Süßstoffe könnten Antibiotikaresistenzen fördern
Es ist allgemein bekannt, dass ein hoher Zuckerkonsum zu gesundheitlichen Problemen wie Adipositas, Diabetes oder Karies führen kann. Viele Menschen greifen daher auf künstliche Süßstoffe als vermeintliche „gesündere Alternative“ zurück. Doch solche Süßungsmittel könnten Antibiotikaresistenzen fördern.
Gängige künstliche Süßstoffe wie Saccharin und Aspartam könnten laut Untersuchungen von Forschenden der Universität von Queensland (Australien) die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen beschleunigen.
Süße Zusatzstoffe
Laut einer Mitteilung der University of Queensland (UQ) werden jedes Jahr weltweit mehr als 117.000 Tonnen künstliche Süßstoffe konsumiert. Sie sind als sichere Lebensmittelzusatzstoffe anerkannt. Ihre Auswirkungen auf Antibiotikaresistenzen waren bislang unbekannt.
Wie Assistenzprofessor Jianhua Guo von der UQ sagte, wurde nun untersucht, ob künstliche Süßstoffe den Transfer von Antibiotikaresistenz-Genen zwischen Bakterien fördern.
„Unsere früheren Studien haben gezeigt, dass viele gängige Haushaltsgegenstände Antibiotikaresistenzen fördern“, erklärte Dr. Guo. Dies ist unter anderem auf Triclosan zurückzuführen, einem antimikrobiellen Wirkstoff, der in einer breiten Palette von Bedarfsgegenständen eingesetzt wird.
„Vor kurzem haben wir uns gefragt, ob künstliche Süßstoffe möglicherweise auch eine Rolle spielen“, so der Wissenschaftler.
Vier häufig konsumierte Süßstoffe untersucht
Das Forschungsteam untersuchte die vier häufig konsumierten künstlichen Süßstoffe Saccharin, Sucralose, Aspartam und Acesulfam-K. Der UQ-Doktorand Zhigang Yu erläuterte, dass die Süßstoffe den Austausch von Bakterien durch einen als Konjugation bekannten Prozess signifikant beschleunigten.
„Dieser Prozess wird als das bakterielle Äquivalent der sexuellen Fortpflanzung oder Paarung angesehen und tritt auf, wenn zwei Bakterien in direkten Kontakt kommen“, so Yu.
„Die Resistenzgene werden vom Spender auf den Empfänger übertragen, und infolgedessen kann der Empfänger zu einem multiresistenten Bakterienstamm werden.“
Laut dem Forscher unterstreichen die in der Fachzeitschrift „ISME Journal“ veröffentlichten Ergebnisse, „das potenzielle Risiko, das mit dem Vorhandensein künstlicher Süßstoffe in unseren Lebensmitteln und Getränken verbunden ist.“
Weitere Forschung erforderlich
Antibiotikaresistenzen sind weltweit zu einer großen Bedrohung für die öffentliche Gesundheit geworden.
Dr. Guo sagte, weitere Tier- oder In-vivo-Forschungen seien erforderlich, um zu testen, ob die langfristige Verwendung künstlicher Süßstoffe die Antibiotikaresistenzen im menschlichen Harn- und Darmsystem fördern können.
„Es wird deutlich, dass wir bei der Verwendung dieser gängigen Produkte sehr vorsichtig sein müssen, da eine übermäßige Verwendung die durch Antibiotikaresistenzen verursachten Probleme schnell verstärken kann“, so der Experte. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Queensland: Artificial sweeteners may promote antibiotic resistance, (Abruf: 28.02.2021), University of Queensland
- Zhigang Yu, Yue Wang, Ji Lu, Philip L. Bond & Jianhua Guo: Nonnutritive sweeteners can promote the dissemination of antibiotic resistance through conjugative gene transfer; in: ISME Journal, (veröffentlicht: 15.02.2021), ISME Journal
Wichtiger Hinweis:
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