Goji, Hanfsamen und Co: Von Superfood keine Wunder erhoffen
Bei vielen gesundheitsbewussten Menschen stehen exotische Beeren wie Goji und Acai oder auch Hanfsamen hoch im Kurs. Solches „Superfood“ soll schlank und schön machen, einen verjüngenden Effekt haben und teils sogar gegen Krankheiten helfen. Doch diese Lebensmittel können auch nicht mehr als heimisches Obst und Gemüse, meinen Ernährungsexperten.
Experten warnen vor überzogenen Erwartungen
Als „Superfood“ beworbene Lebensmittel wie Goji-, Acai-Beeren oder Hanfsamen sollen die Gesundheit schlagartig verbessern. Manchen der exotischen Beeren wird nachgesagt, dass sie nicht nur einen verjüngenden Effekt haben sollen, sondern selbst gegen Krankheiten wie Diabetes oder Krebs helfen könnten. In einer aktuellen Meldung der Nachrichtenagentur dpa warnen Ernährungsexperten jedoch vor überzogenen Erwartungen. „Das sogenannte Superfood kann den Speiseplan ergänzen, aber man sollte sich keine Wunder erhoffen“, erläuterte Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn. „Wichtig ist eine ausgewogene und vielfältige Ernährung.“
Goji-Beeren in der traditionellen chinesischen Medizin
Zwar enthalten beispielsweise Goji-Beeren gegenüber anderen Früchten besonders viel Eisen, Kalzium, Magnesium sowie die Vitamine A, C und E und werden in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) bereits seit Jahrtausenden verwendet. Ihr angeblicher Verjüngungseffekt ist laut DGE wissenschaftlich aber nicht belegt. In China werden die Beeren unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck, zu hohem Blutzucker, zur Stärkung des Immunsystems, bei Augenproblemen und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs eingesetzt.
Nicht zu viele Hanfsamen verzehren
Die Chia-Samen, die als „Heilsamen der Maya“ gelten, haben ebenfalls viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, doch über langfristige Gesundheitseffekte gibt es keine gesicherten Aussagen. Von Hanfsamen wurde zwar die berauschende Wirkung weggezüchtet, man sollte aber trotzdem nicht zu viel davon essen, da sie mit 475 Kilokalorien pro 100 Gramm sehr energiereich sind. Wie die dpa schreibt, sieht Daniela Graf vom Max-Rubner-Institut im Superfood vor allem eine Mode. „Ich denke, die Tatsache, dass es bald jedes halbe Jahr ein neues Superfood gibt, belegt, dass keines dieser Produkte wirklich das in der Werbung angepriesene Allheilmittel ist.“ Es gebe kein Lebensmittel, das allein den Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgen könne.
Keine Goji-Beeren zusammen mit Blutverdünnern
Außerdem müssen Verbraucher bei den Superfrüchten auch auf die Form achten: Restemeyer zufolge sind zum Beispiel frische Goji-Beeren gesünder als getrocknete oder in Pillen- und Pulverform. Mit Verweis auf das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sagte Restemeyer, dass Menschen, die blutverdünnende Medikamente nehmen, auf Goji-Beeren vorsichtshalber verzichten sollten, weil sie den Abbau der Medikamente verhindern könnten. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hatte im vergangenen Jahr eine ähnliche Warnung ausgesprochen, als sie auf die Wechselwirkung von Lebensmitteln und Medikamenten aufmerksam machte.
Positive Inhaltsstoffe in heimischen Lebensmitteln
Für die Trendspeisen gilt generell, dass nur diejenigen Menschen überhaupt profitieren können, die sie regelmäßig essen. „Die Werbung suggeriert, dass man damit unausgewogene Ernährung ausgleichen kann. Aber das ist nicht der Fall“, so Restemeyer. Wenn man mal ein paar dieser Beeren ins gezuckerte Müsli gibt, sei dies keine große Hilfe. „Wer wirklich etwas für seine Gesundheit tun will, muss auf seinen gesamten Lebensstil achten“, betonte Graf. Nach Ansicht der Expertinnen sind viele der positiven Inhaltsstoffe ohnehin in heimischen Lebensmitteln enthalten – und somit oft für weniger Geld zu haben. So finde man etwa die angeblich schlank machenden Anthocyane der Acai-Beeren auch in Rotkohl, Holunder oder Schwarzen Johannisbeeren, erläuterte Restemeyer. „Deutschland ist kein Vitaminmangelland. Wir sind nicht auf exotische Lebensmittel angewiesen, um unseren Nährstoffbedarf zu decken.“ Graf zufolge sind lediglich Vitamin D und Folsäure bei Frauen mit Kinderwunsch Ausnahmen. Doch diese Nährstoffe sind auch in den Superfoods nicht in größeren Mengen enthalten. (ad)
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Bild: Ute Mulder / pixelio.de
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