Studie ermittelt ungesunde Ernährung von Kleinkindern
23.05.2011
Die Ernährung von Kleinkindern lässt in Deutschland häufig zu wünschen übrig. Die Heranwachsenden essen zu viel Fleisch und Süßigkeiten, so das Ergebnis einer Studie des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE). Demnach nehmen die Kleinkinder außerdem im Schnitt deutlich zu wenig Flüssigkeit pro Tag auf. Langfristig drohen erhebliche Beeinträchtigungen für die Gesundheit.
Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund widmet sich der multidisziplinären Forschung in den Bereichen Ernährung, Entwicklung und Wachstum von Kindern. Die Experten des Instituts sind im Rahmen einer aktuellen Studie zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass Kleinkinder in Deutschlands zu wenig gesunde Nahrungsmittel wie beispielsweise Gemüse, Obst und Vollkornprodukte zu sich nehmen. Im Gegenzug wird zu viel Fleisch und Süßes konsumiert. Oft wird schon im Kleinkindalter der Grundstein für lebenslange falsche Ernährungsgewohnheiten gelegt, mit entsprechend gravierenden Folgen für die Gesundheit der Betroffenen.
Kinder essen zu viel Fleisch und Süßigkeiten
Durch die Forschungsarbeiten zu den Zusammenhängen zwischen Ernährung, Wachstum und Stoffwechsel von Kindern und Jugendlichen, möchte das FKE nach eigenen Angaben einen Beiträge zur Förderung der Gesundheit und Entwicklung im Wachstumsalter durch die Verbesserung der Ernährung leisten. Eine dieser Forschungsarbeiten ist die sogenannte GRETA-Studie (German Representative Study of Toddler Alimentation), aus der nun erste Ergebnisse bekannt wurden. Die Wissenschaftler analysierten im Rahmen ihrer Studie die Ernährungsgewohnheiten in 525 repräsentativ ausgesuchten Haushalten mit ein bis drei Jahre alten Kindern, wobei festzustellen war, dass die Kleinkinder einerseits zu viel Süßigkeiten, Fleisch und Wurst essen, anderseits deutlich zu wenig trinken, berichtet die Nachrichtenagentur „dpa“. Das FKE stellte fest, dass die Heranwachsenden statt der empfohlenen rund 0,7 Liter pro Tag durchschnittlich nur 0,4 Liter pro Tag tranken.
Kindern essen täglich doppelt so viel Süßigkeiten, wie empfohlen
Der Süßigkeiten-Konsum der Kleinkinder lag indes mit etwa 50 Gramm täglich deutlich über der empfohlenen Menge von maximal 25 bis 30 Gramm pro Tag. Gesunde Nahrungsmittel wie Gemüse oder Vollkornprodukte würden von den Heranwachsenden hingegen ebenfalls zu wenig konsumiert, berichten die Experten. Für die Ernährungswissenschaftlerin Dr. oec. troph. Annett Hilbig vom FKE sind die Ergebnisse der GRETA-Studie besonders bedenklich, da vor allem im Kleinkindalter die Ernährungsgewohnheiten herausgebildet werden. Hier angeeignete falsche Angewohnheiten können die Betroffenen ein Leben lang begleiten und so langfristig erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen bedingen, betonte die Expertin gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Normalerweise übernehmen die Kleinkinder beim Übergang vom Baby-Brei zu festen Mahlzeiten das Essverhalten der Eltern, erklärte die Ernährungswissenschaftlerin. Daher ist an dieser Stelle auch die Vorbildfunktion der Erwachsenen nicht zu unterschätzen. Und da Kinder besonders auf eine gesunde Ernährung angewiesen sind, um sich gesund zu entwickeln, sollten die Eltern ihrer Vorbildfunktion beim Essverhalten möglichst umfassend nachkommen.
