Die chinesische Kampfkunst Tai-Chi Chuan (abgekürzt „Tai-Chi“) liegt weltweit im Trend und wird auch hierzulande immer beliebter. Mit gutem Grund, denn das so genannte „chinesische Schattenboxen“ sorgt nicht nur für stärkere Muskeln und eine bessere Beweglichkeit, sondern wirkt zugleich beim Stressabbau und lindert vielfältige körperliche Beschwerden. Doch wer Tai Chi erlernen möchte, sollte bestimmte Voraussetzungen erfüllen und unbedingt professionelle Anleitung suchen. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ geben Experten Tipps, auf was beim Schattenboxen geachtet werden sollte.
Mehre Millionen Anhänger weltweit
In China stellt das Taijiquan bzw. Tai-Chi Chuan (kurz: Tai-Chi) einen Volkssport dar, aber auch in der westlichen Welt erfährt die traditionelle Kampfkunst immer mehr Popularität und wird mittlerweile von mehreren Millionen Menschen praktiziert. Kennzeichnend für das Schattenboxen sind zeitlupenartige Bewegungen, die in Kombination mit einer konzentrierten Atmung durchgeführt werden und eng verwandt mit den Übungen im Qigong sind. Die steigende Beliebtheit des so genannten „Schattenboxens“ lässt sich leicht erklären – denn Tai Chi wirkt als Fitnesstraining und Entspannungsmethode zugleich.
Mehr Muskelkraft und Körperstabilität durch Schattenboxen
„Obwohl Tai-Chi keineswegs mit Ausdauertraining vergleichbar ist, gibt es Hinweise darauf, dass Tai-Chi mehr ist als nur Entspannung”, sagt Dr. Romy Lauche vom Lehrstuhl für Naturheilkunde und Integrative Medizin an der Universität Duisburg-Essen gegenüber der „dpa“. Denn „Studien beschreiben einen Zuwachs an Muskelkraft und Körperstabilität.“ Zudem würde die Balance verbessert, was einen wichtigen Aspekt darstellen, „da insbesondere ältere Menschen durch Tai-Chi-Übungen möglicherweise Stürzen vorbeugen können”, ergänzt Lauche. Dementsprechend sei Tai Chi im Prinzip für jeden geeignet, in den USA gehöre die Kampfkunst laut der Expertin sogar schon zum Angebot in Senioreneinrichtungen.
Das ist längst nicht alles, denn auch bei vielen Erkrankungen kann Tai-Chi zu einer Linderung der Beschwerden beitragen und Krankheitsverläufe positiv beeinflussen. „Ich möchte hier Herz-Kreislauferkrankungen, vegetative Störungen, Knieprobleme aller Art, Rückenschmerzen bis hin zum Bandscheibenvorfall, sowie Tinitus nennen“, so der Präsidenten der europäischen Tai Chi Vereinigung TCFE, Sifu Nils Klug, im Gespräch mit Heilpraxisnet.de. Dies gelte auch für eine Vielzahl rheumatischer Erkrankungen oder sogar Morbus Parkinson, denn auch hier würden sich viele positive Effekte finden, so Lauche weiter.
Bei Krankheit oder Schädigungen immer erst einen Arzt aufsuchen
„Tai Chi Chuan steht auf drei Säulen: Gesundheit, Meditation und Kampfkunst. Die Wichtigste ist Gesundheit. Tai Chi Chuan ist ein allgemein gesundheitsförderndes System. Es wird somit in erster Linie für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden praktiziert“, erklärt Nils Klug. Doch auch wenn Tai Chi grundsätzlich für jedes Alter und sogar bei vielen chronischen Krankheiten durchgeführt werden kann, „[…] sollte man bei bestehender Krankheit oder Schädigung immer Rücksprache mit einem Arzt halten”, rät Professor Ingo Froböse vom Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln.
Schattenboxen sollte keinesfalls auf eigene Faust z.B. mithilfe eines Videos oder Buchs, sondern immer unter Anleitung gelernt werden. Denn „damit die langsamen, kontrollierten und fließenden Übungen korrekt ausgeführt werden, ist eine professionelle Anleitung unabdingbar”, ergänzt Froböse. Bleibt diese aus, kann es hingegen schnell zu unbemerkten Fehler kommen, welche wiederum zu Fehlbelastungen oder Schädigungen führen können.
Vor Trainingsbeginn die eigenen Ziele reflektieren
Vor Beginn des Trainings ist es sinnvoll, sich mit den verschiedenen Ausprägungen des Tai Chi zu beschäftigen, die von esoterischen über gesundheitsorientierte Ansätze bis hin zu einer kampforientierten Selbstverteidigung reichen. Dementsprechend sollte vor der Suche nach einem geeigneten Lehrer genau überlegt werden, wo die persönliche Motivation liegt. Denn wer vor allem auf Fitness und Entspannung setzt, könnte bei einem kampforientierten Lehrer schnell enttäuscht werden.
„Da hilft nur eins: Auf die Ausbildung des Lehrers achten, sagen, was man will und welche gesundheitlichen Einschränkungen man hat“, sagt die Vorsitzende des Deutschen Dachverbands für Qigong und Taijiquan (DDQT), Angela Menzel. Besteht das Angebot für eine Schnupperstunde, sollte der Expertin nach einfach ausprobiert werden, ob das Training den eigenen Vorstellungen entspricht. Zudem sei es ratsam, sich nicht gleich auf ein Jahr festzulegen, sondern z.B. durch einen Zweimonatsvertrag erst einmal zu prüfen, ob das Schattenboxen und der Trainer zu einem passen.
Bei der Krankenkasse über möglichen Zuschuss informieren
Um als Kursleiter mit dem Gütesiegel des Deutschen Dachverbands für Qigong und Taijiquan e.V. (DDQT) ausgezeichnet zu werden, müssten die Trainer eine anerkannte Ausbildung mit mindestens 250 Stunden innerhalb von drei Jahren absolvieren, erklärt Angela Menzel. „Die Lehrer sind ganz einfach über die Postleitzahl auf der Website des DDQT zu finden”, so die Expertin weiter.
Da es sich bei Tai Chi um eine anerkannte Technik zum Stressabbau handelt, übernehmen einige Krankenkassen anteilig die Kosten für ein entspannungsorientiertes Training. Hier sollten Interessierte jedoch darauf achten, dass sie neben der richtigen Kursart auch einen Anbieter wählen, der von der eigenen Krankenkasse zertifiziert ist. Informationen hierzu können direkt bei der Kasse eingeholt werden, häufig finden sich diese auch auf der jeweiligen Website. (nr)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.