„Entengrütze“: Nährstoffreiche Wasserlinsen
Beim Thema Proteine denken viele Menschen gleich an Fleisch. In der Tat sind dort meist große Mengen an Eiweiß enthalten – doch längst nicht alle wollen tierische Produkte essen. Das muss auch nicht sein. Es gibt genügend pflanzliche Proteinquellen. Über eine, die hierzulande noch nicht auf dem Speiseplan steht, berichten nun Forschende: Wasserlinsen, die auch als „Entengrütze“ bekannt sind, sind reich an Eiweiß und stecken auch voller Omega-3-Fettsäuren. Und sie speichern in hohem Maße Seltene Erden.
In Teilen Asiens wird die Wasserlinse seit langem auch als Nahrungsmittel genutzt. Die Arbeitsgruppe „CritMET: Critical Metals for Enabling Technologies“ der Jacobs University Bremen hat nun herausgefunden, dass Wasserlinsen nicht nur nährstoffreich sind, sondern auch in besonders hohem Maße Seltene Erden speichern. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Science of The Total Environment“ veröffentlicht.
Anwendungsmöglichkeiten eröffnet
„Wenn Wasserlinsen Seltene Erden aus dem Wasser aufnehmen, folgen diese Spurenelemente dem Element Mangan und nicht, wie sie es sonst tun, dem Element Kalzium. Das deutet auf einen ganz anderen Aufnahmemechanismus in der Pflanze hin”, erläutert Anna-Lena Zocher, die das Thema im Rahmen ihrer Doktorarbeit bearbeitet, in einer Mitteilung.
Von einigen Landpflanzen und Pilzen ist bekannt, dass sie bestimmte Spurenstoffe anreichern können, in extremen Fällen wird das als „Hyperakkumulation“ bezeichnet.
„Unser überraschendes Forschungsergebnis hat damit nicht nur einen rein wissenschaftlichen Wert für die Grundlagenforschung sondern eröffnet auch Anwendungsmöglichkeiten“, so Professor Michael Bau von der Arbeitsgruppe CritMET.
„Als Hyperakkumulatoren von Seltenen Erden könnten Wasserlinsen zum Beispiel im Umfeld von Bergbauhalden zur Reinigung kontaminierter Bergbauwässer eingesetzt werden.“
Künftiges „Superfood“ für die menschliche Ernährung
Wasserlinsen gelten nicht nur als wichtiges Futtermittel, sondern werden von einigen Fachleuten auch als künftiges „Superfood“ für die menschliche Ernährung diskutiert.
Den Angaben zufolge enthalten sie etwa siebenmal so viel Eiweiß wie Soja und sind reich an Omega-3-Fettsäuren – in Thailand werden sie daher auch „Eier des Wassers“ genannt. Positiv ist zudem, dass sie als Wasserpflanzen kein wertvolles Ackerland verbrauchen.
Die Gefahr, dass mit den Seltenen Erden Schadstoffe in die Nahrungskette gelangen – etwa das Element Gadolinium, das auch in MRT-Kontrastmitteln verwendet wird – besteht laut den Forschenden nicht.
Obwohl die Kontrastmittel mittlerweile weltweit als Mikroverunreinigung in Flüssen, im Grundwasser sowie im Leitungswasser auftreten, gelangen sie nicht in die Wasserlinsen.
Wie die CritMET-Gruppe feststellte, sind die Wasserpflanzen offenbar wählerisch – sie nehmen die natürlichen Seltenen Erden auf, lassen das Kontrastmittel-Gadolinium jedoch im Wasser. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jacobs University Bremen gGmbH: Mehr als „Superfood“: Forschende der Jacobs University untersuchen Anwendungsspektrum von Wasserlinsen, (Abruf: 01.10.2022), Jacobs University Bremen gGmbH
- Anna-Lena Zocher, Franziska Klimpel, Dennis Kraemer, Michael Bau: Naturally grown duckweeds as quasi-hyperaccumulators of rare earth elements and yttrium in aquatic systems and the biounavailability of gadolinium-based MRI contrast agents; in: Science of The Total Environment, (veröffentlicht online: 13.05.2022 und in: Volume 838, Part 2, 10.09.2022, 155909), Science of The Total Environment
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