Mers-Superverbreiter: Patient infizierte 82 Personen in Südkorea
Das gefährliche Mers-Virus, das vor allem im Nahen Osten Hunderte Menschenleben forderte, war in den vergangenen Jahren von Reisenden auch in andere Weltregionen gebracht worden. Südkorea war davon besonders betroffen. Forscher haben nun herausgefunden, dass ein einzelner Patient in der Hauptstadt Seoul mindestens 82 Personen infizierte.
Tödliches Virus wurde von Reisenden eingeschleppt
Das gefährliche Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome), das vor allem im Nahen Osten Hunderte Menschenleben forderte, wurde in den vergangenen Jahren von Reisenden mehrfach in andere Weltregionen eingeschleppt. Auch in Deutschland wurde das tödliche Virus diagnostiziert. Als der größte Ausbruch außerhalb der arabischen Halbinsel gilt eine Infektionswelle in Südkorea. Im Mai 2015 war dort der erste Mers-Fall gemeldet worden, im Juli hieß es dann, Mers in Südkorea sei überwunden. Insgesamt 36 von 186 Menschen in dem ostasiatischen Land, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, starben. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde die rasche Ausbreitung der Viren damals unter anderem auf mangelnde Kenntnisse über die Krankheit sowie überfüllte Notfallstationen zurückgeführt. Eine neue Studie südkoreanischer Wissenschaftler zeigt nun, dass die Experten mit ihrer Annahme richtig lagen.
Patient steckte mindestens 82 Menschen an
Bei der südkoreanischen Mers-Epidemie im vergangenen Jahr hat ein einziger Patient gleich 82 Menschen mit dem gefährlichen Coronavirus angesteckt. Das zeigt eine Studie, die vor kurzem im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Den Angaben zufolge rekonstruierten die Forscher den Epidemie-Verlauf anhand von Kameraaufnahmen und Krankenakten und identifizierten den sogenannten Superverbreiter („Super-Spreader“). Es handelte sich um „Patient 14“, 35 Jahre alt und Bettnachbar des 68-jährigen Patienten, der das Virus aus dem Nahmen Osten eingeschleppt hatte.
Überfüllte Notaufnahme und mangelnde Kommunikation
Wie es hieß, suchte „Patient 14“ im Mai 2015 die Notaufnahme des Samsung Medical Centers in Seoul auf – eine Einrichtung, die an diesem Tag heillos überfüllt war. Dort infizierte er sich mit dem gefährlichen Virus, als er mit dem 68-Jährigen auf einem Zimmer lag. Dieser wurde erst später isoliert, nachdem bekannt wurde, dass er den Erreger in sich trug. Es war also nicht „Patient 1“, sondern sein Bettnachbar, der innerhalb von drei Tagen 41 Besucher, 33 andere Patienten und acht Krankenhausmitarbeiter ansteckte. „Überfüllung spielte bei diesem Ausbruch eine große Rolle und ist typisch für den modernen Medizinbetrieb“, erklärte Studienautor Doo Ryeon Chung laut einem Bericht des Internetportals „medicalxpress.com“. Auch eine unzureichende Belüftung der Notaufnahme, das Fehlen von Isolationsräumen und die mangelnde Kommunikation zwischen Kliniken haben zu dem Problem beigetragen. „Notfallvorsorge und Wachsamkeit in Krankenhäusern, Laboren und Behörden sind entscheidend für die Verhinderung weiterer großer Ausbrüche nicht nur von Mers-Infektionen, sondern auch von anderen neu auftretenden Infektionskrankheiten“, so der Wissenschaftler.
Infektion kann tödlich enden
Identifiziert wurde Mers-CoV erstmals im September 2012 in Saudi-Arabien bei einem 60-jährigen Patienten mit schwerer Atemwegsinfektion, der bald darauf starb. Vermutlich gab es bereits zuvor auf das Virus zurückgehende Erkrankungen, die aber nicht genauer untersucht wurden. Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde der Erreger bei mehr als 1.700 Menschen weltweit nachgewiesen, über 600 von ihnen starben. Er hat Ähnlichkeit mit dem SARS-Virus und kann grippeähnliche Symptome, wie Fieber, Kurzatmigkeit und Husten auslösen, aber auch zu einer schweren Lungenentzündung führen. Häufig verläuft die Erkrankung jedoch nahezu symptomfrei. Gesundheitsexperten zufolge treten schwere Verläufe überwiegend bei Menschen mit chronischen Vorerkrankungen auf.
Auch bei SARS gab es einen Superverbreiter
Auch bei dem verwandten SARS-Virus war damals über einen sogenannten Superverbreiter berichtet worden. An dem Erreger waren 2002 und 2003 binnen weniger Monate rund 800 Menschen gestorben, Tausende steckten sich an. Die WHO hatte später errechnet, dass etwa die Hälfte der insgesamt rund 8.000 weltweit registrierten SARS-Fälle auf einen Mediziner aus der südchinesischen Provinz Guangdong zurückgingen, der nach Hongkong reiste und – bereits schwer erkrankt – in einem Hotel wohnte. (ad)
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