25 Prozent weniger Kopfschmerztage dank Einsatz von Migräne-App
Millionen Bundesbürger leiden immer mal wieder an Kopfschmerzen. Zwar können in vielen Fällen auch Hausmittel gegen die Beschwerden helfen, doch häufig greifen Betroffene schnell zu Schmerzmitteln. Wie sich nun in einer Studie gezeigt hat, kann der Einsatz einer Migräne-App dabei helfen, die Einnahme solcher Medikamente zu reduzieren. Zudem hilft sie, die Kopfschmerztage allgemein deutlich zu mindern.
Es müssen nicht immer Medikamente sein
Schmerzen an den Schläfen und ein brummender Schädel: Kopfschmerzen zählen mittlerweile zu den Volkskrankheiten. Experten zufolge sind etwa 50 Millionen Menschen in Deutschland betroffen, vier Millionen leiden sogar täglich daran. Zwar lassen sich die Beschwerden in vielen Fällen mit Hausmitteln wie Pfefferminzöl, Melissengeist oder Kaffee mit Zitrone beheben, doch viele Bundesbürger greifen lieber zu Medikamenten. Eine spezielle App für Patienten mit Migräne und Kopfschmerzen kann dazu beitragen, die Einnahme von Schmerzmitteln zu reduzieren. Und sie trägt dazu bei, die Zahl der Kopfschmerztage deutlich zu reduzieren.
Notwendigkeit für Einnahme von Kopfschmerztabletten wird reduziert
Laut einer aktuellen Studie der Schmerzklinik Kiel und der Techniker Krankenkasse (TK) lassen sich bei Einsatz einer Migräne-App Schmerztage deutlich reduzieren.
Wie es in einer Mitteilung der Krankenkasse heißt, leiden die Nutzer einer solchen App der TK im Schnitt rund drei Tage im Monat weniger an Kopfschmerzen als ohne Nutzung der App – durchschnittlich an zehn statt 13,3 Tagen im Monat (minus 25 Prozent).
„Die Studie zeigt deutlich, dass die Patienten von der Begleitung ihrer Behandlung mit der Migräne-App profitieren“, sagte Prof. Dr. Hartmut Göbel, ärztlicher Direktor der Schmerzklinik Kiel, in einer Mitteilung.
„Sie haben weniger Kopfschmerztage pro Monat, und auch die Notwendigkeit für die Einnahme von Akutmedikamenten gegen Kopfschmerzen nimmt ab“, so der Experte.
Zum Vergleich: Den Angaben zufolge reduzieren die meisten vorbeugenden Kopfschmerzpräparate die Anzahl der Kopfschmerztage im Mittel um ein bis zwei Tage pro Monat.
„Die Migräne-App zeigt, dass gut gemachte digitale Angebote in der Gesundheitsversorgung wirklich etwas bringen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der TK, Dr. Jens Baas.
Die App habe einen spürbaren Mehrwert für den Patienten.
Gesundheitliche Risiken durch langfristige Einnahme von Schmerzmitteln
Wie die TK im vergangenen Jahr berichtete, nimmt jeder zehnte Deutsche täglich mindestens eine Kopfschmerztablette.
Eine Verminderung der Einnahme solcher Präparate kann für Betroffene tatsächlich von gesundheitlichem Nutzen sein.
Denn bei falscher und häufiger Einnahme können Schmerzmittel Dauerkopfschmerzen verursachen.
Enorme Reduktion der Kopfschmerztage
„Hochgerechnet auf alle Nutzer der App, lässt sich bei aktuell 136.000 Downloads die Reduktion der Kopfschmerztage auf 5,3 Millionen Tage pro Jahr beziffern“, erläuterte Schmerzexperte Göbel.
Die Studie belege auch, dass die App die ärztliche Behandlung unterstützt und die digitale Medizin in der modernen ärztlichen Sprechstunde angekommen ist. Demnach bringen sieben von zehn befragten Nutzern (71 Prozent) die Migräne-App zum Arztbesuch mit.
Und 58 Prozent nutzen die App-Ergebnisse, um gemeinsam mit ihrem Arzt über die Therapie zu entscheiden, insbesondere um die Medikation anzupassen.
76 Prozent sagen, dass die App ihnen dabei hilft, ihren mit dem Arzt erstellten Behandlungsplan einzuhalten. Zudem ziehen 80 Prozent die App-Lösung einem herkömmlichen Schmerztagebuch auf Papier vor.
„Effizientes Instrument für ein wirksames Selbstmanagement“
„Die Migräne-App ist ein effizientes Instrument für ein wirksames Selbstmanagement“, so TK-Chef Baas.
„Die Studie zeigt uns, dass es sich lohnt, auf die Chancen der Digitalisierung zu setzen und sie aktiv zu gestalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Krankenkasse.
„Einerseits boomt der Markt der Health-Apps, hunderttausende Apps stehen in den digitalen Stores bereit“, fügte Baas an.
„Bei den meisten sind jedoch weder Nutzen noch Effizienz belegt. Im Gegensatz zu vielen anderen sind Gesundheits-Apps aber kein Spielzeug. Wir brauchen deshalb dringend eine sinnvolle Risikoklassifizierung.“
Krankheitsverlauf analysieren und kontrollieren
Wie in den Mitteilungen der Kieler Schmerzklinik und der Krankenkasse erläutert wird, unterstützt die Migräne-App der TK Patienten mit chronischen Kopfschmerzen dabei, ihren Krankheitsverlauf digital genau zu dokumentieren, mit wenigen Klicks zu analysieren und zu kontrollieren.
Außerdem informiert sie die Nutzer und schlägt auf der Grundlage der eingegebenen individuellen Daten Verhaltensmaßnahmen vor.
Überschreitet der Nutzer beispielsweise die maximal erlaubte Akutmedikation von höchstens neun Tagen im Monat, erhält er einen Warnhinweis.
Den Patienten stehen zudem umfangreiche Informations- und Selbsthilfetools zur Verfügung.
Damit können sie zum Beispiel einen Schmerzspezialisten in der Nähe finden, direkt auf den TK-Kopfschmerzcoach zugreifen oder unter Anleitung bei Progressiver Muskelentspannung entspannen.
Seit dem Frühjahr enthält die Migräne-App zudem die Simulation einer Migräne-Aura. Sie zeigt wie visuelle Störungen bei Migräne-Attacken aussehen.
Das sei wichtig, da die Symptome häufig mit denen eines Schlaganfalls verwechselt würden, erläuterte Neurologe Göbel.
Die Nutzer wissen das zu schätzen: 40 Prozent der Befragten lobten, dass sie damit erstmals anderen verständlich machen können, wie sich das Sichtfeld bei einer Migräne-Aura einschränkt.
App wird überwiegend von Frauen genutzt
Für die aktuelle Studie wurden 1.464 aktive Nutzer der Migräne-App der TK online befragt. Die Befragten nutzen die App durchschnittlich seit rund 13 Monaten, sind im Schnitt rund 47 Jahre alt und leiden seit durchschnittlich 27 Jahren an Kopfschmerzen.
Die Migräne-App ist von Schmerzexperten der Schmerzklinik Kiel gemeinsam mit Wissenschaftlern und Versorgungsexperten der TK sowie Selbsthilfegruppen entwickelt worden.
Die Nutzer sind überwiegend Frauen. Sowohl Frauen als auch Männer profitieren beim Einsatz der App und bewerten diese gleich gut. Es besteht die Tendenz, dass jüngere App-Nutzer größere Effekte erzielen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.