Teenager sind erst später sexuell aktiv und kümmern sich gut um die Verhütung
Jugendliche sind offenbar erst weit später sexuell aktiv als bisher vermutet. Statt früher erster Erlebnisse und Ahnungslosigkeit beim Thema „Verhütung“, lassen sich Teenager hierzulande häufig Zeit und schreiben Pille, Kondom und Co. eine hohe Bedeutung zu. Dies geht aus der neuen Studie „Jugendsexualität 2015“ hervor, für welche im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung mehr als 5.000 junge Menschen ab 14 Jahren befragt wurden.
Früher und ungeschützter Sex ist offenbar ein Mythos
Immer früher, immer öfter? Seit langem hält sich das Klischee, dass immer mehr Jugendliche ihre ersten sexuellen Erfahrungen sehr früh machen und nur wenige Gedanken an die Verhütung verschwenden. Doch das scheint nicht der Realität zu entsprechen, stattdessen lassen sich die meisten Teenager offenbar Zeit, bis sie ihre ersten sexuellen Erfahrungen sammeln und schützen sich gut vor einer möglichen Schwangerschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Bericht „Jugendsexualität 2015“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Für diesen waren im Frühjahr und Sommer 2014 insgesamt 5.750 Interviews mit Jugendlichen (14-17 Jahre) und jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) zu den Themen Sexualität und Verhütung durchgeführt worden.
Mädchen erleben das „erste Mal“ früher als Jungen
Es zeigte sich, dass sexuelle Aktivitäten unter den 14-Jährigen insgesamt mit durchschnittlich sechs Prozent nach wie vor die Ausnahme bilden. Bei den 17-Jährige hatten hingegen über 50 Prozent das „erste Mal“ bereits erlebt. Insgesamt betrachtet sind Mädchen dabei früher aktiv als Jungen, denn im Alter von 19 Jahren hatten 90 Prozent der jungen Frauen deutscher Herkunft bereits Sex, bei Frauen mit ausländischen Wurzeln waren im Alter von 21 Jahren knapp zwei Drittel sexuell aktiv geworden (70 Prozent). Junge Männer hätten den ersten Sex hingegen erst zwei bzw. drei Jahre später, so die BZgA weiter.
„Annahmen, wonach immer mehr junge Menschen immer früher sexuell aktiv werden, bestätigen sich nicht“, sagte Dr. Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA. „Positiv ist auch zu sehen, dass eine feste Partnerschaft jungen Menschen beim ‘ersten Mal‘ wichtig ist.“
Zahl der Nicht-Verhüter geht deutlich zurück
Jugendliche warten nicht nur häufig, bis der oder die „Richtige“ kommt, sondern zeigen sich auch „ausgesprochen umsichtig“ beim Thema Verhütung, berichtet die BZgA. Demnach würden über 90 Prozent der sexuell aktiven jungen Menschen mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin über einen entsprechenden Schutz vor einer Schwangerschaft sprechen. Eine gravierende Verbesserung, die sich auch in der tatsächlichen Umsetzung widerspiegelt: Denn während 1980 noch knapp 30 Prozent der Jungen und 20 Prozent der Mädchen beim “ersten Mal“ nicht verhüteten, trifft dies heute nur noch auf sechs bzw. acht Prozent zu.
Noch massiver fiel der Anteil der Nicht-Verhüter bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund. Hier sank die Zahl von 34 Prozent in 2005 auf heute zehn Prozent, bei den Mädchen ging sie von 19 auf zwei Prozent zurück. „Es ist eine ausgesprochen erfreuliche Entwicklung, dass Jugendliche schon bei den ersten Sexualkontakten ganz besonders auf das Schutzverhalten achten“, erklärte Dr. Thaiss.
Lehrer und Lehrerinnen häufig die wichtigsten Ansprechpartner
Bei der Aufklärung durch die Eltern zeigen sich dem Bericht zufolge je nach Herkunft recht deutliche Unterschiede: Während 63 Prozent der Mädchen und 51 Prozent der Jungen ohne Migrationshintergrund mit ihren Eltern über Verhütung sprechen, ist dies nur bei 41 Prozent der Mädchen und 36 Prozent der Jungen mit ausländischen Wurzeln der Fall. „Das Elternhaus spielt bei der Sexualaufklärung eine wichtige Rolle. Eltern sind für ihre Kinder wichtige Vertrauenspersonen und eine zentrale Beratungsinstanz in Verhütungsfragen,“ erklärte Dr. Thaiss. Doch auch der Schule käme hier eine bedeutende Rolle zu, denn im Schnitt waren bei 93 Prozent der Jugendlichen nach eigener Aussage Themen der Sexualaufklärung im Unterricht besprochen worden. Gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund seien Lehrer und Lehrerinnen daher wichtige Bezugspersonen, weil häufig die Eltern als Ansprechpartner ausfielen, so die Mitteilung. (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.