MERS und der HCoV-229E Erkältungsvirus stammen aus Kamelen
Sicherlich waren Sie schon einmal in ihrem Leben erkältet. Aber wussten Sie auch, dass die menschliche Erkältung ihren Ursprung in Kamelen hat? Forscher machten jetzt bei ihrer Forschung zu MERS eine unerwartete Entdeckung. Sie fanden heraus, dass einer der normalen Erkältungserreger seinen tierischen Ursprung in Dromedaren hat. Das gefürchtete MERS-Virus stammt ebenfalls aus den Kamelen.
Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Bonn stellten bei einer Untersuchung fest, dass der Ursprung für unsere menschlichen Erkältungen eigentlich seinen tierischen Ursprung in Dromedaren hat. Die Experten aus Deutschland veröffentlichten eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen ihrer Studie. Außerdem wurden die Ergebnisse in den englischsprachigen Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.
Mediziner finden den Ursprung des HCoV-229E Erkältungsvirus
Es gibt vier menschliche sogenannte Coronaviren, die auf der gesamten Welt verbreitet sind. Neben den uns bekannten Rhinoviren sind auch die Coronaviren verantwortlich für Erkältungen, erläutern die Autoren. Die meisten dieser Infektionen verlaufen bei uns Menschen relativ harmlos. Den deutschen Wissenschaftlern aus Bonn gelang es jetzt, für eines der vier menschlichen Erkältungs-Coronaviren mit der Bezeichnung HCoV-229E den Ursprung zu bestimmen.
HCoV-229E und MERS stammen beide aus Kamelen
Der Autor Christian Drosten vom Universitätsklinikum Bonn erklärt dazu, dass HCoV-229E ebenso wie der gefürchtete MERS-Virus aus Kamelen abstammt. Der sogenannte Middle East Respiratory Syndrome (MERS)-Virus wurde erstmals 2012 beim Menschen nachgewiesen. MERS ist ein Coronavirus der schwere Atemwegsinfektionen hervorrufen kann. Oft nimmt die Erkrankung leider einen tödlichen Verlauf. Es stand bereits seit einiger Zeit fest, dass das MERS-Coronavirus seinen tierischen Ursprung in Dromedaren hat, erklärt der Mediziner.
Forscher untersuchen etwa 1.000 Kamele für ihre Studie
Das Team aus Wissenschaftlern arbeitete für den Schwerpunkt „Neu auftretende Infektionskrankheiten“ des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Die Mediziner untersuchten für ihre Forschung zum MERS-Virus etwa 1.000 Kamele auf Coronaviren. Erstaunlicherweise konnten die Experten bei knapp sechs Prozent der untersuchten Kamele auch Erreger entdecken, die eindeutig mit dem HCoV-229E Erkältungsvirus beim Menschen verwandt sind, erläutert Professor Dr. Christian Drosten.
Erkältungsvirus übertrug sich von Kamelen auf Menschen
Durch weitere molekulargenetische Untersuchungen zum Vergleich zwischen Erkältungsviren in Dromedaren, Fledermäusen und Menschen konnte dann festgestellt werden, dass das HCoV-229E Erkältungsvirus wirklich von Kamelen auf uns Menschen übertragen wurde, sagt Professor Drosten.
Viren aus Kamelen können prinzipiell auch in Menschen eindringen
Die Wissenschaftler isolierten die lebende Erkältungsviren aus einem Kamel. Dadurch konnten sie feststellen, dass diese Viren auch prinzipiell in menschliche Zellen eindringen können. Dies geschieht über dieselben Rezeptoren wie beim Erkältungsvirus HCoV-229E, erklären die Autoren. Glücklicherweise kann das menschliche Immunsystem diese Kamel-Viren ebenso abwehren wie die menschlichen Erkältungsviren, fügen die Mediziner hinzu.
Menschliche Bevölkerung weitgehend immun gegen tierische Erkältungs-Erreger
Verschiedene Tests mit humanem Serum und tierischen Erkältungs-Erregern haben ergeben, dass die menschliche Bevölkerung weitgehend immun gegen die Kamel-Viren ist. Der Grund dafür ist die weite Verbreitung von HCoV-229E bei der menschlichen Bevölkerung.
Weltweite Verbreitung von MERS noch nicht möglich
Aber wie verhält es sich mit den MERS-Viren beim Menschen? Es gibt immer wieder kleinere Ausbrüche durch den rätselhaften Erreger, sagen die Mediziner. Diese sind aber meist nur lokal und beispielsweise auf eine einzelne Klinik begrenzt. Glücklicherweise war das Virus noch nicht in der Lage, sich perfekt an den Menschen anzupassen, aus diesem Grund ist eine weltweite Verbreitung nicht möglich, erklärt Professor Drosten.
Auch das HCoV-229E-Virus war ursprünglich nicht optimal an Menschen angepasst
Bei den aktuellen Untersuchungen der Vorläuferviren des menschlichen HCoV-229E-Virus in Kamelen konnte festgestellt werden, dass diese Viren den MERS-Viren ähneln. Es war zu beobachten, dass diese Vorläuferviren ebenfalls nicht optimal auf uns Menschen angepasst sind, erläutert Drosten weiter.
War eine Pandemie der Ursprung der Verteilung von HCoV-229E auf den Menschen?
Was den Medizinern wirklich Sorgen macht ist, dass die weltweite Verbreitung des HCoV-229E-Virus durch eine sogenannte Mensch-zu-Mensch-Übertragung erfolgte. Wahrscheinlich geschah dies im Rahmen einer großen Pandemie in der Vergangenheit, vermuten die deutschen Forscher.
MERS-Impfstoff kommt nächstes Jahr in die klinische Prüfung
Also liefert die aktuelle Studie so etwas wie eine Art Warnsignal im Hinblick auf die bestehende Gefahr einer Pandemie durch MERS-Viren. Vielleicht ist es auch MERS möglich, den selben Weg zu gehen, wie das HCoV-229E-Virus, mutmaßen die Experten. Aus diesem Grund besteht ein dringender Handlungsbedarf. Die Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung arbeiten bereits mit Hochdruck an der Erforschung eines zuverlässigen Impfstoffs gegen das MERS-Virus. Anfang nächsten Jahres soll das Medikament in die klinische Prüfung kommen, sagen die Wissenschaftler. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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