Die Stiftung Warentest beurteilt in ihrem aktuellen Heft vegetarische und pflanzliche Wurst- und Fleischalternativen. Sechs von 20 Produkten erhalten das Gesamturteil ‘gut’. Der VEBU (Vegetarierbund Deutschland) erklärt, warum die Veggie-Wurst das Klima schützt und immer die bessere Alternative zu Rindersalami und Schweinehack darstellt.
“Der VEBU freut sich, dass die Stiftung Warentest ihr aktuelles Heft den immer wichtiger werdenden Fleisch- und Wurstalternativen widmet. Immerhin leben in Deutschland mittlerweile zehn Prozent der Menschen vegetarisch, knapp eine Million leben vegan und mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind sogenannte Flexitarier. Die Ergebnisse sind – wie bei jedem Test – zum Teil erfreulich, zum Teil weniger erfreulich. Wir sind davon überzeugt, dass das ein Ansporn für die Lebensmittelproduzenten ist, das Angebot an vegetarischen und veganen Alternativen weiter auszubauen und die Qualität stetig zu verbessern. Wünschenswert wäre aus unserer Perspektive, bei zukünftigen Tests auch die Umwelt- und Klima-Aspekte in die Beurteilung der Produkte miteinzubeziehen”, so Sebastian Joy, Geschäftsführer des VEBU (Vegetarierbund Deutschland). Getestet wurden vegetarische und vegane Schnitzel-, Frikadellen- und Bratwurstalternativen.
Test vernachlässigt klimarelevante Aspekte
“Den Herstellern das Verbesserungspotenzial für ihre Produkte aufzuzeigen, finden wir gut. Nicht gut ist es, die vielen Vorteile dieser Produkte bei der Beurteilung außer Acht zu lassen. Ein zu einseitiges Urteil greift aus unserer Sicht zu kurz. Es berücksichtigt nicht in ausreichendem Maße die katastrophalen Folgen für Klima, Umwelt und Tiere beim Konsum ähnlicher Produkte aus totem Tier, wenn diese in den direkten Vergleich gesetzt würden. Neben den gesundheitlichen, geschmacklichen und sensorischen Bewertungskriterien, die die Stiftung Warentest ansetzt, sollten noch weitere Aspekte eine Rolle für die Gesamtbeurteilung spielen”, fordert Joy.
Ressourcenverbrauch für die Herstellung von Lebensmitteln im Vergleich
Die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch kann bis zu 15.500 Liter Wasser verbrauchen. Das ist so viel, wie ein in Deutschland lebender Mensch im Durchschnitt in einem Jahr beim Duschen benötigt. Die Erzeugung pflanzlicher Fleisch- und Wurstalternativen benötigt sehr viel weniger Wasser. Der Wettbewerb zwischen ‘Trog und Teller’ wird zulasten vieler Menschen in ärmeren Regionen ausgetragen. Die Tier- und Futtermittelproduktion begünstigt die ungerechte Verteilung von Nahrungsmitteln und verschärft so den Welthunger. Die allermeisten ‘Nutztiere’ werden mit großen Mengen an Kraftfutter aus Getreide und Ölfrüchten wie Soja und Raps gefüttert. Nur 43 Prozent der weltweiten Getreideernte dienen direkt als Lebensmittel. In der EU ist es sogar nur ein Viertel. In vielen Fällen könnten Weizen und andere Getreidesorten unmittelbar für die menschliche Ernährung genutzt werden, auch für die Herstellung von pflanzlichen Fleisch- und Wurstalternativen.
Treibhausgasbelastung durch Tierhaltung
Die Tierhaltung ist Hauptverursacher klimarelevanter Emissionen im landwirtschaftlichen Bereich. Global gesehen ist sie laut FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, für 14,5 Prozent der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Damit emittiert die Tierhaltung mehr als der gesamte Transportsektor. Eine vom VEBU und Greenpeace Österreich gemeinsam in Auftrag gegebene Studie belegt, dass die durch den Fleischkonsum ausgestoßenen Treibhausgase um 95 Prozent reduziert werden, wenn stattdessen auf Fleischalternativen gesetzt wird. “Der Griff zum Veggie-Fleisch ist also in jedem Fall die bessere Wahl”, so Joy.
Ernährungsempfehlung
Jede Form der Ernährung sollte ausgewogen und vielfältig sein. Für vegetarisch und vegane lebende Menschen sowie für Flexitarier bieten fleischfreie und rein pflanzliche Produkte wie Fleisch- und Wurstalternativen eine gute Abwechslung auf dem Speiseplan, der aber überwiegend aus Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchten und Vollkorngetreideprodukten bestehen sollte. Wenig verarbeitete Lebensmittel sind immer gesünder als solche, die stark verarbeitet wurden. Sojawürstchen, Seitanschnitzel und Tempehburger bieten eine Abwechslung auf dem Teller, die der VEBU begrüßt. “Die Unternehmen sind aufgerufen, möglichst naturnahe Produkte herzustellen, die einen guten Geschmack bieten und gesund sind”, empfiehlt Joy.
Veggie-Angebot wächst
Die Konsumenten sind zunehmend kritischer und gut informiert. Sie verlangen nach gesunden Alternativen. In Deutschland leben aktuell rund acht Millionen Vegetarier, das sind 10 Prozent der Bevölkerung, Tendenz steigend. Davon leben rund 900.000 Menschen vegan. Eine repräsentative Umfrage kam außerdem zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 42 Millionen Teilzeitvegetarier bzw. Flexitarier leben, d.h. sie essen an drei oder mehr Tagen pro Woche kein Fleisch. Diese Zahlen haben eine erhebliche Bedeutung für die Wirtschaft in Deutschland. Diese reagiert und bietet eine immer breiter werdende Produktpalette an pflanzlichen und vegetarischen Alternativen an. Die vegane Produktvielfalt wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Laut einer Marktanalyse des Instituts für Handelsforschung (IFH) Köln wurden im Jahr 2015 Umsätze von 454 Millionen Euro mit vegetarischen und veganen Produkten erzielt.
Den Herstellern Chancen zur Weiterentwicklung der Produkte einräumen
“Die Produkte sind, verglichen mit dem Zeitraum, seitdem es Wurst und Fleisch aus Zutaten toter Tiere gibt, noch sehr neu am Markt. Die Hersteller sind daher in einem steten Prozess, die Produkte den Anforderungen der Konsumenten anzupassen, sie weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die Vielfalt der Rohstoffe, aus denen die Wurst- und Fleischalternativen bestehen, wird in den nächsten Jahren zunehmen. Immer öfter werden auch Produkte aus Erbsenprotein, auf Lupinenbasis oder aus heimischen Sojabohnen hergestellt. Die Möglichkeiten, die sich den Produktentwicklern heute bieten, sind vielfältig.
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