Neue Erkenntnisse zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Depressionen
In der Vergangenheit hat sich in verschiedenen Studien gezeigt, dass Depressionen bei Frauen deutlich häufiger vorkommen als bei Männern. US-amerikanische Forscher haben nun in einer wissenschaftlichen Untersuchung eine Ursache für diesen Geschlechterunterschied gefunden.
Immer mehr Menschen leiden an Depressionen
Einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge ist die Anzahl der Menschen mit Depressionen in den vergangenen Jahren weltweit deutlich gestiegen ist. Auch in der EU leiden immer mehr Menschen an der psychischen Krankheit, insbesondere im höheren Alter, wie Experten berichteten. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind Frauen von Depressionen stärker betroffen als Männer. Eine Studie liefert nur eine Erklärung dafür, warum das so ist.
Frauen sind stärker betroffen als Männer
Depressionen, die „weltweit häufigste Ursache für Behinderungen“, sind bei Frauen weitaus häufiger als bei Männern, berichtet das Portal „Medical Nesw Today“.
Weltweit leben über 300 Millionen Menschen mit Depressionen. Bei jungen Frauen zwischen 14 und 25 Jahren ist die Wahrscheinlichkeit für die psychische Erkrankung mehr als doppelt so hoch wie bei gleichaltrigen Männern.
Obwohl diese Unterschiede im späteren Erwachsenenalter weniger ausgeprägt sind, zeigen globale Schätzungen immer noch einen 1,7-fachen Anstieg der Prävalenz von Depressionen bei Frauen im Vergleich zu Männern.
Geschlechtsspezifische Unterschiede manifestieren sich im Gehirn
Neue Forschungsergebnisse geben Aufschluss darüber, wie sich die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Depressionen im Gehirn manifestieren.
Insbesondere zeigen Wissenschaftler, wie Entzündungen die Reaktion des Gehirns auf Belohnungen bei Männern und Frauen unterschiedlich beeinflussen.
Die Forscher um Naomi Eisenberger, Professorin an der University of California in Los Angeles, stellten in einer wissenschaftlichen Untersuchung fest, dass Entzündungen bei Frauen, aber nicht bei Männern zur sogenannten Anhedonie führen.
Anhedonie (die Unfähigkeit, Freude an Aktivitäten zu empfinden, die früher Spaß gemacht haben) gilt als eines der wichtigsten Merkmale einer Depression.
Auf neurologischer Ebene zeigt sich Anhedonie als verminderte Aktivität im Bereich der Belohnungsverarbeitung des Gehirns, dem sogenannten ventralen Striatum.
Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging“ veröffentlicht.
Bei den Probanden wurde eine Entzündung ausgelöst
Um zu ihren Ergebnissen zu gelangen, verabreichten die Forscher 115 depressionsfreien Studienteilnehmern (69 Probanden waren weiblich) entweder eine niedrige Dosis eines Endotoxins, um eine Entzündung auszulösen, oder ein Placebo.
Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Kontroll- / Placebogruppe oder der niedrig dosierten Endotoxingruppe zugeteilt.
Zwei Stunden nach der Verabreichung, dem Höhepunkt der Entzündungsreaktion auf das Toxin, wurden die Probanden gebeten, eine Aufgabe zu erledigen, bei der sie mit einer finanziellen Belohnung rechnen mussten.
Die Teilnehmer erledigten die Aufgabe in einem funktionsfähigen MRT-Scanner.
Die Ergebnisse zeigten, dass das Endotoxin die Aktivität des belohnungsverarbeitenden ventralen Striatum reduzierte. Die Forscher stellten jedoch fest, dass sich dieser Effekt je nach Geschlecht unterschied.
Frauen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen besonders anfällig für Depressionen
„Insbesondere“, berichten Prof. Eisenberger und Kollegen, „führte Endotoxin (gegenüber Placebo) bei weiblichen Teilnehmern zu einer verminderten [ventralen Striatum] -Aktivität“.
Doch bei den männlichen Teilnehmern war dieser Effekt nicht festzustellen. Diese Abnahme der Aktivität des ventralen Striatum „hing mit einer Zunahme der Entzündung bei weiblichen, aber nicht männlichen Teilnehmern zusammen“, so die Forscher.
„Dies deutet darauf hin, dass Frauen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen besonders anfällig für die Entwicklung von Depressionen sind, da die Empfindlichkeit für Belohnungen abnimmt“, erklärt Erstautorin Mona Moieni.
„Mediziner, die weibliche Patienten mit entzündlichen Erkrankungen behandeln, sollten diesen Patientinnen besondere Aufmerksamkeit schenken, da möglicherweise depressive Symptome auftreten“, fügt Moieni hinzu.
Laut Prof. Eisenberegr ist diese Studie, die erste, die diese geschlechtsspezifischen Unterschiede aufzeigt. Sie könnte erklären, warum Frauen eine weitaus höhere Rate an Depressionen aufweisen als Männer. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.