Viele waschen ihre Hände nicht ausreichend und übertragen dadurch Krankheiten
Ob Handkuss oder Händeschütteln: Zur Begrüßung sollten die Hände offenbar so wenig wie möglich zum Einsatz kommen. Denn viele Menschen waschen diese nicht ausreichend, wodurch schnell infektiöse Erkrankungen wie Durchfall oder Grippe übertragen werden können. Anlässlich des heutigen „Internationalen Hände-Waschtags“ betonen Experten daher die Notwendigkeit einer besseren Hygiene und erklären, worauf bei der Reinigung geachtet werden sollte.
Händewaschen ist eine Selbstverständlichkeit
„Aber wasch dir vorher noch die Hände“: Schon in jungen Jahren wird Kindern beigebracht, sich vor dem Essen beziehungsweise nach dem Spielen die Hände zu waschen. Die meisten Menschen denken im Erwachsenenalter nicht mehr darüber nach und meinen, es sei eine Selbstverständlichkeit. Doch trotzdem sind manche dabei ein bisschen nachlässig, vor allem Männer. Zum Internationalen Hände-Waschtag am heutigen 15. Oktober machen Gesundheitsexperten darauf aufmerksam, warum Händewaschen wichtig ist.
Schutz vor Infektionskrankheiten
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis zu 80 Prozent aller infektiösen Erkrankungen über die Hände übertragen. Medizinern zufolge kann das Risiko, an Magen-Darm-Infektionen, Durchfall, Grippe oder Erkältung zu erkranken, durch richtiges Händewaschen deutlich reduziert werden. Trotzdem wird es oft vernachlässigt, vor allem von Männern, wie eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigte. Derzufolge gaben Frauen „signifikant häufiger“ als Männer an, sich die Hände zu waschen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Der BZgA zufolge zeigen dies auch Beobachtungsstudien der London School of Hygiene & Tropical Medicine mit rund 250.000 Besuchern von Raststättentoiletten. Dabei zeigte sich, dass dort nicht einmal jeder dritte Mann Wasser und Seife benutzt, 64 Prozent der Frauen aber schon.
Eine halbe Minute reicht
Nach Angaben von Experten wären 20 bis 30 Sekunden nötig, damit die Keime zuverlässig verschwinden. Allerdings halten sich die wenigsten Menschen daran: So ergab eine BZgA-Umfrage 2013, dass nur 38 Prozent der Deutschen 20 Sekunden lang durchhalten. Um die Zeit einzuhalten, könnte man einen Rat befolgen, den einst das Kinderhilfswerk Unicef gegeben hat: Zweimalhintereinander Happy Birthday beim Händewaschen singen. Dies sei die optimale Dauer, um die meisten gefährlichen Bakterien und Viren zu entfernen.
Wasser allein reicht aber nicht. Andrea Rückle, BZgA-Referentin für Infektionsschutz, erläuterte: „Viele Menschen halten die Hände nur kurz unter laufendes Wasser. Das bringt allerdings wenig.“ Es muss nicht unbedingt eine spezielle antibakterielle Seife sein. Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge erreicht man durch diese keine bakterienfreien Hände. Übrigens: Besonders häufig werden die Daumen beim Waschen vergessen.
Im Spülbecken sind mehr Keime als auf dem Toilettensitz
„Nicht die absolute Häufigkeit des Händewaschens ist entscheidend, sondern der Anlass“, so Rückle. Also etwa nach dem Toilettengang, vor und nach dem Essen, nach Kontakt mit Tieren – und bei der Rückkehr nach Hause. Und auch nachdem man in die Hände geniest oder gehustet hat. Laut Ernst Tabori vom Deutschen Beratungszentrum für Hygiene tummeln sich auf unserer Haut 100 Keime pro Quadratzentimeter. Er sagte: „Nicht die Zahl, sondern die Art der Keime ist entscheidend, ob wir krank werden.“ Gefährlich seien diejenigen Erreger, die Krankheiten auslösen könnten.
Der Hotspot für Infektionen sei jedoch die Küche und nicht das Bad. Dem Facharzt zufolge finden sich auf dem Toilettensitz bis zu 300 Keime pro Quadratzentimeter. Auf dem Spülbecken sind es etwa 30.000. Manche Keimquellen machen aber auch das gründlichste Händewaschen schnell wieder zunichte: Beispielsweise die Türklinke vom Bad. „Und zwar dann, wenn sich der Vorgänger nicht die Hände gewaschen hat“, so Rückle. Auch die Spültaste der Toilette könne eine Quelle für Erreger sein, zum Beispiel wenn jemand anderes eine Magen-Darm-Infektion habe.
Hinweisschilder für Männer
Um das Bewusstsein für bessere Hygiene zu erhöhen, können Hinweisschilder sinnvoll sein – zumindest bei Männern. Wie die dpa berichtet, brachten Forscher an einer US-Universität auf der Herrentoilette vor einigen Jahren Schilder mit der Aufschrift an: „Vier von fünf Männern waschen sich ihre Hände.“ Die Zahl der Händewascher stieg darauf von 77 auf 86 Prozent. Das berichteten die Wissenschaftler damals im Fachblatt „Human Communication Research“. Der von der WHO ins Leben gerufene Internationale Hände-Waschtag wurde erstmals im Jahr 2008 ausgerufen und wird laut den Organisatoren jährlich von Hunderten Millionen Menschen weltweit begangen. (ad, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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