Männer leiden aufgrund des Testosterons seltener an Entzündungen
27.07.2011
Das männliche Sexualhormon Testosteron lässt die Körperbehaarung und die Muskeln wachsen, verringert jedoch gleichzeitig das Risiko entzündlicher und allergischer Erkrankungen. Zu diesem Fazit kommen Forscher der Friedrich-Schiller-Universität Jena in einer aktuellen Studie, deren Ergebnisse sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „FASEB Journal“ veröffentlichten.
Testosteron bewirkt nicht nur, dass Männer in der Regel muskulöser sind als Frauen, eine tiefere Stimme haben und eine stärkere Körperbehaarung aufweisen, sondern trägt auch dazu bei, dass die Männer einem wesentlich geringeren Risiko von Entzündungen und allergischen Reaktionen unterliegen. Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben das bereits aus früheren Studien bekannte geringere Risiko entzündlicher Erkrankungen bei Männer genauer unter die Lupe genommen und dabei festgestellt, dass Testosteron die Aktivität des Enzyms Phospholipase D reduziert. Phospholipase D gilt als wesentlicher Faktor bei der Produktion entzündungsfördernder Substanzen in den Immunzellen.
Frauen unterliegen einem erhöhten Risiko entzündlicher Erkrankungen
Bereits seit längerem sei bekannt, dass „an Krankheiten wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder Asthma mehrheitlich Frauen“ leiden, allerdings waren die Ursachen hierfür bisher unbekannt, erklärte Prof. Dr. Oliver Werz, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Universität Jena. Dem Forscherteam um Oliver Werz ist es nun gelungen, Testosteron als entscheidende Einflussgröße für das nachweislich unterschiedliche geschlechtsspezifische Erkrankungsrisiko zu bestimmen. „In einer Reihe von Untersuchungen konnten wir zeigen, dass die Zellen, die für die Entstehung von Entzündungen verantwortlich sind, bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich reagieren“, berichtete Dr. Carlo Pergola, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. Dem Experten zufolge produzierten bestimmte Immunzellen der Frauen fast doppelt so viel entzündungsfördernde Substanzen wie die von Männern. In Zusammenarbeit mit Forschern aus Tübingen, Stockholm und Neapel haben die Wissenschaftler der Universität Jena daher die molekularen Ursachen für diese Unterschiede bei der Produktion entzündungsfördernder Substanzen genauer analysiert.
Testosteron senkt die Enzymaktivität von Phospholipase D
Um die unterschiedliche Anfälligkeit für Entzündungen zu erklären, haben die Forscher Immunzellen von männlichen und weiblichen Probanden isoliert und im Reagenzglas unter anderem die Aktivität der verschiedenen Enzyme getestet. Dabei konnten sie nachweisen, dass die Enzymaktivität der Phospholipase D, welche für die Produktion entzündungsfördernder Substanzen verantwortlichen ist, in männlichen Zellen deutlich geringer ausfiel als in den weiblichen. Bei den anschließenden Untersuchungen stellten die Forscher fest, dass hierfür offenbar das Sexualhormon Testosteron die Ursache bildet. „Interessanterweise verringert sich die Enzymaktivität unter dem Einfluss von Testosteron – auch in den weiblichen Immunzellen“, erklärte Dr. Pergola. Dies könnte nach Ansicht der Forscher auch eine Erklärung für das grundsätzlich geringere Risiko entzündlicher Erkrankungen bei Männern sein.
Geschlechtsspezifische Therapien gefordert
Zudem sollten die aktuellen Ergebnisse nach Ansicht der Forscher auch bei der Prüfung neuer Therapien und Arzneimittel für Entzündungserkrankungen berücksichtigt werden. Die Wissenschaftler um Prof. Dr. Oliver Werz plädierten für geschlechtsspezifisch maßgeschneiderte Therapien. Die bisherige Praxis, bei der „neue Therapien ausschließlich an männlichen Probanden getestet werden“, sei überholt, denn wie auch die aktuelle Studie bestätige, können die gewonnenen Erkenntnisse nicht ohne weiteres auf Frauen übertragen werden, erklärten Werz und Kollegen. (fp)
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