Bluthochdruck und Übergewicht fördern Nierenerkrankungen
Die Deutschen werden immer dicker. Übergewicht führt meist dazu, dass sich die Betroffenen weniger fit fühlen. Zudem werden gesundheitliche Risiken erhöht. Anlässlich des Weltnierentages weisen Experten darauf hin, dass Übergewicht auch ein bedeutender Risikofaktor für Nierenerkrankungen ist.
Immer mehr Deutsche sind zu dick
Immer mehr Menschen weltweit leiden an Übergewicht und Fettleibigkeit. Das hat drastische Auswirkungen auf die Gesundheit. Starkes Übergewicht kann zu zahlreichen Begleit- beziehungsweise Folgeerkrankungen führen. Unter anderem auch an den Nieren, wie die Deutsche Gesellschaft für Nehprologie (DGfN) anlässlich des Weltnierentag am 09. März mitteilt. Ziel des weltweiten Aktionstags ist es, die Prävention von Nierenerkrankungen in den Vordergrund zu stellen.
Nierenversagen kann jeden treffen
Wie es in einer Mitteilung der Gesellschaft heißt, sind derzeit über 100.000 Menschen in Deutschland auf ein Nierenersatzverfahren – Dialyse oder Transplantation – angewiesen.
„Ein Nierenversagen kann grundsätzlich jeden treffen, besonders gefährdet sind allerdings Menschen mit Übergewicht. Die Zahl der durch Übergewicht verursachten Nierengewebsschäden hat sich in den vergangenen 30 Jahren bereits verzehnfacht“, schreiben die Experten.
Übergewicht geht an die Nieren
Übergewicht ist nicht nur ein Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen, sondern geht auch an die Nieren.
Ein indirekter Zusammenhang ist schon seit langem bekannt: Übergewichtige Menschen leiden oft unter Bluthochdruck – und der schädigt die feinen Blutgefäße in den Nieren, welche die Giftstoffe aus unserem Körper filtern.
Wie die DGfN erklärt, nimmt die Funktion der Nieren dann stetig ab, bis die Betroffenen auf eine Nierenersatztherapie angewiesen sind.
Bis zu 40 Prozent der Diabetiker haben Nierenschäden
Den Angaben zufolge ist die Nierenerkrankung bei einem Drittel aller Dialysepatienten auf Bluthochdruck zurückzuführen. Darüber hinaus entwickeln übergewichtige Menschen häufig einen Diabetes mellitus.
Diese Stoffwechselstörung zieht wiederum oft eine chronische Nierenkrankheit nach sich. Laut der DGfN weisen etwa 30 bis 40 Prozent der Diabetiker Nierenschäden auf. Jedes Jahr werden mehr als 2.000 Patienten in Folge von Diabetes mellitus dialysepflichtig, heißt es in der Mitteilung.
Die Experten beziehen sich hierbei auf Informationen, die auf dem Portal „Diabetes Stoppen“ veröffentlicht wurden.
Auswirkungen von Fettleibigkeit
Mittlerweile ist bekannt, dass Adipositas die Nieren auch ganz direkt schädigt.
Wie in der Mitteilung der DGfN erklärt wird, sondert das Fettgewebe verschiedene Peptidhormone wie Adiponectin, Leptin und Resistin ab, die zu Inflammation und oxidativem Stress führen, den Fettstoffwechsel negativ beeinflussen und erhöhte Insulinspiegel, oft auch eine Insulinresistenz nach sich ziehen.
Diese Mechanismen führen zu krankhaften Veränderungen des Nierengewebes (sogenannten Glomerulopathien) und in Folge zu einer Abnahme der Nierenfunktion.
Prävention muss weiter verstärkt werden
Die Zahl der durch Übergewicht verursachten Glomerulopathien hat sich laut einem aktuellen Bericht im Fachjournal „Kidney International“ seit 1986 verzehnfacht.
„Das gibt uns Anlass zur Sorge“, erklärt DGfN-Präsident Prof. Dr. med. Mark Dominik Alscher. Denn „es ist bekannt, dass Übergewicht im wahrsten Sinnen des Wortes ein zunehmendes Problem in unserer Gesellschaft ist. Die Menschen werden immer dicker, auch die Anzahl fettleibiger Kinder und Jugendlicher ist gestiegen. Um keine Explosion der Dialysezahlen zu erleben, müssen wir unsere Präventionsbemühungen weiter verstärken“.
Die Öffentlichkeit müsse für dieses Problem sensibilisiert und die Bevölkerung zu einem gesünderen Lebensstil motiviert werden, zudem müssten aber auch nephrologische Früherkennungsmaßnahmen intensiviert werden.
Fortschreiten der Erkrankung kann verlangsamt werden
Wenn eine chronische Nierenerkrankung rechtzeitig erkannt wird,
kann ihr Fortschreiten medikamentös verlangsamt und die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie oft über Jahre hinausgezögert werden.
Doch Nierenerkrankungen werden häufig erst spät diagnostiziert, weil sie zunächst meist ohne deutliche Symptome verlaufen.
Bei den meisten Patienten treten die ersten Symptome wie Bluthochdruck, durch vermehrte Eiweißausscheidung schäumender oder blutiger Urin und Blutarmut erst sehr spät auf, wenn das Organ bereits deutlich in seiner Funktion beeinträchtigt ist.
Nierenerkrankungen zählen zu häufigsten Ursachen für Blut im Urin.
Auch Wasser in den Beinen (Ödeme), Übelkeit und Erbrechen sowie Müdigkeit können auf ein Nierenleiden hinweisen.
Früherkennung hat sich deutlich verbessert
Der DGfN-Pressesprecher, Prof. Dr. med. Jan Galle, erklärt in der Mitteilung auch, warum die Dialysezahlen trotz des Anstiegs übergewichtiger Menschen in den vergangenen Jahrzehnten dennoch stabil geblieben sind:
„Das hat im Wesentlichen drei Gründe. Zum einen ist jetzt die Kriegs- und Nachkriegsgeneration im „Dialysealter“ – und in dieser war das Problem der Fettleibigkeit oft nicht so ausgeprägt, zudem ist sie auch rein zahlenmäßig geringer als die Generation der „Baby Boomer“. Zum zweiten erreichen viele Patienten das „Endstadium“ Dialyse nicht, sondern versterben vorzeitig an Herz-und Gefäßerkrankungen – unsere Dialysepatienten sind also die „Surviver“.“
Die positive Nachricht: „Der dritte Grund für die stabile Zahl an Dialysepatienten aber ist, dass sich die Früherkennung der chronischen Nierenerkrankung im vergangenen Jahrzehnt deutlich verbessert hat. Die Hausärzte betreuen Patienten mit leicht eingeschränkter Nierenfunktion kompetent und überweisen Risikopatienten, die einer fachärztlichen Betreuung bedürfen, rechtzeitig zum Nephrologen.“
Körpergewicht im Normalbereich halten
Den Angaben zufolge habe beispielsweise auch das „Disease Management Programm Diabetes“ dafür gesorgt, dass die Nierenfunktion von Diabetikern, einer Hauptrisikogruppe für Nierenerkrankungen, regelmäßig überprüft wird.
„Dieses Erfolgsrezept gilt es weiterzuführen“, so Prof. Alscher. „Regelmäßige Kontrollen der Nierenfunktion sollten nicht nur bei Diabetikern und älteren Menschen, sondern auch engmaschig bei allen Patienten mit Bluthochdruck oder Übergewicht durchgeführt werden!“
Wichtigste vorbeugende Maßnahme bleibt allerdings, sein Körpergewicht im Normalbereich zu bringen – und langfristig zu halten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.