Immer mehr Diabetes-Fälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen
Zum Weltgesundheitstag 2016 konnten Mediziner der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zumindest eine sichere Vorhersage machen: Das ursprüngliche Ziel, die Diabetesprävalenz im Jahr 2025 auf dem selben Stand wie im Jahr 2010 zu halten, kann nicht erreicht werden. Die Zahl, der an Diabetes erkrankten Menschen, wird weiter ansteigen. Im Jahr 2025 wird die Zahl der erwachsenen Diabetiker laut Angaben der WHO weltweit voraussichtlich 700 Millionen übertreffen.
Diabetes ist weltweit weiter auf dem Vormarsch. Im Jahr 2025 wird es wahrscheinlich über 700 Millionen Erwachsene geben, die unter einer Diabetes-Erkrankung leiden. Forscher vom Imperial College London stellten bei einer aktuellen Untersuchung fest, dass bis zum Jahr 2025 etwa 12,8 Prozent der Männer und 10,4 Prozent der Frauen an Diabetes erkrankt sein werden. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet“.
Immer mehr Menschen auf der ganzen Welt leiden unter Diabetes
Die neue globale Beurteilung der Entwicklung von Diabetes stellte fest, dass die Zahl der erwachsenen Diabetiker im Jahr 2014 bei 422 Millionen lag. Im Jahr 1980 lag der Wert noch bei 108 Millionen Diabetikern weltweit, sagen die Forscher. Die Prognose für das Jahr 2025 zeigt zudem keine Besserung. Voraussichtlich werden bis dahin über 700 Millionen Menschen auf der ganzen Welt an Diabetes erkrankt sein, erklären die Mediziner. Durch die Erkrankung steige unter anderem das Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden um das Zwei- bis Vierfache.
Im mittleren Osten und in Nordafrika haben etwa 15 Prozent aller Menschen Diabetes
Zwischen 1980 und 2014 verdoppelte sich laut Aussage der Forscher in 120 Ländern die Prävalenz von Diabetes bei Männern. Bei Frauen haben sich die Diabetes-Erkrankungen in 87 Ländern verdoppelt. Nirgendwo konnte in diesem Zeitraum beobachtet werden, dass die Diabetes-Raten deutlich sanken, fügen die Experten hinzu. Im Jahr 1980 litten noch mehr Frauen an Diabetes als Männer. Im Jahr 2014 waren dann bereits mehr Männer von einer Diabetes-Erkrankung betroffen. Auf den Inseln von Polynesien und Mikronesien hat einer von vier Erwachsenen Diabetes, berichten die Wissenschaftler. Das entspreche einer Zunahme von etwa 15 Prozent seit dem Jahr 1980. In den Ländern des mittleren Ostens und Nordamerika seien insgesamt knapp 15 Prozent aller Menschen betroffen.
Durch Diabetes entstehen weltweit unglaublich hohe wirtschaftliche Kosten
Im Jahr 1980 lagen noch europäische Länder mit höherem Einkommen bei der Anzahl von Diabetes-Erkrankungen ganz vorne. Zu diesen gehörten beispielsweise Deutschland, Italien und Großbritannien. Im Jahr 2014 hatten sie ihre „Führung“ bereits verloren und Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen wie beispielsweise Indonesien, Pakistan, Mexiko und Ägypten beheimateten nun mehr Diabetes-Erkrankte, erklärt der Hauptautor Professor Majid Ezzati vom Imperial College London. Alleine im Jahr 2014 wurden die wirtschaftlichen Kosten von Diabetes von den Experten auf etwa 825.000.000.000 US-Dollar geschätzt. Länder wie China, die USA, Japan und Indien hatten dabei die größten wirtschaftlichen Kosten zu verzeichnen. Allerdings entfallen etwa 60 Prozent aller Kosten auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Dort steigt die Prävalenz von Diabetes am stärksten, erläutern die Experten.
Gesundheitssysteme müssen umdenken und effektiver eingreifen
Die ständig steigende Zahl von erwachsenen Diabetikern ist auch auf das Wachstum der Weltbevölkerung und auf die ansteigende Lebenserwartung zurückzuführen. Doch die starke Zunahme der Diabetes-Erkrankungen scheint vor allem durch die Verbreitung von Übergewicht und Fettleibigkeit sowie den weit verbreiteten Bewegungsmangel ausgelöst zu werden, mutmaßen die Mediziner. Die Autoren wiesen darauf hin, dass einige der Gegenden, in denen die Zahl von Diabetes-Erkrankungen stark zugenommen hat, von Menschen bevölkert werden, die eine erhöhte genetische Anfälligkeit für Diabetes aufweisen. Oder Betroffene würden in ihrer Kindheit Wachstumsmuster durchleben, die im Erwachsenenalter ein höheres Risiko für die Entwicklung von Diabetes nach sich ziehen. Die Gesundheitssysteme sollten gezielter und effektiver eingreifen, um das wachsende Risiko von Diabetes bei Erwachsenen zu verhindern, raten die Forscher. Sollten die derzeit vorliegenden Trends sich weiter fortsetzen, eien die Ziele der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das Jahr 2025 höchstwahrscheinlich nicht ansatzweise umsetzbar. (as)
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