Pommes und Süßigkeiten sollten die Ausnahmen bilden
Viele Eltern scheinen jedoch in Bezug auf die Ernährung der Kleinkinder erhebliche Unsicherheiten zu plagen. Denn die GRETA-Studie konnte feststellten, dass auch nach dem Übergang zum gemeinsamen Familienessen die Heranwachsenden häufig noch Baby-Brei erhalten. Den Experten des FKE zufolge werden manche Kinder sogar bis zum dritten Lebensjahr überwiegend mit Brei ernährt. „Entweder essen sie ihn gerne oder bei den Eltern herrscht ein gewisses Sicherheitsdenken, weil sie mit Brei nichts falsch machen könnten“, so die Einschätzung von Annett Hilbig. Auch scheuen den Experten zufolge viele Kinder ungewohnte Nahrungsmittel schlichtweg deswegen, weil sie ihnen neu sind. Sollten die Kleinkinder aus diesem Grund die Aufnahme gesunder Nahrungsmittel ablehnen, könne die sogenannte „Neophobie“ durch die Verabreichung kleiner Portionen in regelmäßigen Abständen mit der Zeit überwunden werden, erläuterten die Ernährungswissenschaftler. Prinzipiell ist laut Annett Hilbig nichts dagegen einzuwenden, wenn die Kleinen auch mal Pommes statt Spinat essen, doch die Eltern müssen darauf achten, dass dies die Ausnahme bleibt. Generell sollten ungesunde Nahrungsmittel nur deutlich eingeschränkt angeboten werden, Verbote helfen nach Einschätzung von Annett Hilbig jedoch nur wenig.
Optimierte Mischkost als Ernährungsempfehlung für Kinder
Kleinkinder sollten nach der Umstellung auf feste Nahrung idealerweise mit einer „optimierte Mischkost“ ernährt werden, empfehlen die Experten des FKE. Viel pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Kartoffeln, Nudeln und Reis sowie ausreichend Wasser, ungesüßte Getränkte oder stark verdünnte Fruchtsaft-Schorlen sollten dabei einen festen Bestandteil der Ernährung bilden, raten die FKE-Ernährungswissenschaftler. Auch Milch, Milchprodukte, Eier, mageres Fleisch und Fisch werden empfohlen, allerdings nur in deutlich reduzierten Mengen. Die GRETA-Studie kommt dabei zu dem Ergebnis, dass die Kinder in wohlhabenden Familien und aus höherer Bildungsschichten tendenziell deutlich besser ernährt werden, als im Durchschnitt. Dies liege auch an der Wahl frischer Lebensmittel bei der Nahrungszubereitung, erläuterte die FKE-Ernährungswissenschaftlerin, Annett Hilbig. Die wohlhabenderen Familien kommen den FKE-Empfehlungen einer optimierten Mischkost am nächsten, so das Ergebnis der GRETA-Studie.
Umstellung von Baby-Brei auf Familienkost
Die unter dem Namen „Optimix“ geschützte Ernährungsempfehlung der optimierten Mischkost bietet das Forschungsinstitut für Kinderernährung auch als Broschüre an. Allerdings kann diese Ernährung erst nach dem Übergang zur festen Nahrung als Orientierungshilfe dienen. Für den Übergang von Brei zur „Familienkost“ empfiehlt das FKE zum Beispiel anstatt des vorherigen Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Breis zum Mittagessen feste Nahrung aus Gemüse, Kartoffeln, Reis oder Nudeln mit ein wenig Fleisch. Nach diesem Prinzip könne der morgendliche Milch-Getreide-Brei und die abendliche Milchmahlzeit in Frühstück und Abendessen aus Milch, Brot oder Getreideflocken sowie Obst und Rohkost übergehen, erklären die Experten des FKE. Die Brei-Mahlzeiten werden durch gleichwertige feste Nahrung aus ähnlichen Nahrungsmitteln ersetzt. So lernen die Kinder von Anfang an eine gesunde Ernährung, die sie optimal in ihrer Entwicklung unterstützt und gesundheitliche Beeinträchtigungen durch die Ernährungsgewohnheiten (zum Beispiel Nährstoffmangel, Übergewicht) vermeidet. (fp)
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Bild: Holger Gräbner / pixelio.de
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