Alkohol und Zigaretten: Millionen Süchtige in Deutschland
24.04.2014
Über 70.000 Menschen sterben in Deutschland pro Jahr an den Folgen des Alkoholkonsums oder an der Kombination aus riskantem Trinken und Rauchen. Dies geht aus dem gerade veröffentlichten „Jahrbuch Sucht 2014“ hervor. Damit hätten diese legalen Drogen drastischere Auswirkungen als die illegalen.
Alkohol und Zigaretten gehören für viele Deutsche zum Alltag
Familienfeiern, Fußball gucken, Grillabende, zum Essen ausgehen: Kaum einer dieser Anlässe läuft ohne den Konsum von Bier oder Wein ab. Alkohol und auch Zigaretten gehören für viele Deutsche zum Alltag. Der Großteil der Menschen denkt dabei sicher nicht an die drastischen Auswirkungen die diese Genussmittel mit sich bringen. Jedes Jahr sterben Zehntausende an den Folgen dieser Kombination. Dies geht aus dem „Jahrbuch Sucht 2014“ hervor, das gerade von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) veröffentlicht wurde.
Eine Badewanne voll alkoholischer Getränke im Jahr
Wie es in dem in Berlin vorgestellten Jahrbuch heißt, trank im Jahr 2012 jeder Bundesbürger im Schnitt rund 135 Liter alkoholische Getränke. Ganz oben stand dabei Bier mit 105,5 Litern, gefolgt von Wein mit 20,4 Litern. Der Gesamtkonsum, der pro Kopf locker eine ganze Badewanne füllt, hat sich somit seit 2007 so gut wie nicht verändert. Die Zahl der Alkoholiker in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren sogar deutlich erhöht. So hat der „Epidemiologische Suchtsurvey“, der vor wenigen Monaten im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit durch das Institut für Therapieforschung in München erarbeitet wurde, ergeben, dass heute knapp 1,8 Millionen Deutsche alkoholabhängig sind.
Legale Drogen haben drastischere Auswirkungen als illegale
Beim Rauchen sieht es leider auch nicht viel besser aus. So ging dem Jahrbuch zufolge der Tabakverbrauch im Vergleich zu 2011 nur minimal um rund ein Prozent zurück. Umgerechnet macht das 996 Zigaretten pro Einwohner im Jahr. In Deutschland stirbt nach Berechnungen der DHS alle sieben Minuten ein Mensch an den Folgen des Alkoholkonsums oder an der Kombination aus riskantem Trinken und Rauchen. Pro Jahr seien das etwa 74.000 Todesfälle. Die legalen Drogen hätten somit mehr Auswirkungen als die illegalen. Deutschland gehört mit geschätzten vier süchtigen Konsumenten von Cannabis, Kokain und Amphetaminen pro tausend Einwohner im Alter zwischen 15 und 64 zu den Ländern mit eher niedriger Krankheitsquote.
Deutsche gehören zu den europäischen Spitzentrinkern
Allerdings gehören Deutsche im Vergleich zu den OECD-Staaten beim Alkoholkonsum zu den Spitzentrinkern. Bei knapp 10 Litern reinem Alkohol liegt seit 2007 der Pro-Kopf-Konsum hierzulande. Wie das Jahrbuch vorrechnet, wird nur in Luxemburg, Frankreich, Österreich und Estland mehr gebechert. Neben den 1,8 Millionen alkoholabhängigen Deutschen haben etwa zehn Millionen ein problematisches Trinkverhalten. Vor diesem Hintergrund ist auch bedenklich, dass viele Bürger falsche Vorstellungen über Alkoholabhängigkeit haben. So zeigte kürzlich eine repräsentative Umfrage, dass jeder dritte der Befragten falsche Vorstellungen bezüglich der Entstehung der Sucht hat. Bei den Jugendlichen hatte sogar jeder zweite eine falsche Theorie dazu.
Volkswirtschaftlicher Schaden durch Alkohol
Wie die Autoren schreiben, ist die Trinkerei auch volkswirtschaftlich ein großes Verlustgeschäft. Der Staat verdiene zwar jährlich etwa 3,3 Milliarden Euro mit Alkoholsteuern, doch die Kosten für alkoholbedingte Krankheiten lägen mit rund 26 Milliarden Euro im Jahr wesentlich höher. Durch Alkoholkonsum werden zahlreiche Krankheiten, wie etwa Fettleber oder Gastritis begünstigt beziehungsweise verursacht. Zudem könne dadurch auch das Krebsrisiko steigen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt verursacht werden.
Zahl der Raucher ist seit Jahren rückläufig
Den Berechnungen zufolge sterben zudem geschätzte 100.000 bis 120.000 Menschen jährlich an den Folgen des Rauchens. Allerdings geben die jüngsten Zahlen, anders als beim Alkohol, verhaltenen Grund zur Hoffnung, denn die Zahl der Raucher ist seit einigen Jahren rückläufig. Doch noch immer konsumieren ein gutes Drittel der erwachsenen Männer und ein gutes Viertel der Frauen hierzulande Tabak. Um dem Konsum legaler Suchtmittel entgegenzuwirken, empfiehlt die DHS unter anderem höhere Steuern auf Alkohol und Tabak, eine zeitliche Begrenzung ihres Verkaufs sowie weniger Werbung dafür. (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.