Erste Studie benennt Gesamtkosten für Borderline-Syndrom
26.11.2014
Wie die Fachzeitschrift Behaviour Research and Therapy berichtet, haben Psychologinnen und Psychologen der TU Braunschweig zum ersten Mal eine Kostenaufstellung für durch Borderline entstandene Unkosten aufgestellt. Dabei kommen die Forscherinnen und Forscher in ihrer Studie zu einer Gesamtsumme von rund 8,69 Milliarden Euro, die jährlich das Gesundheitssystem und die Wirtschaft belasten. Demnach würden sich die Kosten um etwa 1,5 Milliarden Euro einsparen, wenn sich auch nur die Hälfte der Patienten behandeln ließe.
Großer Schaden durch seltene Krankheit
Der Studie zufolge hat die Persönlichkeitsstörung nicht nur für die Patienten drastische Auswirkungen: „Die BPS verursacht, obwohl sie selten ist, hohe Kosten für das Gesundheitssystem, zum Beispiel durch häufige Krankenhausaufenthalte und Aufnahmen in der Notfallambulanz“, erklärt Dr. Christoph Kröger. „Für die Gesellschaft ergeben sich weitere Kosten, beispielsweise durch Arbeitslosigkeit oder Frühverrentung. Dazu kommen krankheitsbedingte Fehltage, sofern die Betroffenen noch erwerbstätig sind“, so der Leiter der Psychotherapieambulanz der TU Braunschweig. Dabei kommt die Studie zu einer Gesamtsumme von 8.69 Milliarden Euro jährlich, die sich direkt oder indirekt aus den Folgen der Erkrankung ergeben und somit das Gesundheitssystem, die Wirtschaft und die Sozialkassen belasten. „Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass wir es nicht nur mit einem medizinischen Problem zu tun haben, sondern wir uns als Gesellschaft, vor allem in Fragen der Früherkennung und Therapie, den Betroffenen verstärkt zuwenden müssen“, appelliert Kröger.
Jeder Patient zählt- Therapie lohnt sich
Die sogenannte Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT) gilt als international anerkannte Psychotherapie. Demnach haben Studien belegt, dass sich mithilfe einer Kombination von Einzeltherapien, Gruppentherapien und Telefoncoaching das Leiden der Betroffenen verringern und ihre Lebensqualität verbessern lasse. Da die Therapie als kostenintensiv und aufwendig gilt, haben die Forscher nun in ihrer Studie untersucht, inwieweit sich die Therapie kostensenkend auswirkt. „Die BPS verursacht, obwohl sie selten ist, hohe Kosten für das Gesundheitssystem, zum Beispiel durch häufige Krankenhausaufenthalte und Aufnahmen in der Notfallambulanz“, erklärt Dr. Christoph Kröger.
„Für die Gesellschaft ergeben sich weitere Kosten, beispielsweise durch Arbeitslosigkeit oder Frühverrentung. Dazu kommen krankheitsbedingte Fehltage, sofern die Betroffenen noch erwerbstätig sind“, so der Leiter der Psychotherapieambulanz der TU Braunschweig. Dementsprechend kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass sich durch die Reduktion des selbstverletzenden Verhaltens auch die Behandlungskosten für Krankenhausaufenthalte, Krankentransporte und Notfallbehandlungen deutlich senken. „Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Investition in die DBT-Behandlung finanziell gesehen, bereits ab dem ersten Patienten lohnt. Unabhängig davon, wie viele Betroffene bereit wären, sich behandeln zu lassen, fällt die Kosten-Nutzen-Relation bei einer erfolgreichen Therapie stets positiv aus“, erläutert Eva-Maria Wunsch. „Nach unseren Schätzungen könnten für jeden investierten Euro rund 1,52 Euro pro Jahr gespart werden“, ergänzt die angehende Psychotherapeutin.
Auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet würden sich so Einsparungen von rund 1,5 Milliarden Euro für Gesundheitssystem, Gesellschaft und Wirtschaft ergeben, wenn sich nur jeder zweite Patient behandeln ließe. „Mit unseren Studienergebnissen möchten wir Entscheidungs- und Kostenträgern aufzeigen, dass es sich für die Betroffenen und für die Gesellschaft im besten Sinne ‚lohnt‘, derartig aufwendige und damit auch kostenintensive Therapien in Deutschland zu verbreiten und zu finanzieren“, fasst Dr. Christoph Kröger zusammen.
Borderline Syndrom
Beim Borderline Syndrom handelt es sich um eine relativ seltene psychische Erkrankung, die laut Experten ca. 0,5 bis 1,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland betrifft. „Betroffene berichten von Gefühlen, die Achterbahn fahren und nicht zu steuern sind. Häufig sind die zwischenmenschlichen Beziehungen von Höhen und Tiefen geprägt. Meist weisen Betroffene noch zusätzlich Essstörungen und Angststörungen auf“, erklärt Dr. Kröger. Aufgrund der Begleiterscheinungen werde die Krankheit demnach häufig nicht sofort als solche erkannt und deshalb auch nicht entsprechend therapiert, mit fatalen Folgen für die Patienten: „Die Betroffenen leiden so stark unter ihrer Störung, dass sich 70 Prozent selbst verletzen und etwa 80 Prozent mindestens einen Suizidversuch in ihrem Leben unternehmen“, erläutert der Leiter der Psychotherapieambulanz der TU Braunschweig. (sb)
Bild: Dörthe Huth / pixelio.de
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