Haarausfall: Lässt sich eine Glatze durch Haarezupfen vermeiden?
13.04.2015
Bis zu 100 Haare verliert ein Mensch durchschnittlich jeden Tag. Wenn diese nicht wieder nachwachsen, wird von permanentem Haarausfall gesprochen. Zahlreiche Shampoos, Tinkturen und Pillen gegen Haarausfall werden auf dem Markt angeboten – wirken aber meist nicht. Forscher haben nun herausgefunden, dass das Ausreißen von Haaren helfen kann, dem Problem zu begegnen.
Glatze durch Haareauszufpen vermeiden
Zwischen 70 und 100 Kopfhaare verliert ein Mensch durchschnittlich pro Tag. Wenn diese nicht wieder nachwachsen, spricht man von permanentem Haarausfall. Zu den häufigsten Formen zählt dabei Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata). Frauen sind seltener betroffen als Männer. Die Ursachen für Haarausfall sind vielfältig. So kann er etwa durch einen Eisenmangel oder eine Schilddrüsenüberfunktion hervorgerufen werden. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Morbus Crohn, Bulimie sowie Magersucht können Haarausfall zur Folge haben. Das Angebot, das gegen Haarausfall helfen soll, reicht von Shampoos über Tinkturen bis hin zu Pillen. Häufig bringen die Produkte aber gar nichts oder helfen nur bei einer bestimmten Form des Haarausfalls. Wie Wissenschaftler nun herausgefunden haben, kann Haareauszupfen womöglich dazu beitragen, eine Glatze zu vermeiden.
Haare in bestimmten Mustern ausgerissen
Die „Welt“ berichtet in einem aktuellen Beitrag über die Studie der Forscher um Cheng-Ming Chuong von der University of California. Für die Untersuchung haben sie jeweils 200 Haare vom Rückenfell von Mäusen in bestimmten Mustern ausgerissen. Die Wissenschaftler schreiben im Fachjournal „Cell“, dass die Stellen – wie erwartet – nicht kahl blieben, sondern Haare nachwuchsen. Allerdings wuchsen nicht nur die 200 Haare nach, sondern bis zu 1.200 Haare. Offenbar werden die Haarfollikel durch die Zupferei veranlasst, mehr Nachschub zu produzieren, als eigentlich notwendig gewesen wäre.
Neue Behandlung von Haarausfall denkbar
„Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie Grundlagenforschung Ergebnisse produzieren kann, die sich möglicherweise sehr schnell auf die therapeutische Anwendung übertragen lassen“, sagte Chuong. „Diese Arbeit zeigt ein mögliches neues Ziel zur Behandlung von Alopezia, einer Form von Haarausfall, auf.“ Der Wissenschaftler hatte bereits vor einigen Jahren mit seinem Kollegen Chih-Chiang Chen, einem Hautarzt von der National Yang-Ming University in Taiwan, darüber nachgedacht, was Haarfollikel, die verletzt werden, dazu veranlasst, ihre Nachbarzellen zu beeinflussen. Sie wollten herausfinden, wie die Zellen das machen und ob man dieses Verhalten womöglich nutzen kann, um Haarausfall zu behandeln.
Haarfollikel senden Stresssignale aus
Die Forscher zupften also in bestimmten Mustern die Haare aus dem Rückenfell der Mäuse aus. Es stellte sich heraus, dass wenn sie 200 Haare aus einem Areal von sechs Millimeter Durchmesser auszupften, nichts Außergewöhnliches passierte und die Haare normal nachwuchsen. Sobald sie jedoch die Region in der gezupft wurde, verkleinerten, begann im Anschluss das plötzliche Sprießen der Haare. Die Wissenschaftler konnten auf der molekularen Ebene zeigen, dass die Haarfollikel Stresssignale aussenden, indem sie Entzündungsproteine ausstoßen, die die Immunzellen des Körpers dazu bringen, zur gerupften Region zu wandern. Dort geben sie weitere Botenstoffe ab, wie etwa den Tumor-Nekrose-Faktor Alpha, der die Haarfollikel dazu anregt, neue Haare wachsen zu lassen.
Forschung könnte auch in anderen Bereichen eine Rolle spielen
Bei Biologen wird eine solche Kommunikation „Quorum sensing“ genannt. Dieser Begriff stammt eigentlich aus der Mikrobiologie: Wenn Bakterien oder Einzeller beispielsweise eine bestimmte Populationsgröße haben, also sozusagen in eine Art Bevölkerungsstress geraten, dann stoßen sie entsprechende chemische Signale aus, die ein weiteres Wachstum der Population verhindern, erklärte die „Welt“. Chuong, einer der Topwissenschaftler im Bereich der Follikelforschung, sieht über die Therapie von Haarausfall hinaus noch weitere Bereiche, für die seine Forschung eine Rolle spielen könnten: „Ähnliches könnte auch bei physiologischen oder pathogenen Prozessen in anderen Organe ablaufen“, so der Experte. „Allerdings kann man die häufig nicht so einfach beobachten wie die Regeneration von Haaren.“ (ad)
>Bild: duxschulz / pixelio.de
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