein geringeres Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, als Schokoladen-Abstinenzler. Dies soll nicht nur für dunkle, sondern auch für Vollmilchschokolade gelten.
Schokolade scheint gesünder zu sein als ihr Ruf
Eigentlich gilt Schokolade als ungesunder Dickmacher. In den vergangenen Jahren gab es allerdings verschiedene Untersuchungen, die dem leckeren Naschwerk durchaus auch positive gesundheitliche Auswirkungen bescheinigten. So haben etwa Schweizer Wissenschaftler im letzten Jahr nachgewiesen: Schwarze Schokolade schützt vor Stress. Bei manchen vermeintlichen Neuigkeiten muss man jedoch vorsichtig sein: Erst vor kurzem wurde bekannt, dass Journalisten eine Fake-Studie veröffentlichten, die besagte, dass man schlank bleibt, wenn man viel Schokolade isst. Weder das „Insitute for Diet and Health“, dass eine Pressemitteilung zur Sensationsdiät veröffentlichte, noch die Studie selbst hat es tatsächlich gegeben. Mit der Aktion sollte auf die Leichtgläubigkeit der Medien aufmerksam gemacht werden. Nun berichten Wissenschaftler aus Schottland aber, dass Menschen die relativ viel Schokolade konsumieren, ein geringeres Risiko für Herzkreislauferkrankungen haben.
Niedrigerer Blutdruck bei höherem Schokoladenkonsum
Wie die nationale Nachrichtenagentur der Schweiz (SDA) berichtet, hat ein Forscherteam der Universität Aberdeen die Daten von 21.000 britischen Personen untersucht, die an einer groß angelegten Studie zum Einfluss der Ernährung teilgenommen haben (EPIC Norfolk-Studie). Zudem wurden weitere wissenschaftliche Arbeiten zu Schokolade und Herzkrankheiten untersucht. Es zeigte sich, dass unter den Teilnehmern der EPIC-Studie jene, die mehr Schokolade konsumierten, einen niedrigeren Blutdruck, weniger Entzündungsproteine im Blut und seltener Diabetes hatten. Wie es in einer Mitteilung zur Studie heißt, war ein höherer Schokoladenkonsum interessanterweise auch mit einem niedrigeren Body Mass Index (BMI), höherer physischer Aktivität und jüngerem Alter verbunden.
Geringeres Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfall
Die Forscher berichten nun im Fachjournal „Heart“, dass die Berechnungen zeigten, dass Schokolade-Esser im Vergleich zu Schokolade-Abstinenzlern ein elf Prozent niedrigeres Risiko für Herzkreislauf-Krankheiten und ein 25 Prozent niedrigeres Risiko hatten, daran zu sterben. Im Durchschnitt wurden die EPIC-Teilnehmer zwölf Jahre lang begleitet; 14 Prozent von ihnen erlitten währenddessen eine Herzerkrankung oder einen Hirnschlag. Ein Fünftel hatte angegeben, gar keine Schokolade zu essen, manche gaben an, bis zu 100 Gramm zu verspeisen und der tägliche Mittelwert aller Teilnehmer lag bei sieben Gramm. Sogar beim höchsten Schokoladenkonsum wurde ein 23 Prozent niedrigeres Schlaganfall-Risiko festgestellt, auch nachdem weitere Risikofaktoren wie Alter oder Gewicht berücksichtigt worden waren.
Beobachtungsstudie sagt nichts über Ursache und Wirkung
Das Team um Chun Shing Kwok gab zu bedenken, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handle, die nichts über Ursache und Wirkung aussage. Beispielsweise sei es möglich, dass Menschen mit hohem Risiko für Herzkreislaufkrankheiten aus Vorsicht generell weniger Schokolade essen. Außerdem würden bei Befragungsstudien zur Ernährung konsumierte Mengen häufig unterschätzt. „Zusammengenommenen weisen die Daten jedoch darauf hin, dass ein höherer Schokoladenkonsum mit einem tieferen Risiko für zukünftige Herzkreislauf-Krankheiten verbunden ist“, berichteten die Wissenschaftler. Den Angaben zufolge fand sich dieser Zusammenhang nicht nur beim Essen von schwarzer Schokolade, sondern auch bei Milchschokolade, die von den EPIC-Teilnehmern häufiger verzehrt wurde. Die Forscher mutmaßen, dass dies darauf hindeuten könne, dass nicht nur antioxidativ wirkende Substanzen wie Flavonoide den Zusammenhang mit Herzkrankheiten erklären, sondern auch Bestandteile der Milch wie Kalzium und Fettsäuren. „Es scheint keinen Hinweis darauf zu geben, dass Personen, die sich um ihr Herzkreislauf-Risiko sorgen, auf Schokolade verzichten sollen“, so die Forscher. Verflechtungen mit der Schokoladenindustrie gaben die Studienautoren keine an. Finanziert wurde die Studie vom Medical Research Council der britischen Regierung und der Nichtregierungsorganisation Cancer Research UK. (ad)
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