Vorsicht mit Tätowierungen wenn sie ein geschwächtes Immunsystem haben
Noch vor wenigen Jahrzehnten gab es das weitverbreitete Vorurteil, dass eine Tätowierung nur etwas für Strafgefangene und Matrosen ist. In der heutigen Zeit sind Tätowierungen bei jüngeren Menschen allerdings in Mode gekommen und immer mehr Personen lassen sich tätowieren. Forscher warnten jetzt davor, dass Menschen sich keineswegs tätowieren lassen sollten, wenn sie ein geschwächtes Immunsystem haben. Diese könnte zu gesundheitlichen Komplikationen führen.
Die Mediziner des Queen Elizabeth University Hospital in Glasgow stellten bei ihrer aktuellen Untersuchung fest, dass es zu Komplikationen kommen kann, wenn Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sich tätowieren lassen. Die Experten veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der englischsprachigen Fachzeitschrift „BMJ Case Reports“.
Betroffene Frau entwickelte starke Schmerzen im Bein
Die Warnung der Ärzte beruht auf einem Fall, bei dem eine Frau mit Mukoviszidose und einer Lungentransplantation sehr starke Oberschenkel- und Knieschmerzen entwickelte, nachdem sie sich eine Tätowierung am Bein stechen lassen hatte. Wenn Menschen sogenannte Immunsuppressiva einnehmen, sollten sie Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, falls sie vorhaben, sich tätowieren zu lassen, erläutern die Ärzte. Immunsuppressiva werden oft nach einer Organtransplantation oder zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn (eine chronisch entzündliche Darmerkrankung), Lupus oder rheumatoider Arthritis verabreicht. Aber auch Menschen mit chronischen Langzeiterkrankungen wie Diabetes können ein schwaches Immunsystem haben, was ebenfalls das Risiko verstärkt, dass sie durch eine Tätowierung verschiedene Komplikationen entwickeln.
Welche Eingriffe erhöhen das Infektionsrisiko?
Bei diesen Personen liegt ein erhöhtes Infektionsrisiko bei jedem Eingriff vor, egal ob es sich um eine geplante Operation, eine Tätowierung oder ein Piercing handelt, erläutern die Experten. Daher sollten sich Betroffene sorgfältig überlegen, ob sie sich tätowieren lassen. Solche Menschen sollten vor der Tätowierung mit ihrem Arzt sprechen und sich über mögliche gesundheitliche Gefahren aufklären lassen. Außerdem sollte sichergestellt werden, dass der Tätowierer entsprechend qualifiziert ist und alle Praktiken einhält, um sein Arbeitsumfeld wirklich steril zu halten, sagen die Mediziner.
Frau entwickelte geschwollenes Knie und starke Schmerzen
Bei dem in der Fachzeitschrift „BMJ Case Reports“ beschriebenen Fall entwickelte die 31 Jahre alte Frau zehn Monate nach einer Tätowierung auf ihrem Oberschenkel ein geschwollenes Knie und Schmerzen im Bein. Die Schmerzen waren so stark, dass sie sogar den Schlaf der Betroffenen beeinträchtigten.
Betroffene musste große Mengen von Schmerzmitteln einnehmen
Obwohl die Frau bereits Jahre zuvor problemlos eine Tätowierung auf ihrem anderen Bein erhalten hatte, entwickelte sie eine Woche nach der neuen Tätowierung die bereits erwähnten Schmerzen. Diese Schmerzen wurden so stark, dass sie mit dem synthetischen Opioid-Schmerzmittel Tramadol behandelt werden musste. Außerdem bekam die Betroffene auch Paracetamol und das Schmerzmittel Nefopam. Zusätzlich nahm die Frau Immunsuppressiva ein, um die Folgen ihrer Lungentransplantationen zu bewältigen und sie nutzte Insulin für zystische Fibrose-assoziierte Diabetes, erklären die Experten.
Was ergaben die Untersuchungen?
Durch Bluttests und Röntgenaufnahmen konnte nichts Ungewöhnliches festgestellt werden. Untersuchungen der Flüssigkeit aus dem Knie zeigte keinerlei Anzeichen einer Infektion durch Bakterien oder Pilze, erläutern die Ärzte. MRT-Untersuchungen ergaben jedoch, dass einer der Oberschenkelmuskeln entzündet war. Eine Biopsie des Muskels zeigte ebenfalls keine Anzeichen einer Infektion, bestätigte jedoch die Muskelentzündung.
Was löste die Entzündung im Muskel aus?
In den meisten Fällen ist nicht bekannt, was eine Entzündung im Muskel verursacht hat. Es könnten Bakterien sein oder es könnte eine Reaktion auf ein Toxin sein, wie etwa auf die verwendete Tinte, mutmaßen die Mediziner. Die Frau erhielt eine Physiotherapie und schließlich nach einem Jahr nach der Tätowierung verbesserte sich die Situation wieder, aber erst drei Jahre nach der Tätowierung war die Betroffene wieder frei von Muskelschmerzen.
Ärzte sollten Tätowierungen bei Untersuchungen berücksichtigen
Ärzte sollten Patienten über mögliche Risiken einer Tätowierung aufklären und außerdem sollten Tätowierungen bei der Diagnose von Schmerzen oder Erkrankungen berücksichtigt werden, raten die Experten. Die Muskelentzündung der Frau könnte nicht der einzige Fall dieser Art sein. Dieser Fall könnte einfach ein seltenes Ereignis sein oder eventuell gibt es auch eine Unterdiagnose für Patienten mit ähnlichen Symptomen und Tätowierungen, fügen die Autoren der Untersuchung hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.