Kann eine Tablette stundenlanges sportliches Training ersetzen?
Menschen sollten sich generell ausreichend bewegen und am besten zusätzliche sportliche Aktivitäten durchführen, um von den positiven Auswirkungen für den Körper zu profitieren. Es gibt aber auch Personen, welche aus verschiedenen Gründen an keinen sportlichen Aktivitäten teilnehmen können. Forscher entwickelten jetzt eine Tablette, welche die gleichen Vorteile zu bringen scheint wie körperliche Aktivität.
Die Mediziner des Salk Institute in San Diego stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass ein Tablette für mache Menschen zu den gleichen Vorteilen führen könnte wie sie normalerweise durch Fitnesstraining erzielt werden. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“.
Tablette könnte Menschen mit gesundheitlichen Problemen fitter machen
Manche Menschen sind gesundheitlich leider nicht in der Lage dazu, an schweißtreibenden Fitnesstrainings teilzunehmen oder stundenlang zu joggen. Genau solchen Menschen scheint jetzt eine neu entwickelte Tablette helfen zu können. Besonders Menschen mit Fettleibigkeit oder bestimmten körperlichen Behinderungen könnte diese Tablette ermöglichen, dass auch sie endlich die Vorteile einer ausreichenden sportlichen Betätigung erhalten, sagen die Autoren.
Medikament führt zu massiver Leistungssteigerung bei Mäusen
Das neue experimentelle Medikament ermöglichte es Mäusen in einem Versuch, dass sie 270 Minuten lang auf einen Laufband liefen, bevor bei ihnen Erschöpfung einsetzte. Wenn die Mäuse kein solches Medikament einnahmen, konnten sie nur 160 Minuten laufen, bevor sie ihre physische Leistungsgrenze erreichten, erklären die Wissenschaftler.
Tablette sinnvoll für Menschen mit Diabetes?
Durch die verstärkte Ausübung des Ausdauersports entstanden auch eine Reihe von anderen offensichtlichen gesundheitlichen Vorteilen. Wenn die Mäuse das Medikament für einen Zeitraum von acht Wochen einnahmen, konnten sie dadurch besser ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren und hatten weniger Probleme mit ihrem Gewicht, sagen die Forscher. Diese Effekte deuten darauf hin, dass die neu entwickelte Tablette auch Menschen mit Diabetes helfen könnte.
Mediziner untersuchen die Bedeutung von Ausdauer auf molekularer Ebene
Die Wissenschaftler vom Salk-Institut in San Diego entdeckten die Auswirkungen der Tablette, als sie die Bedeutung von Ausdauer auf molekularer Ebene zu verstehen versuchten. Wird es durch die Forschung etwa irgendwann möglich sein, dass Medikamente das körperliche Training komplett ersetzen und trotzdem zu den selben positiven gesundheitlichen Vorteilen führen, fragte sich damals der Autor Ronald Evans.
Medikament beeinflusst Aktivität von knapp 1.000 Genen
Das Medikament mit der Bezeichnung GW501516 hatte bereits zuvor in Versuchen gezeigt, dass es die Ausdauer verbessern kann und zusätzlich dabei hilft, Fett besser zu verbrennen, erläutern die Forscher. Durch eine Reihe von Tests mit Mäusen auf Laufbändern wurde klar, dass das Medikament die Aktivität von beinahe 1.000 Genen verändert. Viele der durch die Tablette aktiver werdenden Gene waren an der Fettverbrennung und der körperlichen Belastungsgrenze beteiligt. Andere Gene wurden dagegen von der Tablette unterdrückt. Darunter waren auch einige Gene, die normalerweise Zucker in Energie umwandelten, fügen die Mediziner hinzu.
Durch das Medikament wird die Belastungsgrenze später ausgelöst
Das Medikament hilft dem Körper dabei, dass er Fett schneller verbrennt. Dafür wird Zucker allerdings langsamer verbrannt. Das Ergebnis dieser Effekte ist, dass durch das Medikament der Abfall des Blutzuckerspiegels, welcher das Gefühl der Belastungsgrenze auslöst, wahrscheinlich später eintritt als normal, mutmaßen die Experten.
Tablette verbessert die Kapazität der Ausdauer drastisch
Bei Wettbewerben im Ausdauersport wie Radfahren, Marathonläufen und Langlauf ist das Erreichen der Belastungsgrenze eine dramatische Demonstration der plötzlichen kompletten Erschöpfung, erläutern die Wissenschaftler. Das neue Medikament führe seine Wirkung auf Muskelproteine mit der Bezeichnung PPARD zurück. Die festgestellte Wirkung reicht aus, um die Kapazität der Ausdauer drastisch zu verbessern, fügen die Forscher hinzu.
Körperliche Fitness ohne Training?
Körperliche Aktivität aktiviert PPARD. Die neue Forschung ergab, dass der selbe Effekt erzielt werden kann, ohne dass Betroffene überhaupt sportliche Übungen durchführen müssen. Mit anderen Worten können sie durch die Einnahme von Tabletten auf die gleiche Ebene der Ausdauer kommen, wie sie trainierte Personen zeigen, allerdings ohne körperliche Anstrengungen durchmachen zu müssen, erklärt Autor Weiwei Fan.
Anfangs wurden Auswirkung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht
Ursprünglich wurde der Wirkstoff in den 1990er Jahren entwickelt. Das Medikament sollte eigentlich zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden. Die Forschung wurde später eingestellt, da eine Reihe von Studien festgestellt hatte, dass hohe Dosen des Medikaments Krebs offenbar verursachen könnten, sagen die Mediziner.
Medikament wurde schon bei Olympischen Spielen zur Leistungssteigerung genutzt
Trotzdem untersuchten die Wissenschaftler die Auswirkungen des Medikaments auch weiterhin. Vor einem Jahrzehnt zeigten die Ergebnisse von Tests an Tieren dann, dass das Medikament möglicherweise die Ausdauer steigern könnte. Damals wurde klar, dass das Medikament bereits als Dopingmittel auf dem Schwarzmarkt angeboten wurde. Bei den Olympischen Spielen in Peking im Jahr 2008 nutzten offenbar sogar einige Athleten das Medikament zur Leistungssteigerung.
Tablette ist besonders sinnvoll für Personen mit gesundheitlichen Problemen
Einige Gruppen von Menschen können aus bestimmten Gründen keinen Sport ausüben. Für solche Personen wäre es sehr vorteilhaft, wenn sie eine Tablette einnehmen würden, welche einige der positiven Auswirkungen von sportlicher Aktivität bewirkt. Eine Tablette dieser Art würde es Betroffenen erlauben, dass sie ein bestimmtes Niveau der körperlichen Ausdauer erreichen, ab dem sie dann mit richtigen sportlichen Übungen beginnen könnten, erläutern die Autoren der Studie.
Weitere Forschung ist nötig
Wichtig ist auch herauszufinden, welche langfristigen Auswirkungen die Einnahme von solchen Tabletten auf Betroffene hat. Beispielsweise könnte eine Person mit Fettleibigkeit oder Diabetes die Tablette für einen Zeitraum von 40 oder sogar 50 Jahren einnehmen, sagen die Wissenschaftler. Aber was passiert, wenn Menschen so lange dieses Medikament einnehmen? Diese Frage müsse zunächst durch neue Untersuchungen beantwortet werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.