Frühzeitig Hilfe suchen: Glücksspielsucht spitzt sich häufig zu
Wie auch bei anderen Süchten, glauben Menschen mit einer Glücksspielsucht anfangs noch, alles unter Kontrolle zu haben. Doch der gelegentliche Spaß wird oft sehr schnell zum Verhängnis. Betroffene sollten sich unbedingt frühzeitig Hilfe suchen.
Eine halbe Million Bundesbürger von Spielsucht betroffen
Immer mehr Menschen macht die große Suchtgefahr des Glücksspiels zu schaffen. So sind laut einer älteren Studie zu Pathologischen Glücksspielen und Epidemiologie (PAGE) rund 500.000 Menschen in Deutschland von einer Spielsucht betroffen. Zehntausende Menschen sind gefährdet. Experten zufolge können Betroffenen oft durch eine Therapie mit psychotherapeutischen Gesprächen und Gruppenarbeit geholfen werden. Von Heilung kann dabei jedoch nicht gesprochen werden, da Glücksspielsucht eine chronische Erkrankung ist.
Möglichst rasch Hilfe suchen
Wenn sich Menschen stark zu Glücksspielen hingezogen fühlen, sollten sie sich möglichst rasch Hilfe suchen. Ist aus der Anziehung bereits eine Sucht geworden, wird es äußerst schwer, das Spielen wieder aufzugeben. Dies teilte die Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) mit. Laut dem Fachportal „www.psychiater-im-netz.org“ erklärte Dr. Olivier Simon im Namen der SGPP: „Ernstzunehmende Hinweise für ein Suchtverhalten sind, wenn sich Personen gedanklich sehr viel mit Glücksspiel beschäftigen – also vergangene Spielerlebnisse in Gedanken erneut durchleben, das nächste Glücksspiel planen und andere Aktivitäten und soziale Beziehungen zugunsten des Spielens in den Hintergrund treten.“
Verführungen von vornherein aus dem Weg gehen
„Diese Menschen sollten sich unbedingt frühzeitig Hilfe holen, indem sie beispielsweise eine Beratungsstelle für Spielsucht aufsuchen. Betroffene oder auch ihre Angehörigen können sich dort informieren und gegebenenfalls professionelle Hilfsangebote wahrnehmen“, so der Experte. Ein erster Schritt könne sein, Verführungen von vornherein aus dem Weg zu gehen. Spieler können sich beispielsweise bei Casinos sperren lassen. Auch eine Limitierung zu Finanzmitteln – etwa durch Zugangsbeschränkungen zu Konten oder der Bankkarte – kann ins Auge gefasst werden. Außerdem stehen – wie eingangs erwähnt – psychotherapeutische Maßnahmen zur Verfügung, um zum Beispiel die Auslöser für das Verhalten zu identifizieren und Betroffenen dabei zu helfen, sich einen anderen Umgang mit diesen Situationen anzueignen.
Glücksspielsucht entwickelt sich in drei Phasen
Nach dem sogenannten Diagnoseklassifikationssystem („International Classification of Diseases“) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – genannt ICD – wird „pathologisches Spielen“ als F63.0 definiert. Diese Kodierung gehört zu den Impulsstörungen. Dabei werden die jeweiligen dranghaften Handlungen zwar bewusst erlebt, lassen sich jedoch nur sehr schwer aus eigenem Antrieb heraus verhindern. In der Regel entwickelt sich eine Glücksspielsucht in drei Phasen: Zunächst beschränken Spieler ihre Aktivitäten meistens auf die Freizeit und gleichen Verluste aus. Allerdings steigen gleichzeitig die Kenntnisse über das Spiel und die Risikobereitschaft. In der anschließenden Verlustphase steigt die Spielintensität, die Spieler brauchen dann höhere Gewinne, um Gewöhnungseffekte auszugleichen. Es gibt oft erste familiäre und finanzielle Probleme. In der dritten Phase („Verzweiflungsphase“) ist laut Dr. Simon „praktisch keine Kontrolle mehr möglich und das Glücksspiel ist zum Lebensmittelpunkt geworden“. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.