Studie: Jeder fünfte Chirurg nimmt Drogen
10.09.2013
Um Stress abzubauen und um ihre Leistung zu steigern, haben 20 Prozent der deutschen Chirurgen mindestens einmal zu verschreibungspflichtigen oder illegalen Drogen gegriffen. Das ergab eine Untersuchung der Klinik für Psychiatrie der Uniklinik Mainz unter der Leitung von Professor Dr. Klaus Lieb, an der 1105 deutsche Chirurgen teilgenommen hatten. Welche Substanzen dabei eingenommen wurden und ob die Drogen schon vor oder erst während einer Operation konsumiert wurden, wurde allerdings nicht ermittelt.
Stress und Schichtdienste erzeugen Druck
Zu den Gründen, die die Mediziner für den Konsum von Aufputschmitteln Angaben, zählten unter anderem die hohen beruflichen Anforderungen, unregelmäßigen Arbeitszeiten, Hektik und lange Schichtdienste. „Chirurgen sind einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt, die zu Erschöpfung und Stress führt. Das erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, bei der Operation Fehler zu machen, sondern übt auch Druck auf die Chirurgen aus, Müdigkeit, Angst, Konzentrationsschwäche, Burnout oder depressive Symptome mit Drogen zu bekämpfen“, schreiben die Autoren der Studie.
Legale und illegale Drogen zur Leistungssteigerung
Die Studienteilnehmer wurden nach Stimulanzen befragt, die ohne einer medizinischen Notwendigkeit gezielt zur geistigen Leistungssteigerung und nicht aus reinen Genussgründen eingenommen wurden.
Zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten zählten Mittel wie Methylphenidat, Modafinil und Antidementiva, die eine stimulierende Wirkung auf den Organismus ausüben. Bei den frei erhältlichen, legalen Aufputschmitteln dagegen wurden Wachmacher wie Kaffee, Energydrinks oder Koffeinpillen in erster Linie genannt.
Unter den illegalen Substanzen waren Kokain, Ecstasy, Speed und ähnliche Drogen angeführt. Die Studie gibt jedoch keine Auskunft darüber, zu welchen Anteilen die Studienteilnehmer die aufgeführten Drogen konsumierten.
Der Konsum von Suchtmitteln steigt Weltweit
Chirurgen sind jedoch nicht einzigen, die leistungssteigernde Mittel in zunehmendem Maße einnehmen, um sich gegen Stress und Anforderungen im Job zu wappnen. Eine AOK-Studie ergab kürzlich, dass immer mehr Deutsche infolge des Konsums von Suchtmitteln wie Nikotin, Alkohol und Kokain krank werden – in den vergangenen zehn Jahren um rund 17 Prozent laut "Fehlzeiten-Report 2013". 2002 waren es noch 2,07 Millionen Fehltage, die in dem Zusammenhang registriert wurden, 2012 bereits 2,42 Millionen. (ag)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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