Gentherapie verlängerte das Leben von Mäusen
17.05.2012
Der Wunsch nach dem ewigen Leben ist seit Bestehen der Menschheitsgeschichte immer wieder in Geschichten, Abhandlungen und Aufzeichnungen beschrieben. Schon heute ist die Lebenserwartung der Einwohner in den westlichen Industriestaaten so hoch, wie noch nie. Forscher im Auftrag der Pharmaindustrie arbeiten weltweit an lebensverlängernden Mitteln und Therapien. Würde die Initialzündung gefunden werden, wären den Pharmaherstellern Milliarden-Erträge sicher.
Wissenschaftlern der spanischen Nationalen Krebszentrum ist nach eigenen Angaben ein erster Durchbruch gelungen. Eine Behandlung mit dem Telomerase-Gen konnte im Laborversuch das Leben von ausgewachsenen Mäusen deutlich erhöhen. „Die Tiere litten in Folge an keiner Krebsart und zeigten sich bei bester Gesund“, so das Forscherteam.
Im Versuch therapierten sie Mäuse, die in aller Regel etwa 36 Monate alt werden, im Alter von 12 oder 24 Monaten mit einem „ Adeno assoziierten Virus“. Der Virus wurde manipuliert und enthielt als Träger das Telomerase-Gen, dass den Mäusen injiziert wurde.
Telomerase gilt als verjüngendes Gen
Die Telomerase ist ein Enzym, das aber in den meisten Zellen des Körpers nicht aktiv ist. Das Enzym wurde bereits im Jahre 1985 von Forschern um Elizabeth Blackburn und Carol Greider in Wimper-Tierchen entdeckt. Bald danach avancierte das verjüngende Enzym zum Shootingstar der regenerativen Forschung. Interessant ist das Gen aber auch deshalb, weil es in Stamm-, Immun- und Krebszellen dafür sorgt, dass Chromosomen-Enden, die Telomere, erhalten bleiben. Bei einem natürlichen Alterungsprozess ist dies nicht der Fall.
Im Verlauf der Studie zeigten die Mäuse durch die zusätzliche Gabe der Enzyme eine verbesserte Insulinempfindlichkeit, eine erhöhte Knochenstärke, eine bessere Körper-Koordination sowie eine gute Allgemeinkondition, wie das Team in dem Wissenschaftsmagazin „EMBO Molecular Medicine“ im Studienbericht erläutern. Im Resultat zeigte sich, dass die Lebenszeit durchschnittlich um 24 Prozent verlängert wurde, wenn die Tiere im Alter von einem Jahr den manipulierten Virus geimpft bekamen. Bei den Tieren, die das Telomerase-Gen im Alter von 24 Monaten verabreicht bekamen, verlängerte sich die Lebensspanne um rund 13 Prozent.
Kein Anstieg von Krebserkrankungen
Das Krebsrisiko stieg nicht, wie bei vorangegangen Studien, erklärten die Wissenschaftler. Immer wieder traten bei früheren Versuchen mit dem Telomerase-Gen schwere Nebenwirkungen auf. Die Tiere zeigten eine signifikant gehäufte Anfälligkeit für die Entwickelung von bösartigen Tumoren. Dieser Umstand galt bislang immer als nicht überwindbarer Faktor bei Gentherapien zur Verlängerung der Lebenserwartung. „Die behandelten Mäusen zeigten eine gleiche Krebshäufigkeit, wie die Tiere ohne Gentherapie“, schreiben die Autoren.
Unklar bleibt, ob die Therapie auch auf den Menschen übertragbar ist. Nicht ausgeschlossen bleibt, dass weitere, noch unbekannte Nebenwirkungen auftreten können. Daher seien weitere Forschungsarbeiten von Nöten. (sb)
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