Stotternde Mäuse könnten klären, warum Menschen eine solche Sprachstörung entwickeln
Dass Mäuse nicht sprechen können, sollte allseits bekannt sein. Aus diesem Grund werden Mäuse auch keinesfalls stottern oder etwa doch? Wissenschaftler änderten jetzt die Gene einiger Labormäuse, um die Kommunikation der Nager in solch einer Weise zu verändern, die sehr dem menschlichen Stottern gleicht. Die Forscher hoffen durch diese Maßnahme, die Hintergründe und Ursachen des menschlichen Stotterns besser zu verstehen.
Haben Sie schon von stotternden Mäusen gehört? Wahrscheinlich nicht, denn Mäuse sprechen nicht und ihre Kommunikation ist für Menschen ohnehin unverständlich. Forscher von der Washington University in St. Louis veränderten jetzt innerhalb ihrer Untersuchung die Gene von einigen Mäusen, so dass deren Nachwuchs unter einer gestörten Kommunikation litt, die dem menschlichen Stottern ähnelt. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
Forscher verändern die Gene von Mäusen und untersuchen deren Kommunikation
Stottern ist eine der häufigsten Sprachstörungen auf der Welt und betrifft alleine in den Vereinigten Staaten etwa einen von 100 Erwachsenen, sagen die Forscher. Aber die Ursache dieser Sprachstörung ist bisher noch völlig unklar. Wissenschaftler entdeckten vor einigen Jahren, dass stotternde Menschen häufig unter der Mutation eines Gens leiden. Dieses Gen mit dem Namen GNPTAB kodiert ein Protein, welches in tierischen Zellen die Abfallprodukte zerstört und die alte zelluläre Maschinerie recycelt, erläutern die Experten. Mutationen von anderen Genen in diesem System, bewirken den Aufbau von zellulären Abfallprodukten und führen oft zu schwächenden Krankheiten. Wie die Mutation GNPTAB eine stotternde Sprache verursacht, ist aber immer noch ein Rätsel, fügen die Experten hinzu. Um dem Ursprung des Stotterns zu ergründen, veränderte ein Team aus Neurowissenschaftlern der Washington University, unter der Leitung von Dr. Terra Barnes die Gene einiger Mäuse. So entstand eine Mutation im Gen GNPTAB. Danach untersuchten die Mediziner die neugeborenen Welpen der Mäuse, ob diese bei ihrer Ultraschall-Kommunikation mit der Mutter Anzeichen von Stottern zeigten. Es ist allerdings keine leichte Aufgabe zu bestimmen, ob eine Maus stottert oder nicht, erläutert Dr. Barnes. Es sei sogar schwierig für Menschen festzustellen, ob eine Person stottert, wenn diese in einer fremden Sprache spricht.
Computerprogramm analysiert Muster der Stimmgebung
Aus diesem Grund entwickelt das Team ein Computerprogramm, das Stottern am Muster der Stimmgebung erkennen konnte, unabhängig von der gesprochenen Sprache. Das Programm achtet auf die Anzahl der Vokalisationen pro Minute und berechnet die Länge der dabei entstandenen Pausen, erklären die Wissenschaftler. Bei Menschen erkannte das Programm 79 Prozent aller stotternden Probanden. Mäuse mit einer mutierten Kopie des Gens GNPTAB zeigten weniger Vokalisation und dafür längere Pausen als normale Mäuse. Die betroffenen Mäuse waren aber trotzdem noch körperlich in der Lage, normal zu kommunizieren. Eine Reihe von kognitiven und körperlichen Tests zeigte, dass die Mäuse auch ansonsten völlig gesund waren, erklären die Mediziner. Obwohl es große Unterschiede bei der Komplexität zwischen Mensch und Mäusen gibt, haben mutierte Kopien von GNPTAB ähnliche Auswirkungen. Somit seien die stotternden Mäuse ein potenziell wertvolles Modell. Wir können jedes Medikament auf sein Wirkung testen und dann herausfinden, welche Teile des Gehirns betroffen sind, fügen die Experten hinzu.
Weitere Forschung ist nötig, um Ursachen besser zu verstehen
Bisher ist die genaue Ursache von Stottern noch nicht geklärt. Der Aufbau von unverdauten Abfallprodukte aus einer Fehlfunktion des Lysosom-Systems ist nur eine mögliche Ursache für das Stottern, erläutert der Co-Autor Dr. Tim Holy von der Washington University School of Medicine in St. Louis. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Gene eine andere Funktion ausüben, deren Zusammenhang noch nicht durchschaut wurde. (as)
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Wichtiger Hinweis:
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