Nahrungsergänzungsmittel helfen nicht bei der Vorbeugung einer Depression
In einer aktuellen Studie hat sich gezeigt, dass man einer Depression nicht durch die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vorbeugen kann. Früheren Untersuchungen zufolge gibt es aber Möglichkeiten, das Risiko für Depressionen zu senken.
Immer mehr Menschen leiden an psychischen Krankheiten
Gesundheitsexperten zufolge ist die Anzahl der Menschen mit Depressionen weltweit deutlich gestiegen. Auch in Deutschland und der EU leiden immer mehr Menschen an der psychischen Krankheit. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele nach Möglichkeiten suchen, das Risiko an einer Depression zu erkranken, zu reduzieren. Wie eine aktuelle Studie nun zeigte, sind Nahrungsergänzungsmittel dazu aber nicht geeignet.
Nahrungsergänzungsmittel zur Vorbeugung von Depressionen?
Ältere wissenschaftliche Untersuchungen haben zwar Hinweise darauf geliefert, dass Omega-3-Fettsäuren zur Alzheimer-Vorsorge geeignet sein könnten, doch schon vor Jahren berichteten Forscher, dass solche Fettsäuren kaum wirksam bei Depressionen sind.
Nun hat auch eine aktuelle Studie gezeigt, dass man einer Depression nicht durch die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Omega-3-Fettsäuren und anderen Inhaltsstoffen wie Vitaminen und Mineralstoffen vorbeugen kann.
Gezeigt worden ist dies in der MooDFOOD-Studie, die die präventive Wirkung von Nahrungsergänzungsmitteln und einer psychologischen Beratung zu gesunder Ernährung und Lebensweise auf Depression untersucht hat.
Wie das Universitätsklinikum Leipzig in einer Mitteilung schreibt, waren an der Untersuchung Forscher der Leipziger Universitätsmedizin zusammen mit 14 anderen Forschungseinrichtungen aus Europa beteiligt.
Die Hauptergebnisse der MooDFOOD-Studie wurden in der Fachzeitschrift „Journal of the American Medical Association“ (JAMA) veröffentlicht.
Studienteilnehmer mit erhöhtem Erkrankungsrisiko
Den Angaben zufolge nahmen an der Studie mehr als 1.000 übergewichtige oder adipöse Menschen aus vier europäischen Ländern teil.
Diese Personen hatten ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken und berichteten zu Studienbeginn über eine mindestens leichte depressive Symptomatik, aber keine Depression.
Die Probanden wurden zufällig in Gruppen eingeteilt und nahmen entweder täglich ein Nahrungsergänzungsmittel ein, das aus Omega-3-Fettsäuren, Kalzium, Folsäure, Selen, Vitamin D und Zink bestand, oder ein Placebo-Präparat.
Zudem erhielt die Hälfte aller Studienteilnehmer eine professionelle psychologische Beratung in Einzel- und Gruppensitzungen zu gesunder Ernährung und Lebensweise, mit dem Ziel, ein gesünderes Ernährungsmuster zu etablieren.
Nicht wirksamer als Placebo-Präparate
Die Studie zeigte: „Die tägliche Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln über die Dauer von einem Jahr kann dem Auftreten einer depressiven Episode in der untersuchten Stichprobe nicht vorbeugen; Nahrungsergänzungsmittel wirken also nicht präventiv in Bezug auf Depression“, so Dr. Elisabeth Kohls, die das Projekt an der Universität Leipzig koordinierte.
„Die Nahrungsergänzungsmittel-Präparate waren in der Studie nicht wirksamer als die Placebo-Präparate, in einigen Analysen sogar schlechter“, erläuterte die Wissenschaftlerin.
„Für eine professionelle psychologische Beratung zu gesunder Ernährung und Lebensweise konnte in der Stichprobe ebenfalls keine präventive Wirkung nachgewiesen werden.“
Auf Methoden und Behandlungen mit nachgewiesener Wirkung verlassen
„Diese Ergebnisse sind für die Millionen depressiv Erkrankter und auch die Allgemeinbevölkerung in Deutschland bedeutsam“, sagte Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Koautor des Artikels, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Leipzig und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
„Depressionen sind schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankungen. Sie reduzieren die Lebenserwartung im Schnitt um zehn Jahre“, so der Experte.
„Wie bei jeder schweren Erkrankung sollte man sich deshalb, sowohl im Bereich Vorsorge, als auch in der Therapie auf Methoden und Behandlungen mit nachgewiesener Wirkung verlassen. Um den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen, zählen dazu medikamentöse Therapie und Psychotherapie, aber nicht Nahrungsergänzungsmittel“, erklärte Hegerl.
„Es ist verständlich, dass Menschen nach Möglichkeiten suchen das eigene Risiko an einer Depression zu erkranken zu reduzieren. Wir wissen jetzt, dass Nahrungsergänzungsmittel dazu eher ungeeignet sind.“
Erkrankungsrisiko reduzieren
Frühere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass es sehr wohl Mittel und Wege gibt, das persönliche Risiko für Depressionen zu reduzieren – unter anderem durch regelmäßigen Sport.
So berichteten US-amerikanische Wissenschaftler erst vor wenigen Monaten, dass körperliche Aktivität und Bewegung helfen, das Depressionsrisiko deutlich zu senken. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.