Erstmals seit Jahren kein weiterer Anstieg der Syphilis-Neuinfektionen
Seit dem Jahr 2010 sind die Syphilis-Neuinfektionen in Deutschland jährlich weiter gestiegen. Erstmals scheint dieser Trend nun wieder durchbrochen. Den aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge setzte sich der Anstieg von Syphilis-Fällen im Jahr 2018 nicht weiter fort, sondern stagnierte auf hohem Niveau. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Syphilis-Infektionen sei besonders wichtig, um Infektionsketten möglichst frühzeitig zu unterbrechen.
Weiterhin liegen die gemeldeten Syphilis-Neuinfektionen auf einem hohen Niveau, doch erstmals seit Jahren sind sie nicht weiter angestiegen, berichtet das RKI. „Der leichte Abfall von Fällen gegenüber dem Jahr 2017 war insbesondere durch eine deutschlandweit etwas geringere Anzahl von Fällen von heterosexuellen Frauen und Männern bedingt“, so die Mitteilung des Instituts. Ein Großteil der Infektionen betreffe weiterhin Männer, die Sex mit anderen Männern haben (MSM).
Syphilis verläuft in drei Stadien
Syphilis ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die nur beim Menschen vorkommt und meist beim Geschlechtsverkehr übertragen wird. Die Erkrankung verläuft typischerweise in drei Stadien, erläutert das RKI. Zunächst zeige sich ein sogenannter Primäraffekt (meist schmerzloses Geschwür an der Eintrittsstelle) wenige Tage bis Wochen nach der Infektion. Es folge ein Sekundärstadium mit Allgemeinsymptome und Hauterscheinungen sowie anschließend ein Tertiärstadium (Jahre nach der Erstinfektion), in dem es zur Schädigung des Gehirns und der Blutgefäße kommen kann.
Bisherige Entwicklung der Syphilis-Infektionen
Nach der Einführung einer Labormeldepflicht für Syphilis-Diagnosen stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen zwischen den Jahren 2001 und 2004 zunächst an, stabilisierte sich dann zwischen 2004 und 2008 auf einem Niveau zwischen 3.000 und 3.500 Infektionen pro Jahr und seit 2010 war erneut ein kontinuierlicher Anstieg festzustellen, der bis zum Jahr 2018 anhielt, so die Mitteilung des RKI.
Anhaltend hohes Niveau der Neuinfektionen
Im Jahr 2018 wurden dem RKI insgesamt 7.332 Syphilis-Fälle gemeldet, was 192 (2,6 %) Fälle weniger als im Vorjahr waren. Nach wie vor wurden Syphilis-Infektionen vorwiegend bei MSM diagnostiziert, zudem waren Ballungszentren besonders betroffen, berichtet das Institut. Das anhaltend hohe Niveau an gemeldeten Syphilis-Infektionen zeige, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Syphilis ist, um die Übertragung einzudämmen.
Rückgang in Berlin und München
Als Besonderheit bei der regionalen Verteilung der Neuinfektionen ist der Rückgang der gemeldeten Syphilis-Diagnosen in Berlin und München zu nennen – Ballungszentren, die bisher als Hotspots der Neuinfektionen gelten. Eine vergleichbare Dynamik sei in keiner anderen Großstadt festzustellen, berichtet das RKI.
Für den Rückgang in den beiden Großstädten seien unterschiedliche Gründe oder auch eine Kombination dieser Gründe denkbar Ursachen. Beispielsweise könnte die vermehrte Testung und Behandlung von Syphilis bei sexuell aktiven zu dem Rückgang beigetragen haben, so die Mitteilung des RKI. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Robert Koch-Institut: Epidemiologisches Bulletin Nr. 50 (veröffentlicht 12.12.2019), rki.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.