Sucht nach Sonne und Solarium: Tanorexie
23.10.2014
In unserem Kulturkreis werden Menschen, die sehr blass sind, oft eher bemitleidet. Oder es wird gar eine Krankheit dahinter vermutet. Personen mit gebräunter Haut hingegen ernten meist positive Reaktionen, wie: „Gab wohl viel Sonne an eurem Urlaubsziel?“ Das Bedürfnis nach Bräunung kann aber auch zur Sucht werden, Experten sprechen dann von Tanorexie.
Gebräunte Haut findet Anerkennung
Blasse Menschen werden in unserem Kulturkreis meist eher bemitleidet. Vor allem Gesichtsblässewird schnell mit Krankheiten in Verbindung gebracht. Personen mit gebräunter Haut ernten hingegen Anerkennung. Einen Satz wie „Du bist aber schön blass geworden“ dürfte man in Europa wohl nicht hören. Doch eigentlich sind die gesundheitlichen Risiken, die exzessives Sonnenbaden mit sich bringen können, bekannt. Wenn das Bedürfnis nach Sonne und Solarium zur Sucht wird, sprechen Experten von Tanorexie. In einem aktuellen Artikel widmet sich „Zeit Online“ dem Thema.
Selbstwahrnehmung der Betroffenen ist gestört
Tanorexie (Bräunungssucht) ist eine Wortschöpfung aus tan (engl. bräunen) und Anorexie nervosa (Magersucht). Das Essverhalten spielt jedoch für Sonnen- und Solariumsüchtige weniger eine Rolle. Bei ihnen geht es primär um einen braungebräunten Körper als Schönheitsideal. Allerdings ist die Selbstwahrnehmung der Betroffenen, ähnlich wie bei Magersucht oder Bulimie, auffällig gestört. Viele Tanorexiker nehmen sich selbst als blass und unattraktiv wahr, selbst wenn ihre Haut bereits übermäßig gebräunt ist. In vielen Fällen sinkt das Selbstwertgefühl.
Hautkrebs durch zu viel UV-Licht
Das übermäßige Verlangen nach Sonnen- oder künstlichem UV-Licht birgt ein großes Gesundheitsrisiko. So erkranken dem „Zeit“-Artikel zufolge hierzulande jedes Jahr rund 130.000 Menschen an Hautkrebs. Die Deutsche Krebshilfe geht aber von wesentlich höheren Zahlen aus. Dermatologen sehen die exzessive Bestrahlung mit UV-Licht dabei als einen wesentlichen Risikofaktor an. Dies war einer der Gründe, warum der Solarium-Gebrauch in Deutschland seit 2009 für Minderjährige verboten wurde.
Nicht als Krankheit anerkannt
US-amerikanische Forscher kamen vor kurzem in einer Untersuchung zu dem Ergebnis: Sonne macht ähnlich abhängig wie Drogen. Sie hatten dabei unter anderem festgestellt, dass Mäuse mit Entzugserscheinungen wie Zittern und Zähneklappern reagierten, wenn ihnen Mittel verabreicht wurden, die strahlungsbedingte Bildung bestimmter Stoffe blockieren. Auch wenn bei Tanorexie in vielen Ländern von einer Sucht gesprochen wird, als Krankheit ist sie in Deutschland bislang nicht anerkannt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.