Studie: Nur ein Medikament war bei der Behandlung von Kindern wirksam
Seit längerer Zeit gibt es Diskussionen darüber, ob die derzeitig verfügbaren Antidepressiva Kinder mit schweren psychischen Problemen wirklich effektiv helfen können. Forscher stellten jetzt fest, dass von vierzehn getesteten Antidepressiva nur ein Mittel wirksamer war als herkömmliche Placebos, wenn es darum ging bei Kindern schwere Depressionen zu lindern.
Über die Wirksamkeit von einigen Medikamenten kann durchaus gestritten werden. So verhält es sich beispielsweise auch bei Antidepressiva für Kinder. Mediziner bezweifeln schon längere Zeit, dass diese Medikamente wirklich hilfreich bei der Behandlung von Kindern sind. Wissenschaftler von der international anerkannten Oxford University stellten jetzt bei einer Studie fest, dass tatsächlich von vierzehn getesteten Antidepressiva nur ein einziges Mittel wirklich effektiv war. Die Experten gaben eine Pressemitteilung zu ihren Studienergebnissen heraus und veröffentlichten diese außerdem in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht.
Von vierzehn Medikamenten nur eins als wirksam eingestuft
Wenn Kinder unter schweren Depressionen leiden, benötigen sie dringend professionelle Hilfe. Therapien und Medikamente sollen eigentlich betroffenen Heranwachsenden helfen, ihre Erkrankung besser zu kontrollieren oder sie sogar ganz zu besiegen. Leider scheinen viele Medikamente nicht wirklich wirksam zu sein. Von vierzehn getesteten Antidepressiva
konnte nur ein einziges Medikament als hilfreich eingestuft werden, sagen die Wissenschaftler. Die restlichen dreizehn Medikamente waren nicht wirksamer als verabreichte Placebos. Eines dieser Medikamente (Venlafaxin )wurde sogar mit einem erhöhten Risiko für Selbstmordversuche in Verbindung gebracht, sagen die Autoren. Das Suizidrisiko von Kindern steigt stark durch Antidepressiva, ergab bereits zuvor eine andere Studie.
Viele Studien sind schlecht aufgebaut oder werden durch Pharmaunternehmen finanziert
Bisher war es unklar, ob Antidepressiva bei Kindern und Jugendlichen wirklich wirksam sind. Die tatsächliche Wirksamkeit und Sicherheit von Antidepressiva bei Kindern und Heranwachsenden ist vor allem noch nicht geklärt worden, weil die meisten Studien zu diesem Thema schlecht aufgebaut sind. Außerdem gibt es eine selektive Berichterstattung von Untersuchungen, die meist von Pharmaunternehmen finanziert wurden, betonen die Autoren. Eine genaue Überwachung von jungen Menschen, die Antidepressiva nutzen, ist nötig, unabhängig davon welche Medikamente diese Betroffenen einnehmen. Vor allem zu Beginn der Behandlung sollten die Auswirkungen der Medikamente genau beobachtet werden, raten die Forscher.
Drei Prozent der Kinder unter zwölf Jahren leiden an Depressionen
Die Bilanz von Risiken und Nutzen von Antidepressiva zur Behandlung von schweren Depressionen, scheint keinen klaren Vorteil bei Kindern und Jugendlichen zu bieten. Fluoxetin könnte dabei die einzige Ausnahme zu sein, erläutert der Autor Professor Peng Xie. Depressionen wirken sich auf etwa drei Prozent der Kinder im Alter von sechs bis 12 Jahren aus. Bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren liegt der Wert sogar schon bei sechs Prozent, erläutert der Mediziner.
Zahl der Antidepressiva einnehmenden Kinder wächst an
Die Zahl der jungen Menschen die Antidepressiva einnehmen, stieg zwischen dem Jahr 2005 und 2012 massiv an, sowohl in den USA als auch in Großbritannien. Im Vereinigten Königreich ist der Anteil von Antidepressiva einnehmenden Kindern und Jugendlichen von 0,7 Prozent auf 1,1 Prozent angestiegen, sagen die Experten.
Ein Medikament erhöht das Risiko für Suizidversuche
Für ihre Studie analysierten die Forscher die Daten aus 34 Studien mit 5260 Teilnehmern. Diese hatten ein durchschnittliches Alter von neun bis 18 Jahren, erläutern die Forscher. Nur Fluoxetin zeigte dabei wirkliche Vorteile in Bezug auf Wirksamkeit und Verträglichkeit. Das Medikament Nortriptylin war weniger wirksam als sieben andere Medikamente und Placebo, Imipramin, Venlafaxin und Duloxetin waren alle sehr schlecht verträglich. Im Vergleich zu Placebo und fünf anderen Medikamenten, wurde Venlafaxin sogar mit einem erhöhten Risiko von Suizidversuchen oder Selbstmordgedanken verknüpft, warnen die Autoren.
Es gibt einen Mangel an zuverlässigen Daten zu diesem Thema
Durch einen Mangel an zuverlässigen Daten, war es nicht möglich, für alle Arzneimittel eine umfassende Analyse des Selbstmordrisikos durchzuführen. Pharmazeutische Unternehmen finanzierten 65 Prozent aller Studien, sagen die Mediziner. Zehn Studien schienen ein hohes Risiko der Befangenheit zu haben, während zwanzig andere Untersuchungen eher als “mäßig” bewertet wurden. Der britische Hauptautor Dr. Andrea Cipriani von der Oxford University sagt: Ohne den Zugriff auf Individualdaten ist es schwierig, genaue Einschätzungen zur Wirkung zu erhalten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.