Höhere Überlebenschancen wenn Patienten von Medizinerinnen behandelt werden
Offenbar hat das Geschlecht des medizinischen Personals einen Einfluss auf den Behandlungserfolg von Patienten. Laut einer neuen Studie stehen die Überlebenschancen von Krankenhauspatienten besser, wenn sie von Ärztinnen, statt von deren männlichen Kollegen, behandelt werden.
Geringeres Sterberisiko
Einer aktuellen Studie zufolge haben Klinikpatienten ein geringeres Sterberisiko, wenn sie von Medizinerinnen behandelt werden anstatt von deren männlichen Kollegen. Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler aus Boston die Daten von über 1,5 Millionen US-Senioren mit internistischen Beschwerden ausgewertet. Die Studienergebnisse wurden nun im Fachjournal „Jama Internal Medicine“ veröffentlicht.
Differenz von 32.000 Todesfällen pro Jahr
Den Angaben zufolge verstarben unter den Patienten der männlichen Ärzte knapp 11,5 Prozent. Wurden die Krankenhauspatienten jedoch von einer Frau behandelt, lag die Sterberate um 0,43 Prozentpunkte niedriger.
Die Differenz mag zwar zunächst sehr klein wirken, ist aber laut den Wissenschaftlern „klinisch signifikant“, denn unter dem Strich ergibt sich – auf alle Klinikpatienten der USA hochgerechnet – eine Differenz von jährlich 32.000 weniger Todesfällen.
Frauen und Männer gehen unterschiedlich an Behandlung heran
Eine Begründung für den Vorsprung gegenüber den männlichen Kollegen gibt es in der Studie nicht. Wie es heißt, war aber aus früheren Untersuchungen bekannt, dass Männer und Frauen unterschiedlich an eine Behandlung herangehen.
Demnach nehmen sich Ärztinnen mehr Zeit für ihre Patienten, legen mehr Wert auf Kommunikation mit ihnen und gehen stärker auf ihre Sorgen ein. Zudem halten sie sich strenger an medizinische Richtlinien.
Unklar ob Differenz auf weibliches Behandlungsgeschick zurückgeht
Es bleibt aber fraglich, ob die kleine Differenz tatsächlich auf das Behandlungsgeschick der Medizinerinnen zurückgeht.
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) berichtet, bescheinigt Stefan Lange, stellvertretender Leiter des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) den Studienautoren zwar, „alle möglichen Anstrengungen“ unternommen zu haben, um Störgrößen wie Alter und Arbeitsort der Mediziner herauszurechnen.
Allerdings seien zum Beispiel unterschiedliche Arbeitszeiten von Frauen und Männern nicht berücksichtigt worden.
Ärztinnen verdienen wesentlich weniger
Die Medizinerinnen Anna Parks und Rita Redberg von der University of California in San Francisco schreiben in einem Kommentar zur Studie, dass die Ergebnisse Krankenhäuser zum Denken und Handeln anregen sollten.
Noch immer verdienen Ärztinnen in den USA im Schnitt acht Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch „Ärztinnen leisten gleichwertige oder potenziell sogar bessere Arbeit als ihre männlichen Kollegen“, heißt es. (ad)
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