Mediziner: Teure Labor-Tests bei Borreliose sind oft überflüssig
22.03.2015
Nach Ansicht von Experten setzen Ärzte in Deutschland bei Verdacht auf Borreliose zu oft unbegründet auf teure Labortests. Ein ausführliche Befragung des Patienten sowie „Blickdiagnostik“ würden in den meisten Fällen ausreichen.
Labordiagnostik oft überflüssig
Nach Ansicht der deutschen Borreliosegesellschaft setzen Ärzte bei Verdacht auf Borreliose nach einem Zeckenstich (umgangssprachlich auch Zeckenbiss) zu oft unbegründet auf kostspielige Laboruntersuchungen. Wie der Frankfurter Mediziner Klaus-Peter Hunfeld bei einer Tagung der Gesellschaft erklärte, sei beim Großteil der Verdachtsfälle ein roter Ring auf der Haut als wichtigstes Anzeichen so offensichtlich, dass Labordiagnostik überflüssig sei. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa sagte er: „Da reichen Blickdiagnostik und eine gründliche Befragung der Patienten.“
Zehntausende Fälle in Deutschland
In Deutschland ist Borreliose die häufigste von Zecken übertragene Krankheit. Laut dem Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) wurden im vergangenen Jahr allein für Ostdeutschland rund 5.000 Fälle erfasst, der Großteil davon in Brandenburg und Sachsen. Im Osten sind 2015 bislang rund 250 Erkrankungen gemeldet worden. Auch wenn keine flächendeckende Meldepflicht für Borreliose existiert, gehen Schätzungen von jährlich Zehntausenden Fällen in der ganzen Republik aus. Zum Vergleich sei hier auf Zahlen einer anderen, ebenfalls von Zecken übertragenen Infektionskrankheit verwiesen: 283 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) registrierte das RKI 2014 bundesweit.
Keine Schutzimpfung gegen Borreliose
Bei Borreliose gelangen durch den Stich einer infizierten Zecke Bakterien (Borrelien) ins Blut. Neben einem roten Ring oder Fleck um die Einstichstelle (auch Wanderröte genannt) gehören Muskel- und Gelenkschmerzen zu den häufigen Symptomen. Auch Abgeschlagenheit, Nachtschweiß und Fieber können auftreten. Behandelt wird die Erkrankung mit Antibiotika. Eine vorbeugende Impfung gegen Borreliose gibt es im Gegensatz zur Viruserkrankung FSME nicht. Wenn Infizierte nicht oder nicht ausreichend behandelt wurden, können sie schwere und chronische Symptome entwickeln.
Sich vor Zecken schützen
Gesundheitsexperten raten immer wieder dazu, sich so weit wie möglich vor Zecken zu schützen. So sollte man bei Spaziergängen und Wanderungen in Wald und Wiesen Mückenschutzmittel auftragen, das auch gegen Zecken wirkt. Auch zu langen Hosen wird geraten und dazu, sich die Strümpfe über die Hosenbeine zu ziehen, da eine wichtige Eingangspforte für die Zecke unten am Hosenbein ist. Nach dem Aufenthalt im Freien ist es wichtig, den Körper gründlich abzusuchen und Zecken zu entfernen, sobald man sie findet und die Einstichstelle gründlich zu desinfizieren. (ad)
>Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.