Wegen Cannabis müssen über 10.000 Konsumenten in die Klinik
26.02.2014
Pro Tag müssen in Deutschland durchschnittlich 28 Menschen wegen dem Konsum von Cannabis ins Krankenhaus. 2012 waren es insgesamt über 10.000 Klinikaufenthalte, die auf psychische sowie Verhaltensstörungen durch Cannabinoide entfielen. Die Zahl der Fälle hat sich binnen zehn Jahren fast verdreifacht.
Fälle haben sich verdreifacht
In Deutschland kommen pro Tag durchschnittlich 28 Menschen wegen dem Konsum von Cannabis-Produkten ins Krankenhaus. Wie die Techniker Krankenkasse (TK) am Dienstag in Hamburg unter Berufung auf Daten des Statistischen Bundesamtes mitteilte, entfielen im Jahr 2012 insgesamt 10.142 Klinikaufenthalte in der Bundesrepublik auf die Diagnose „Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide.“ In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Fälle somit fast verdreifacht.
Weit mehr Klinikaufenthalte wegen Alkohol
Den Angaben zufolge waren vier von fünf Patienten mit dieser Diagnose männlich und nur ein Fünftel der Klinikaufenthalte entfiel auf Frauen. Die Patienten blieben statistisch gesehen 12,3 Tage in der Klinik. Allerdings lag laut der Nachrichtenagentur dpa die Zahl der Klinikaufenthalte, die auf Alkohol zurückzuführen waren, weitaus höher: 345.034 Fälle waren damals zu verzeichnen. Und auch die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Opioiden wie beispielsweise Heroin lag mit 26.512 Fällen deutlich höher als wegen Cannabis.
Cannabis als Todesursache angeblich nachgewiesen
Erst vor wenigen Tagen machten Meldungen die Runde, dass deutsche Wissenschaftler nachgewiesen haben sollen, dass der Konsum von Cannabis auch zum Tode führen kann. So hatten Rechtsmediziner der Uniklinik Düsseldorf bei zwei Männern im Alter von 23 und 28 Jahren als Folge ihres Cannabis-Konsum Herzversagen als Todesursache festgestellt. Dr. Benno Hartung, Rechtsmediziner und Mitautor des Fallberichts, der in der Fachzeitschrift „Forensic Science International“ erschienen ist, sagte dazu: „Nach unserem Wissen sind das weltweit die ersten Cannabis-Todesfälle, die komplett nach den heutigen wissenschaftlichen Standards aufgearbeitet wurden.“ Doch an diesen Ergebnissen gibt es auch Zweifel.
1.500 Pfund Marihuana in 15 Minuten konsumieren
Ende der 1980er Jahre hatte die US-amerikanische Drogenaufsichtsbehörde (DEA) verzweifelt versucht, Versuchstiere mit Cannabis umzubringen, um einen LD-50-Wert (die für 50 Prozent der Testpersonen tödliche Dosis) für die Droge zu ermitteln. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass dies physikalisch unmöglich ist. In dem Bericht der DEA heißt es: „Eine Reihe von Forschern hat erfolglos versucht, den LD-50-Wert für Marihuana anhand von Versuchstieren festzustellen. Vereinfacht gesagt konnten die Forscher den Tieren nicht genug Marihuana geben, um ihren Tod herbeizuführen.“ Der LD-50-Wert von Marihuana wird auf 1:20.000 oder 1:40.000 geschätzt. Demnach müsste ein Raucher 20.000 oder 40.000 mal soviel Marihuana konsumieren, wie in einem Joint enthalten ist, um den Tod herbeizuführen. Im DEA-Bericht heißt es, „ein Raucher müsste theoretisch an die 1.500 Pfund Marihuana innerhalb von 15 Minuten konsumieren, um eine tödliche Reaktion hervorzurufen.“
Aspirin tödlicher als Cannabis
Zum Vergleich sei auch angemerkt, dass etwa der LD-50-Wert von Aspirin bei 1:20 liegt und für die überwältigende Mehrheit aller verschreibungspflichtigen Medikamente liegt der Wert bei 1:10 oder oft noch niedriger. Demnach wäre also Aspirin mindestens tausendmal tödlicher als Cannabis. Der Cannabis-Experte Dr. Grotenhermen sieht den Befund der Kollegen aus Düsseldorf skeptisch: „Meistens findet man bei plötzlichem Herztod keine Ursache, und wenn man jetzt bei Betroffenen THC findet, dann sagt das ja über die Ursache nichts aus.“ Doch er verweist auch auf mögliche Gefahren: „Es ist niemandem zu raten, mit Herzerkrankungen Cannabis zu verwenden, und auch niemandem mit einer Schizophrenie.“ (sb)
Autoren- und Quelleninformationen
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