Kann man sich den Hustensirup sparen?
Die eindeutige Wirksamkeit von Arzneien gegen Husten konnte in sechs klinischen Studien nicht nachgewiesen werden. Zwar gibt es viele verschiedene Wirkstoffe auf dem Markt, die vermeintlich gegen Husten helfen, wie zum Beispiel Kodein, Salbutamol und Gelatine, doch in einer aktuellen Analyse stellten Wissenschaftler an über 700 Probandinnen und Probanden fest, dass kein getestetes Mittel einen eindeutigen Nutzen für die Heilung bringt.
Das Forscherteam um Dr. Lars G. Hemkens von der Universität Basel analysierte sechs klinische Studien mit insgesamt 724 Patientinnen und Patienten mit subakutem Husten, also einem Husten der in der Regel 3 bis 8 Wochen anhält und in den meisten Fällen von allein heilt. Gegen solchen Husten werden vielfach Hustenmedikamente verschrieben, deren Nutzen nicht nachweisbar ist, wie die Forschenden feststellten. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem Fachmagazin „British Journal of General Practice“ veröffentlicht.
Kein getestetes Hustenmittel konnte überzeugen
„Keine der evaluierten Behandlungen zeigte in der Untersuchung einen deutlichen Nutzen bei der Heilung von subakutem Husten“, erläutern die Forschenden in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Getestet wurden gängige Arzneimittel und natürliche Heilmittel, die häufig in Europa und Nordamerika gegen Husten verschrieben werden. Die Wirksamkeit von Heilmitteln aus der traditionellen chinesischen Medizin wurde nicht untersucht.
Vernichtendes Urteil
Sieben Wirkstoffe wurden von dem Baseler Forscherteam unter die Lupe genommen, darunter Montelukast, Salbutamol plus, Ipratropiumbromid, Gelatine, Fluticasonpropionat, Budesonid, Opioide und Codein. Das erschütternde Urteil: „Die Ergebnisse zeigen, dass keine der Behandlungen die Heilung des Hustens deutlich unterstützte.“ Bei allen Teilnehmenden verschwanden die Hustensymptome mit und ohne Behandlung. Zwei Studien deuten auf einen kleinen Vorteil der Medikamente gegenüber Placebos hin. Ansonsten sind die Mittel den Forschern zufolge nutzlos.
Husten gehört zu den häufigsten Gründen für Arztbesuche
Das Team um Dr. Lars G. Hemkens möchte Betroffene und die Allgemeinheit aufklären. „Husten ist einer der häufigsten Gründe für einen Arztbesuch“, schreiben die Experten der Universität Basel. Neben einer allgemeinen Einschränkung der Lebensqualität gehe Husten oft auch mit der Angst einher, an einer schweren Erkrankung wie beispielsweise Krebs zu leiden. Den Forschenden zufolge fordern Patienten ein Medikament zur Behandlung, obwohl dies von vielen Ärzten nicht empfohlen werde.
Studienleiter spricht sich gegen Hustenmedikamente aus
„Wir sehen aufgrund unserer Untersuchung derzeit keine Behandlung, die eindeutige Vorteile für die Patienten aufweist“, resümiert Dr. Hemkens die Studienergebnisse. Aufgrund bestimmter methodischer Beschränkungen in den herangezogenen Studien sei aber keine Verallgemeinerbarkeit für alle Husten-Erkrankungen möglich.
Vier Milliarden Dollar Umsatz
Wie die Baseler Forschenden berichten, beläuft sich der Umsatz für Hustenmedikamente weltweit auf vier Milliarden Dollar. Zur Zeit finde eine regelrechte Überbehandlung bei Husten statt. Die Experten der Universität Basel schlagen vor, dass sich Ärzte die Zeit nehmen sollten, Patientinnen und Patienten besser über Husten aufzuklären, um die übermäßige Medikation bei Husten zu verringern. Vielleicht sollte man sich stattdessen besser auf natürliche Hausmittel gegen Husten verlassen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.