Natürlicher Wirkstoff gegen Malaria in traditionellen Suppen entdeckt
Ein englisches Forschungsteam schaute über den Tellerrand der chemischen Wirkstoffe hinaus und entdeckte einen Naturwirkstoff in traditionellen Suppen, der effektiv vor Malaria schützt.
Forschende des Imperial College London untersuchten mehrere Suppenbrühen, die nach traditionellen Familienrezepten zubereitet wurden. Dabei entdeckte das Team, dass bestimmte Zutaten den gefährlichen Malaria-Parasiten Plasmodium falciparum am Wachstum hindern. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Archives of Disease in Childhood“ veröffentlicht.
Plasmodium falciparum: Der gefährlichste Malaria-Parasit
Die gefährliche Tropenkrankheit Malaria wird von Plasmodien ausgelöst. Das sind einzellige Parasiten, die vorwiegend durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen werden. Unter den Plasmodien ist der Parasit Plasmodium falciparum der gefährlichste für den Menschen. Er löst die vermehrt kompliziert verlaufende Malaria tropica aus, die durch unregelmäßige Fieberschübe gekennzeichnet ist. Rund 99 Prozent aller Todesfälle durch Malaria sind auf eine Plasmodium falciparum-Infektion zurückzuführen.
Traditionelle Rezepte gegen Malaria
Die untersuchten Suppenrezepte wurden innerhalb von Familien aus mehreren Ländern über Generationen hinweg zur Behandlung von Fieber weitergegeben. Die fünf wirksamsten Suppen konnten das Wachstum des Malaria-Parasiten Plasmodium falciparum um mehr als 50 Prozent dämpfen. Die zwei effektivsten Suppen sind den Forschenden zufolge in ihrer Wirkung vergleichbar mit dem führenden Malariamedikament Dihydroartemisinin.
Malariamedizin aus chinesischen Heilkräutern
Suppe gegen Malaria? Was im ersten Moment weit hergeholt klingt, wird wesentlich logischer, wenn man die Herkunft des Medikaments Dihydroartemisinin betrachtet. Ein Wirkstoff in dem Malaria-Medikament ist Artemisinin, das aus der traditionellen chinesischen Heilpflanze Beifuss isoliert wurde. Ähnliche Wirkstoffe scheinen in der Suppe zu entstehen, wenn Beifuss als Zutat verwendet wird.
Mehrere Rezepte zeigten sich wirksam
Die Rezepte für die Brühen waren völlig unterschiedlich. Sie reichten von Gemüsesuppe über Hühnerbrühe bis hin zur Rindfleischsuppe. Um die genaue Wirkstoffkomponente dingfest zu machen, seien jedoch weitere Nachforschungen notwendig.
200 Millionen Menschen von Malaria betroffen
„Malaria tötet jährlich mehr als 400.000 Menschen und infiziert mehr als 200 Millionen Personen weltweit“, erläutert Forschungsleiter Professor Jake Baum. Gleichzeitig nehme die Resistenz gegen vorhandene Medikamente an vorderster Front weiter zu. Man solle deshalb besonderes Augenmerk darauf legen, dass Naturheilmittel wie Artemisinin nicht von der Bildfläche verschwinden.
Wiederentdeckte Heilmittel
„Es ist wirklich interessant, mögliche Wege für die zukünftige Medikamentenentwicklung in so etwas wie der Suppe Ihrer Großmutter zu finden“, betont der Professor. Ein anderes Beispiel ist die unterschätzte Heilkraft der Möhrensuppe nach Moro, die effektiv gegen Durchfallerkrankungen wirkt. Die Wirksamkeit der Suppe ist seit über 100 Jahren bekannt, der dahinterstehende Mechanismus wurde aber erst kürzlich im Rahmen einer weiteren Studie entschlüsselt. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Imperial College London: Scientists and schoolkids find family soups have antimalarial properties (Abruf: 19.11.219), imperial.ac.uk
Wichtiger Hinweis:
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