Luftverschmutzung erhöht womöglich Risiko für Alzheimer und Suizid
Es ist lange bekannt, dass Luftverschmutzung mit einem hohen Gesundheitsrisiko einhergeht. So zeigten wissenschaftliche Untersuchungen, dass eine starke Feinstaubbelastung das Krebsrisiko massiv erhöht. Eine aktuelle Studie liefert nun Hinweise darauf, dass Menschen, die in großen Städten mit heftiger Luftverschmutzung leben, auch ein erhöhtes Risiko für Alzheimer und Suizid haben.
Immer mehr Demenzpatienten
In Deutschland sind etwa 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt, zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Schon seit Jahren zeigt sich, dass die Zahl der Demenzkranken immer weiter steigt – und zwar nicht nur hierzulande. Experten gehen aufgrund der demographischen Entwicklung davon aus, dass 2030 weltweit mehr als 74 Millionen Menschen unter Demenz leiden werden. Was die genauen Auslöser der Krankheit sind, ist zwar noch immer unklar, doch von Wissenschaftlern wurden mittlerweile eine Reihe von Faktoren identifiziert, die bei der Entstehung und Entwicklung von Demenz eine Rolle spielen. Nun berichten Forscher aus den USA, dass auch starke Luftverschmutzung Alzheimer begünstigen könnte.
Risikofaktoren für Alzheimer
Im vergangenen Jahr berichtete ein internationales Forscherteam über neun identifizierte Risikofaktoren für Demenz:
Dazu zählen laut den Fachleuten Hörverlust im mittleren Lebensalter, mangelnde Bildung im Jugendalter, Rauchen, Depressionen, Bewegungsmangel, soziale Isolation, Bluthochdruck, Adipositas, und Typ 2-Diabetes.
Allerdings sind noch mehr Faktoren bekannt, die Alzheimer begünstigen können. Hoher Alkoholkonsum beispielsweise oder auch kleine Verletzungen am Gehirn.
Selbst langes Sitzen fördert Demenz, wie Wissenschaftler der University of California kürzlich berichteten.
Laut einem internationalen Wissenschaftlerteam kann auch Feinstaub Alzheimer bedingen. Dies zeigt auch eine aktuelle Studie von Forschern aus den USA.
Erhöhtes Risiko für Demenz und Selbstmord
Forscher der University of Montana haben im Fachmagazin „Journal of Environmental Research” eine Studie veröffentlicht, die auf erhöhte Risiken für Alzheimer und Suizid bei Kindern und jungen Erwachsenen, die in verschmutzten Megastädten leben, hinweist.
Die Untersuchung des Teams um Dr. Lilian Calderón-Garcidueñas basiert auf der Analyse von 203 Autopsien von Bewohnern Mexiko Citys im Alter zwischen elf Monaten und 40 Jahren.
Der städtische Ballungsraum ist die Heimat von 24 Millionen Menschen, die täglich hohen Feinstaub- und Ozonkonzentrationen ausgesetzt sind.
Ablagerungen im Gehirn
In den Gehirnen junger Stadtbewohner, die lebenslang starker Feinstaubbelastung ausgesetzt waren, fanden die Forscher erhöhte Werte der beiden abnormalen Proteine hyperphosphoryliertes Tau und Beta-Amyloid.
In der Studie zeigte sich auch eine direkte Korrelation zwischen der Ablagerung des Apolipoprotein E (APOE 4), das als früher Indikator für eine spätere Alzheimer-Erkrankung gilt, und der Menge messbarer Spuren von Feinstaub im Körper.
Die Autoren gehen davon aus, dass die schädlichen Auswirkungen durch winzige Schmutzpartikel verursacht werden, die durch die Nase, die Lunge und den Magen-Darm-Trakt in das Gehirn eindringen und sich überall im Körper verbreiten.
Laut den Forschern deuten ihre Ergebnisse außerdem darauf hin, dass die Alzheimer-Krankheit in der frühen Kindheit beginnt:
„Alzheimer-Kennzeichen beginnen in der Kindheit in verschmutzter Umgebung, und wir müssen frühzeitig wirksame vorbeugende Maßnahmen ergreifen“, so Calderón-Garcidueñas in einer Mitteilung. „Es ist nutzlos, Jahrzehnte später darauf zu reagieren.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.