Studie zeigt: Heißhunger wird durch Cannabinoide ausgelöst
26.02.2015
Bestimmte Nervenzellen, die normalerweise darauf gepolt sind, den Appetit zu drosseln, können, beeinflusst durch Cannabinoide, die gegenteilige Wirkung entfalten und so Heißhunger auslösen. Zu diesem Ergebnis sind nun deutsche und US- amerikanische Wissenschaftler im Rahmen einer aktuellen Studie gekommen. Wie die Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten, gelte dies jedoch nur, wenn Cannabis in geringen Dosen konsumiert werde.
Heißhunger tritt sogar auf, wenn der Magen gefüllt ist
Cannabinoide kommen in der Hanfpflanze vor und sind biochemische Botenstoffe, die Reize zwischen Nervenzellen weitergeben. Damit ihre Nachricht in der reizempfangenden Zelle gelesen werden kann, hat sie eine Art Aufnahmeeinrichtung, die sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren. „Es ist ja seit Längerem bekannt, dass Konsumenten von Marihuana Heißhunger entwickeln. Der Effekt tritt sogar dann auf, wenn ihr Magen gut gefüllt ist. Mit dem Cannabinoid 1-Rezeptor ist der für die appetitstimulierende Wirkung verantwortliche Rezeptor bekannt“, so der Neuroanatom Marco Koch in einer Mitteilung der Universität Leipzig. Unklar sei jedoch bisher, welche Mechanismen tatsächlich für den Heißhunger verantwortlich seien – ein Aspekt, der in der Forschung nach wie vor für kontroverse Diskussionen sorgen würde.
Cannabinoide sorgen für Freisetzung des „Hunger-Hormons“ Beta-Endorphin
Im Hypothalamus-Areal des Gehirns gibt es eine Gruppe von spezialisierten Nervenzellen, die nach einer Mahlzeit aktiv wird und Sättigungsgefühl auslöst. Dabei handelt es sich um sogenannte Pro-opiomelancortin-haltige Nervenzellen oder kurz POMC-Neurone. Sie drosseln den Appetit, indem sie ein bestimmtes Hormon freisetzen. „Da komplett gesättigte Mäuse, nach einer Injektion von Cannabinoiden weiter fraßen, gingen wir zunächst selbstverständlich davon aus, dass dadurch die appetitzügelnden POMC-Neurone ausgeschaltet würden”, so Koch weiter,
Überraschender Weise stellten sie jedoch fest, dass die POMC-Neurone keineswegs ausgeschaltet, sondern ganz im Gegenteil tatsächlich aktivierten Hunger sogar noch anfeuerten. Die Cannabinoide polten die POMC-Neurone um und brachten sie dazu, das hungrig machende Hormon Beta-Endorphin als Botenstoff freizusetzen – wodurch die eigentlich bereits gesättigten Mäuse weiter fraßen. „Zur Gegenkontrolle haben wir die Rezeptoren für das Beta-Endorphin blockiert, bevor wir die Cannabinoide injizierten. Und tatsächlich, dann haben die Mäuse nicht mehr gefressen“, erränzt Koch.
Mögliche Hilfe für die Adipositas-Behandlung
Die Erkenntnisse der Forscher könnten laut dem Wissenschaftler eventuell auch eine medizinische Anwendung im Bereich Übergewicht und Adipositas finden, denn an der Universität Leipzig würde sich schon länger damit beschäftigt, wie das menschliche Gehirn das Essverhalten steuert. „Möglicherweise können unsere Ergebnisse beitragen, Therapien zur Behandlung von Essstörungen zu entwickeln”, so Koch.
Bild: NicoLeHe / pixelio.de
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