Tabletten senken HIV-Infektionsrisiko
14.07.2011
Das Aids-Infektionsrisiko kann durch eine neuartige Tablette deutlich gesenkt werden, berichten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (engl. Joint United Nation Programme on HIV/Aids, UNAIDS). Durch die tägliche Einnahme des Kombinationspräparates könne das Risiko einer HIV-Übertragung bei Paaren mit einem infizierten Partner um bis zu 73 Prozent reduziert werden.
Durch die vorbeugende Verabreichung der antiretroviralen Medikamenten an gesunde Partner können diese relativ gut vor einer HIV-Infektion geschützt werden, teilten UNAIDS und die WHO am Mittwoch mit. Das Infektionsrisiko werde durch die Tabletten um mehr als 70 Prozent verringert. Damit stehe Paaren mit einem HIV-infizierten Partner eine weitere Möglichkeit zur Aids-Prävention zur Verfügung. Doch die vorbeugende Verabreichung von Medikamenten an gesunde Personen zur Aids Vorbeugung ist nicht unumstritten, zumal ein rund 70-prozentiger Schutz bei einer derart schwerwiegenden Krankheit nicht dem Sicherheitsbedürfnis der gefährdeten Personen entspricht. Der Verdacht liegt nahe, dass hier die Interessen der Pharmaunternehmen am Absatz ihrer Produkte eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Reduzierung des Aids-Infektionsrisikos durch antiretrovirale Tabletten
Durch die vorbeugende Verabreichung der antiretroviralen Medikamente mit den Wirkstoffen Tenofovir und Emtricitabin lässt sich den WHO- und UNAIDS-Angaben zufolge das Risiko einer Übertragung der Immunkrankheit bei Paaren mit einem HIV-infizierten Partner deutlich senken. Unter Bezug auf Studien mit heterosexuellen Paaren nannten die Gesundheitsinstitutionen eine Reduzierung des Infektionsrisikos um bis zu 73 Prozent, wenn der gesunde Partner täglich eine Kombi-Pille einnimmt. Allerdings verwiesen auch die WHO und UNAIDS darauf, dass die Tabletten kein Anlass seien, die Betroffenen in Sicherheit zu wiegen, denn „keine einzelne Methode schützt komplett vor HIV.“ So müssten die Tabletten mit weiteren Präventionsmaßnahmen wie zum Beispiel der Verwendung von Kondomen kombiniert werden.
Fragwürdiger Nutzen der Tabletteneinnahme zur HIV-Prävention
Daraus ergibt sich jedoch die Frage, wieso gesunde Menschen tägliche Medikamente einnehmen sollten, die mitunter erhebliche Nebenwirkungen auslösen können, jedoch keinen besseren Schutz bieten als die gesundheitlich unbedenklichen Kondome. Sicher ließe sich so das Infektionsrisiko bei gleichzeitiger Verwendung von Kondomen zusätzlich verringern, doch zu welchem Preis. Da außerdem die gleichen Präparate für die HIV-Vorbeugung empfohlen werden, wie bei der Behandlung von HIV-Patienten bereits zum Einsatz kommen, vermuten Kritiker, dass die Pharmahersteller hier lediglich versuchen, im Sinne ihres Absatzes eine weitere Einsatzmöglichkeit für die antiretroviralen Medikamente aufzuzeigen. (fp)
Lesen Sie auch:
30 Jahre Aids: Noch immer keine Heilung in Sicht?
Zwei Million HIV infizierte Jugendliche weltweit
China: Kliniken verweigern Aids-Patienten
UN warnt vor rasanter Ausbreitung von Aids
Aids: SI-Virus gilt als Vorläufer von HIV
Warum manche trotz HIV nicht an Aids erkranken
AIDS: Kein Schicksal mit richtigen Antikörpern?
Welt-Aids-Tag: Mehr Solidarität gefordert
Bildnachweis: Jetti Kuhlemann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.