Studie liefert erstmals genaue Zahlen über die unnötige Verschreibung von Antibiotika
In unserer heutigen Gesellschaft werden extrem oft Antibiotika eingesetzt, um verschiedenste Erkrankungen zu behandeln. Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass ein Drittel der verschriebenen Antibiotika nicht wirklich benötigt wird. Die meisten Arztpraxen und Notaufnahmen gehen laut Aussage der Forscher zu leichtfertig mit dem Medikament um. Dadurch steige die Gefahr für antibiotikaresistente Bakterienstämme immer weiter an.
Auf der ganzen Welt haben Patienten, Ärzte und Mediziner Angst vor Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind. Die Wahrscheinlichkeit für solche Stämme resistenter Erreger erhöht sich immer weiter, weil Menschen generell zu oft Antibiotika einsetzen. Forscher von den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und dem Pew Charitable Trust fanden bei einer aktuellen Untersuchung heraus, dass etwa ein Drittel aller verschriebenen Antibiotika in den Vereinigten Staaten nicht unbedingt benötigt wird. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Untersuchung in der Fachzeitschrift „JAMA“.
Jedes Jahr etwa 47 Millionen unnötige Antibiotika-Verschreibungen alleine in den USA
Ärzte und Mediziner verschreiben in der heutigen Zeit viel zu häufig Antibiotika. Alleine in den Vereinigten Staaten werden jedes Jahr etwa 47 Millionen unnötige Verschreibungen des Medikamentes ausgestellt, erklären die Autoren. Meist für Erkrankungen wie beispielsweise Erkältungen, Halsschmerzen, Bronchitis, Grippe und allgemeine Infektionskrankheiten.
Mitarbeiter von Gesundheitsbehörden warnen schon seit Jahren davor, dass der übermäßige Gebrauch von Antibiotika zur Entwicklung von Medikamenten-resistenten Bakterien führt. Aber es gab bisher keine genauen Zahlen über die Häufigkeit des unnötigen Einsatzes von Antibiotika, sagen die Mediziner. Die neue Studie ist so wichtig, weil sie erstmals tatsächlich konkrete Zahlen liefert, erklärt Dr. David Hyun vom Pew Charitable Trust. Die Studie analysierte die Daten von zwei großen CDC-Erhebungen im Zeitraum 2010 bis 2011. Dort wurde die Mehrheit aller Antibiotika-Verschreibungen erfasst.
Die wichtigsten Ergebnisse auf einen Blick
Über dreizehn Prozent aller ambulanten Besuche in den USA (154 Millionen Besuche jährlich) führen zu einer Verschreibung von Antibiotika, sagen die Experten. Etwa 44 Prozent aller Verschreibungen betreffen dabei Atemwegserkrankungen, Mittelohrentzündungen, Halsschmerzen, Bronchitis, Asthma, Allergien, Grippe und Lungenentzündungen. Ungefähr die Hälfte dieser Verschreibungen sind überflüssig, da es sich um virale Erkrankungen handelt, erläutern die Experten. Ärzte verschreiben leider auch oft Antibiotika, weil sie durch die Patienten oder Eltern der Patienten unter Druck gesetzt werden, erläutert Hauptautor Katherine Fleming-Dutra von den Centers for Disease Control and Prevention. Viele Mediziner seien besorgt über die steigende Nachfrage nach Antibiotika.
Die Mehrheit der Patienten verlasse sich aber auf die Ärzte, und traue diesen zu, eine richtige Diagnose zu stellen. Eine bessere Kommunikation mit den Medizinern und Ärzten über die Gefahren einer “Überverschreibung” von Antibiotika sei wichtig, um in Zukunft verantwortungsvoller mit dem Medikament umzugehen, fügt Fleming-Dutra hinzu.
Super-Erreger werden zu einer wachsenden Bedrohung für Krankenhäuser und Pflegeheime
Der übermäßige Einsatz von Antibiotika hat zu dem erschreckenden Anstieg von arzneimittelresistenten Bakterien geführt, sogenannten Super-Erregern. Die CDC haben davor gewarnt, dass solche Alptraum-Bakterien zunehmend resistenter gegen die stärksten Arten von Antibiotika werden. Sie werden damit zu einer wachsenden Bedrohung für Krankenhäuser und Pflegeheime, sagen die Experten. Alleine in den USA seien jährlich schätzungsweise etwa zwei Millionen Erkrankungen und 23.000 Todesfälle auf Antibiotika-resistente Bakterien zurückzuführen, fügen die Autoren hinzu. Bis zum Jahr 2020 wollen die Vereinigten Staaten den unangemessenen Einsatz von Antibiotika um die Hälfte verringern. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.