Therapie gegen Krebs mit Milzbrand-Bakterium
29.09.2014
Milzbrand (Anthrax) ist eine Infektionskrankheit, die häufig tödlich endet. Selbst als Biowaffe wurde der Erreger Bacillus anthracis eingesetzt. Doch das Bakterium gehört nicht nur zu den Schreckgespenstern von Ärzten, sondern könnte möglicherweise auch einen neuen Therapieansatz gegen Krebs liefern.
Unter Medizinern gefürchtet
Unter Medizinern ist Bacillus anthracis gefürchtet, weil der Milzbranderreger sehr effektiv toxische Proteine in gesunde menschliche Zellen schleusen kann. Wie „Spektrum.de“ schreibt, wollen Bradley Pentelute vom Massachusetts Institute of Technology und seine Kollegen nun aber mit genau dieser Waffe Tumore schlagen und damit Krebs besser bekämpfen. Die Forscher entfernten dazu bestimmte Abschnitte der verantwortlichen Enzyme des Bakteriums, die für die Vergiftung der Zellen verantwortlich sind, weil sie wichtige Zellprozesse zerstören. Wie berichtet wird, blieb nur die Sektion übrig, die an die Zelle andockt und über einen schmalen Zugang die Proteine in ihr Ziel schleust.
Die Wissenschaftler rüsteten statt seiner tödlichen „Fracht“ die entwaffneten Bakterien mit zwei künstlich erzeugten Antikörperproteinen aus. Indem diese den Stoffwechsel der Tumore lahmlegen, sollen sie die Krebszellen abtöten. In den vergangenen Jahren haben Antikörpertherapien zunehmend das Interesse der Mediziner geweckt, da sich damit Krebs gezielt bekämpfen ließe. Sie stehen jedoch alle noch vor einer großen Hürde: Es sei nämlich bislang noch extrem schwierig, die wertvolle Fracht in die gefährlichen Zellen zu bekommen. Dies könnte in Zukunft möglicherweise das Bacillus anthracis leisten. Die nützliche Umrüstung des Bakteriums gelang bereits im Reagenzglas. Pentelute und seine Kollegen planen als nächstes Versuche an krebskranken Mäusen.
Todesfälle in Deutschland vor zwei Jahren
Der Erreger Bacillus anthracis verursacht die oft tödlich verlaufende Infektionskrankheit Milzbrand, auch Anthrax genannt. Das Bakterium wurde sogar als biologische Waffe eingesetzt. In Deutschland kam es durch den Milzbranderreger im vorvergangenen Jahren zu mindestens zwei Todesfällen und drei weiteren Infektionen. Damals sei der Erreger dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge in verunreinigtem Heroin vermutlich aus Großbritannien nach Deutschland gelangt. Derartiges Heroin sei in der dortigen Drogenszene bereits seit 2009 im Umlauf gewesen. (ad)
Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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