HPV-Impfung senkt Krebsrisiko – auch Ungeimpfte profitieren
In einer großen Übersichtsstudie hat sich gezeigt, dass HPV-Impfungen erfolgreich vor Infektionen schützen und dadurch die Zahl der Gebärmutterhalskrebs-Fälle sinkt. Selbst ungeimpfte Personen profitieren davon. Gesundheitsexperten bemängeln aber, dass die Impfung hierzulande noch sehr wenig genutzt wird.
Die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen
„Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die dritthäufigste Krebserkrankung bei Frauen“, erklärt das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer Mitteilung. Fachleuten zufolge sollen jedes Jahr mehr als 500.000 Frauen daran erkranken. Dieser Krebs wird durch humane Papillomviren (HPV) verursacht, die die Schleimhautzellen infizieren und unkontrolliert wuchern lassen. „Zum Schutz vor den krebserregenden Viren stehen Impfstoffe zur Verfügung, die eine Infektion verhindern“, schreibt das DKFZ. Dass diese Stoffe sehr wirkungsvoll sind, zeigt nun eine neue Studie eines internationalen Forscherteams.
Gebärmutterhalskrebs besiegen
Erst vor wenigen Monaten berichteten australische Forscher, dass Gebärmutterhalskrebs in den nächsten Jahrzehnten weltweit ausgerottet werden könnte.
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt die Eliminierung des Zervixkarzinoms an.
Eine große Übersichtsstudie zeigt nun, dass dieses Ziel durchaus erreicht werden könnte. Laut den Studienautoren senken nationale Impfprogramme gegen HPV bei jungen Frauen das Risiko für Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs deutlich.
Durch die sogenannte Herdenimmunität profitieren davon auch ungeimpfte Bevölkerungsgruppen wie ältere Frauen und Männer.
Die Studienergebnisse des internationalen Forscherteams um Mélanie Drolet von der Université Laval in Quebec (Kanada) wurden kürzlich im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht.
Individuelles Infektionsrisiko wird deutlich gesenkt
Gebärmutterhalskrebs wird in den allermeisten Fällen durch Humane Papillomviren (HPV) verursacht, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden.
Zum Schutz vor den krebserregenden Viren stehen Impfstoffe zur Verfügung, die eine Infektion verhindern.
In Deutschland wurde die HPV-Impfung im Jahr 2007 zugelassen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte eine wissenschaftliche Untersuchung gezeigt, dass diese Impfung das individuelle Infektionsrisiko deutlich senkt.
Das internationale Forscherteam um Drolet analysierte nun die Folgen nationaler Impfprogramme auf einer deutlich größeren Ebene.
Die Experten werteten dazu 65 Studien aus 14 Ländern mit hohem Einkommen aus. Insgesamt erfassten die Studien, die zwischen dem 1. Februar 2014 und dem 11. Oktober 2018 veröffentlicht wurden, Daten von etwa 60 Millionen Menschen.
Studienautoren sprechen von überzeugenden Belegen
Die Forschenden verglichen die Zeiträume vor und nach Einführung der Impfung insbesondere für Fragen zur Entwicklung der HPV-Infektionen, zu Diagnosen von Anogenitalwarzen (Warzen an Anus und Genitalien) sowie Diagnosen von mittelgradigen bis gravierenden Tumorvorstufen (CIN2+).
„Unsere Ergebnisse zeigen überzeugende Belege für den erheblichen Einfluss von HPV-Impfprogrammen auf HPV-Infektionen“, schreiben die Autoren.
Für den Zeitraum von fünf bis acht Jahren nach Einführung der Impfstoffe zeigte sich:
Bei Mädchen von 13 bis 19 Jahren sanken die Infektionen mit HPV16 und HPV18 im Mittel um 83 Prozent und bei Frauen von 20 bis 24 Jahren um 66 Prozent.
Auch Infektionen mit den HPV-Varianten 31, 33 und 45 gingen bei Mädchen von 13 bis 19 Jahren um gut die Hälfte (54 Prozent) zurück.
Weiter stellten die Autoren fest, dass die Diagnosen von Anogenitalwarzen bei Mädchen von 15 bis 19 Jahren um zwei Drittel (67 Prozent), bei Frauen von 20 bis 24 um ein Drittel (31 Prozent), bei Jungen von 15 bis 19 um die Hälfte (48 Prozent) und bei Männern von 20 bis 24 Jahren um ein Drittel (32 Prozent) sanken.
Den Forschern zufolge profitierten somit auch Bevölkerungsgruppen, die selbst nicht geimpft waren, von den Impfprogrammen.
Des Weiteren sanken die Diagnosen der Tumorvorstufen vom Grad CIN2+ bei Mädchen von 15 bis 19 Jahren um die Hälfte (51 Prozent) und bei Frauen von 20 bis 24 Jahren um fast ein Drittel (31 Prozent).
Laut den Wissenschaftlern hing die Stärke des Effekts aber von der Durchimpfungsrate ab sowie davon, ob mehrere oder nur einzelne Jahrgänge geimpft wurden.
Zu wenige Mädchen geimpft
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die HPV-Impfung für Mädchen ab 9 Jahren.
Mädchen zwischen neun und 14 Jahren erhalten zwei Impfungen im Abstand von fünf bis 13 Monaten für einen vollständigen Impfschutz, bei der Nachholimpfung – ab 15 Jahre – werden drei Impfungen benötigt.
Die Kosten für die komplette Impfung von Mädchen werden von den Krankenkassen übernommen, sofern die Geimpften noch unter 18 sind.
Doch leider waren nach einer STIKO-Analyse Ende 2016 lediglich 31 Prozent der 15-jährigen Mädchen vollständig geimpft.
Kein vollständiger Schutz
„Die Impfung bietet allerdings keinen vollständigen Schutz vor allen krebsauslösenden Papillomviren“, erklärte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml in einer älteren Mitteilung.
„Deshalb ist die Krebsprävention beim Frauenarzt nach wie vor notwendig, zumal hier auch weitere schwerwiegende Krankheiten an Gebärmutter, Eierstöcken oder Brust erkannt und schnellstmöglich behandelt werden können“, sagte die Politikerin, die selbst Ärztin ist.
„Je früher eine Krebserkrankung diagnostiziert und behandelt wird, desto höher sind die Heilungschancen“, so die Ministerin. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- The Lancet: Population-level impact and herd effects following the introduction of human papillomavirus vaccination programmes: updated systematic review and meta-analysis, (Abruf: 01.07.2019), The Lancet
- Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ): Impfung als Therapie: Experimenteller Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs an Mäusen erfolgreich erprobt, (Abruf: 01.07.2019), Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
- Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege: Huml wirbt bei Mädchen für Schutz vor Gebärmutterhalskrebs – Bayerns Gesundheitsministerin: HPV-Schutzimpfung senkt Krebsrisiko, (Abruf: 01.07.2019), Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.